ADAC Test: Lenkräder ohne gesundheitliche Schadstoffe

Das Lenkrad ist das einzige Bauteil im Fahrzeug, das in ständigem und unmittelbarem Hautkontakt mit dem Fahrer steht. Deshalb ist es besonders wichtig, dass hier keine gesundheitsschädlichen Substanzen enthalten sind. Wir haben mehrere Pkw-Modelle auf Schadstoffe getestet.
Die Oberfläche moderner Lenkräder besteht oft aus Kunststoff oder ist mit Leder überzogen. Da das Lenkrad durch Schweiß, Talg, Hautpflege- und Reinigungssubstanzen starken chemischen sowie durch den ständigen Handkontakt auch hohen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt ist, muss es sehr robust und widerstandsfähig sein.
Lenkradmaterialien im ADAC Test
In einer ADAC Studie wurde 2017 an Kunststoff- und Lederlenkrädern aus gängigen Fahrzeugmodellen stichprobenartig überprüft, ob es zu Auffälligkeiten oder gar Überschreitungen im Bereich der gesetzlich limitierten Substanzen wie etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Azofarbstoffe und Flammschutzmittel kommt.
Hierzu wurden sechs Lenkräder von fünf verschiedenen Modellen direkt als Originalersatzteil erworben und auf bis zu 39 unterschiedliche chemische Substanzen untersucht. Die Schadstoffbelastung bestimmte das akkreditierte Prüflabor Dr. Graner & Partner GmbH.
In der Auswahl: Der Dacia Sandero als günstigster Neuwagen (Kunststofflenkrad), der VW Golf als in Deutschland meistverkaufter Neuwagen (ein Kunststoff- und ein Lederlenkrad) sowie die sehr verkaufsstarken Modelle Toyota Yaris (Kunststofflenkrad) und Ford EcoSport aus Südamerika (Lederlenkrad). Zusätzlich wurde beispielhaft ein Suzuki/Maruti EECO ausgewählt, der ausschließlich für den indischen Markt bestimmt ist, um einen Qualitätsvergleich zu Fahrzeugen des europäischen Markts zu erhalten.
Schadstoffe: Grenzwerte werden nicht überschritten
Die Ergebnisse sind überraschend positiv: Keines der Lenkräder überschritt die Grenzwerte. Hierbei zeigte sich kein Unterschied zwischen Leder- und Kunststofflenkrädern. Alle sechs Lenkräder sind nicht nur als schadstoffarm anzusehen: Die meisten getesteten Substanzen liegen sogar unter der Nachweisgrenze. Nur wenige Schadstoffe waren daher in der Untersuchung überhaupt festzustellen – und selbst diese liegen deutlich unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts.
Die beiden einzigen Lenkräder, in denen überhaupt Schadstoffe nachgewiesen wurden, sind die Kunststofflenkräder des VW Golf sowie des Toyota Yaris. Bei beiden muss betont werden, dass die Werte deutlich unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts liegen.
Fahrzeug | Material | Nachgewiesener Schadstoff | Wert | Gesetzlicher Grenzwert |
---|---|---|---|---|
VW Golf VII | Leder | Vollständig unter Nachweisgrenze | ||
VW Golf VII | Kunststoff | Summe der 18 PAK | 1,24 mg/kg | < 10 mg/kg |
Toyota Yaris (2017) | Kunststoff | Summe der 18 PAK | 0,28 mg/kg | < 10 mg/kg |
Dacia Sandero (2017) | Kunststoff | Vollständig unter Nachweisgrenze | ||
Suzuki/Maruti EECO* | Kunststoff | Vollständig unter Nachweisgrenze | ||
Ford EcoSport (2017) | Leder | Vollständig unter Nachweisgrenze |
Kriterien der Studie
Die Materialproben wurden auf folgende Inhaltsstoffe untersucht:
Leder:
- Kurzkettige Chlorparaffine (SCCP)
- Azofarbstoffe
- Chrom VI
Kunststoffe:
- Kurzkettige Chlorparaffine (SCCP)
- Phthalate
- Kadmium
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
- Flammschutzmittel
- Organozinnverbindungen
Die Benotung der gemessenen Schadstoffe erfolgte anhand einschlägiger Richtlinien wie etwa "Reach" (1907/2006/EG), EN 71-9, 76/769/EWG, ChemVerbotsV.
Bei den untersuchten Schadstoffen handelt es sich ausnahmslos um Stoffe, die durch einen gesetzlichen Grenzwert beschrieben sind. Sie stehen nicht nur im Verdacht, sondern sind nachweislich gesundheitsschädlich. Typische Folgen können beispielsweise ein erhöhtes Hautkrebsrisiko sowie allergieähnliche Reaktionen sein.