Lost Places in Deutschland: Sieben Tipps

Ein Opel Olympia, Baujahr 1950, im Auto-Skulpturenpark im Neandertal
Ein Opel Olympia, Baujahr 1950, im Auto-Skulpturenpark im Neandertal © imago images/Kraft

Stillgelegte Fabriken, aufgegebene Hotels, ehemalige Freizeitparks und Schwimmbäder: Lost Places, also verlassene Orte, kann man auch in Deutschland erkunden.

Es gleicht einer Reise in die Vergangenheit, Lost Places zu betreten. Die verlassenen, manchmal vergessenen Gebäude faszinieren auch hierzulande immer mehr Menschen. Manche Hobbyfotografen und Abenteurer steigen illegal in Häuser ein, um eine möglichst unberührte, noch nicht fotografierte Szenerie abzulichten. Die hier vorgestellten Lost Places können Sie jedoch ganz legal entdecken.

Teufelsberg mit US-Abhörstation, Berlin

Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin mit Graffiti
Wände hoch: Streetart an der Abhörstation auf dem Berliner Teufelsberg © imago images/Joko

Auf dem Teufelsberg im Berliner Ortsteil Grunewald hat sich ein Relikt des Kalten Krieges erhalten: In dem Gebäude mit den markanten Antennenkuppen, den sogenannten Radomen, hörten Amerikaner und Briten früher weite Teile des Ostblocks ab. 1500 Leute arbeiteten in drei Schichten in der abgeschotteten Anlage, um die Sowjets und das DDR-Regime auszuspionieren. Nach der Wiedervereinigung zogen die Alliierten ab. Die Radaranlagen wurden noch ein paar Jahre zur zivilen Luftüberwachung des Flugverkehrs genutzt.

Heute können Interessierte die ehemalige Abhörstation ganz legal erkunden. Zu entdecken gibt es nicht nur zahlreiche Überbleibsel der Vergangenheit, sondern auch jede Menge Kunst: Das Areal zählt zu den größten Streetart-Galerien Europas.

Teufelsberg Berlin*

Spreepark, Berlin

Ein Tigermaul, in das Achterbahnschienen führen in einem Park
Die Achterbahn "Spreeblitz" gehörte zu den beliebtesten Fahrgeschäften des früheren Freizeitparks© Shutterstock/Takako Picture Lab

1969 eröffnete im Osten Berlins unter dem Namen "Kulturpark Plänterwald" der einzige Freizeitpark der DDR. Wahrzeichen war das 45 Meter hohe Riesenrad. Nach der Wiedervereinigung wurde der Park an westliche Standards angepasst, geriet aber zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. 2002 wurde das Areal geschlossen und ist seither ein beliebter Lost Place in der Hauptstadt.

Jahrelang lag das Gelände ungenutzt brach. Mittlerweile wird es durch das Land Berlin runderneuert und soll bis 2026 als "Kunst- und Kulturpark" wiedereröffnen. Bei Führungen können Besucher derzeit noch den einzigartigen Charme des verwilderten, stillgelegten Spreeparks erleben.

Spreepark Berlin*

Freisebad in Görlitz, Sachsen

Altes verlassenes Schwimbad in einem großen Gebäude mit gemauerten Bögen
Verlassener Badetempel: Freisebad in Görlitz © Dirk John/djott.de

Dieser Lost Place stammt aus einer Zeit, als Schwimmbäder noch Badeanstalten hießen und vor allem der Körperhygiene dienten. 1887 gründete der Magdeburger Sanitätsrat Walter Freise eine Kaltwasser-Heilanstalt in der Görlitzer Innenstadt. Wannen- und Dampfbäder wurden im Freisebad angeboten, genauso wie Sole-, Fichtennadel- und Moorbäder. Auch ein Schwimmbecken gab es, was zur damaligen Zeit längst nicht für alle Badeanstalten galt.

Später wurde das Freisebad durch die Stadt betrieben, die es 1996 schloss. Das Gebäude, das im 2014 erschienenen Film "Grand Budapest Hotel" als Kulisse diente, kann im Rahmen von Touren des Vereins Görlitz 21 oder an Denkmaltagen besichtigt werden.

Mehr Infos bei Görlitz 21* sowie bei Görlitz Tourismus*

Auto-Skulpturenpark im Neandertal, NRW

Schöner rosten: Ein Opel Olympia im Auto-Skulpturenpark Neandertal © imago images/Kraft

Umschlungen von Wurzeln und überwuchert von Gestrüpp rosten im Neandertal nahe Düsseldorf 50 Oldtimer vor sich hin: ein Opel Olympia etwa, ein Jaguar XK 120, Cadillac, Buick Super, Goggomobil … Autohändler Michael Fröhlich, der in der Vergangenheit als Modedesigner, Rennfahrer und Sportwagenbauer tätig war, legte sich die kostbaren Raritäten einst anlässlich seines 50. Geburtstags zu – um sie, nun ja, dem pittoresken Verfall zu überlassen.

Bremsflüssigkeit und Öl hat Fröhlich natürlich entfernt, bevor er sie auf seinem rund 20.000 Quadratmeter großen Waldgrundstück arrangierte. Seither werden die Oldies immer mehr zu einem Teil der Natur. Wer will, kann das kuriose Gesamtkunstwerk besichtigen, zu dem übrigens auch Roller, Motorräder, ein Flugzeug und eine Pferdekutsche gehören.

Infos: Neandertal 11, 40699 Erkrath. Eintritt sonntags ab 13 Uhr nach Voranmeldung unter Tel. +49 211 32 28 09, Preis: 10 Euro, mit Fotografieren 20 Euro

Hotel Waldlust in Freudenstadt, Baden-Württemberg

Blick durch große Räume in einem verlassenen Gebäude
Blick in die Gesellschaftsräume des ehemaligen Hotels Waldlust © adobe.stock.com/Dimitri Metz

Himmelbetten, Kronleuchter, Samtsessel: Ein Großteil der Inneneinrichtung des ehemaligen Grandhotels Waldlust ist noch da. In der noblen Herberge, die 140 Zimmer, 60 Privatbäder, 100 Liegebalkone und einen Ballsaal zu bieten hatte, residierten Anfang des 20. Jahrhunderts Könige, Fürsten und Filmstars. Sie genossen den Luxus und die Aussicht bis zur Schwäbischen Alb.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus vorübergehend zu einem Lazarett umfunktioniert. Von 1945 an fungierte es dann ein paar Jahre als Privatkrankenanstalt, bevor der Parallelbetrieb von Krankenhaus und Hotel im November 1949 untersagt wurde. Fortan war die Waldlust wieder ausschließlich ein Hotel – bis sie 2005 endgültig geschlossen wurde.

Seither diente das denkmalgeschützte Haus als Drehort für einen Horrorfilm und einen Krimi, auch Mode-Shootings fanden in den prunkvoll-morbiden Gemäuern schon statt. Der Verein Denkmalfreunde Waldlust bietet Fototouren und spezielle Themenführungen an.

Denkmalfreunde Waldlust*

Porzellanfabrik in Arzberg, Bayern

Teller, Formen, Porzellan in deiner verlassenen Porzellanfabrik
Teller in der verlassenen Porzellanfabrik im bayerischen Arzberg © Dirk John/djott.de

Arzberg im oberfränkischen Fichtelgebirge ist berühmt für Porzellan. Rohstoffe, die für die Herstellung erforderlich sind, finden sich reichlich in der Umgebung. Der Bedarf an Tellern, Tassen und Co. war besonders nach dem Zweiten Weltkrieg riesig, als viele Menschen ihr Hab und Gut verloren hatten. In den 1980er-Jahren begann der Niedergang der Branche, als Ware aus Asien und Osteuropa sehr billig zu haben war. Die meisten Werke mussten schließen.

Ein Überbleibsel ist diese Fabrik, in der Maschinen, Regale, Werkzeuge und jede Menge Porzellan erhalten sind. Wer will, kann den geheimnisvollen Ort im Rahmen einer geführten Tour mit der Foto-Faktorei besichtigen. Das Unternehmen ist auf Besuche von Lost Places spezialisiert.

Foto-Faktorei*

Geisterbahnhof im Münchner Olympiapark, Bayern

Ein Verlassener Bahnhof aus Beton mit Graffitis
Bahnfrei: An der Haltestelle München Olympiastadion hält schon lange kein Zug mehr © imago images/Ralph Peters

Erbaut im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1972 in München, sollte der Bahnhof München Olympiastadion das bis dahin nur via U-Bahn erreichbare Olympiagelände auch per S-Bahn erschließen. Den ersten Einsatz hatte die neue Station anlässlich des Fußball-Länderspiels Deutschland – Sowjetunion am 26. Mai 1972.

Nach der Fußball-EM 1988 wurde der Bahnhof stillgelegt. Die unter Denkmalschutz stehende Ruine ist seither sich selbst überlassen und wird zusehends von der Natur zurückerobert. Betreten werden darf sie nicht, kann aber von außen besichtigt werden.

Olympiapark München*

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