VW T6.1 California Ocean: Gute Noten im ADAC Test
Die neueste Version des Kult-Campers hat viele Stärken, aber bietet serienmäßig nicht genug. Die Aufpreis-Politik von VW stört die Tester.
Preis des VW California Ocean: Ohne Extras ab 76.600 Euro
Sichere und agile Fahreigenschaften, kurze Bremswege
Guter Schlafkomfort im Dachbett und auf umgelegter Rückbank
Dieser Camper ist längst Kult: Seit 1988 ist der VW California auf dem Markt, wurde schnell weltweit ein Bestseller. Die jüngste Version des Campingbusses, den VW T6.1 California Ocean, hat der ADAC jetzt unter die Lupe genommen. Der ADAC testet regelmäßig Camper aus der Bus- und Kastenwagenklasse – immer nach identischen Kriterien, damit alle Testkandidaten miteinander vergleichbar sind.
California Ocean: Ein alltagstauglicher Campingbus
Mit einer Länge von 4,90 Metern geht der Camper glatt als Kompaktwagen durch. Und mit 1,99 Metern Höhe kommt man mit ihm auch in fast alle Tiefgaragen. Der Ocean ist damit ein alltagstauglicher Campingbus.
Bei der Verarbeitung waren die Tester dagegen enttäuscht. "Hier lässt es VW merklich schleifen", sagt ADAC Projektleiter Christoph Pauly, "so wird im teuren Ocean ein dem Anschein nach gleiches Armaturenbrett wie in der Transporterversion des T6.1 verbaut." Weder die Materialien noch die Verarbeitung passen laut Pauly zum Anspruch eines 90.000-Euro-Campers – so teuer war das getestete Fahrzeug. Die Basisversion kostet rund 76.600 Euro.
Eine schöne Idee ist die Heckklappe mit zwei integrierten Campingstühlen – der passende Tisch befindet sich in der Schiebetür. Das dadurch natürlich höhere Gewicht der Heckklappe überforderte im Test allerdings die Gasdruckfedern: Die Klappe ließ sich nur mit Nachdruck ganz öffnen und hielt auch nicht immer in der obersten Position. "Das ist bei den winterlichen Temperaturen beim Test technisch gesehen nachvollziehbar", so Projektleiter Pauly, "aber VW könnte sicher mehr Entwicklungszeit in dieses Detail stecken."
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Nützliche, aber teure Extras für den California Ocean
Vollgetankt durfte der Testwagen 460 Kilo zuladen. Nicht schlecht, alltagstauglich, aber auf einer Reise mit der Familie ist das nicht viel. Die ADAC Familienzuladung sieht zwei Erwachsene mit je 75 Kilo, zwei Kinder (je 50 Kilo), 25 Kilo Gepäck pro Person sowie 200 Kilo Grundgepäck vor – Fahrräder, Geschirr und ähnliche Dinge. "Das wären insgesamt 90 Kilo mehr, als der Testwagen erlaubt", sagt ADAC Campingexperte Martin Zöllner, Mitglied des Testteams. "Das ist allerdings ein Problem, das viele Campingfahrzeuge haben."
Als gut erwies sich der VW California Ocean im Test in Sachen Licht, Sicht und Rangieren. Serienmäßig sind LED-Scheinwerfer mit Abbiegelichtfunktion per Nebelscheinwerfer. Und eine Stärke ist der Parkassistent, auch für den Anhängerbetrieb. Den gibt es aber wie Rundumsicht- oder Rückfahrkamera sowie Parksensoren nur gegen Aufpreis.
Extra zahlen muss auch, wer mehr Sicherheit als Müdigkeitserkennung und ESP (beides serienmäßig) möchte. Das gilt für Assistenzsysteme wie Spurhalte- oder Totwinkelassistent, ein Notbremssystem inklusive Abstands- und Kollisionswarner oder das direkt messende Reifendruckkontrollsystem.
Gelungenes Fahrwerk, gut beim Ausweichtest
Ein starker Motor, der zügig anspricht, ein gutes Getriebe, agiles Fahrverhalten – mit den Fahrleistungen des VW California Ocean waren die Tester zufrieden. Das gilt auch für die Bremsen und die Lenkung, laut Projektleiter Pauly "im Campingumfeld definitiv eine der besten".
Den ADAC Ausweichtest meistert der California Ocean souverän, erreicht Pkw-Niveau. "Unter Campingbussen gibt er mit seiner selbst ohne optionale dickere Stabilisatoren nicht übermäßigen Wankneigung den Dynamiker", sagt Pauly.
Der Innenraum des VW California Ocean
Im Cockpit fanden die Tester viel Positives: Der Touchscreen ist im Vergleich zum Vorgänger des VW California Ocean größer geworden und bietet eine bessere Grafik. Beim Infotainmentsystem gibt es eine teurere Variante (Discover Pro) und eine günstigere mit praktischen Direktwahltasten für die gängigsten Funktionen. "Gut zu bedienen", sagt Projektleiter Pauly, "aber dass Regen- und Lichtsensor Aufpreis kosten, ist bei einem Basispreis von fast 77.000 Euro ein Witz."
Bei den Sitzen hat der Käufer die kostenfreie Wahl zwischen Dreh- und in der Höhe einstellbaren Sitzen – beides zusammen geht nicht. Nur gegen Aufpreis gibt es elektrisch einstellbare Sitze, drehbar sind aber auch die nicht. "Wer also in bester Campingmanier Drehsitze haben möchte", so ADAC Experte Zöllner, "muss auf fast alle Einstellmöglichkeiten verzichten."
Schlafen und Wohnen im VW California Ocean
Das Aufstelldach im California Ocean ist – serienmäßig – per Knopfdruck zu bedienen, der Stoff faltet sich von selbst in die richtige Richtung. Der Aufstieg erfolgt über die Vordersitze, für eine Leiter ist in dem Campingbus schlichtweg kein Platz. Oben angekommen, lässt sich unter Dach im 1,20 Meter breiten und zwei Meter langen Bett gut schlafen.
Unten im Heckbett (1,15 Meter breit, 1,90 Meter lang) empfehlen die ADAC Tester die aufpreispflichtige Komfortschlafauflage. Ohne diese ist die umgelegte Sitzbank sehr hart. Schwächen: fehlende Notentriegelung der Heckklappe von innen und die Blockade der Schiebetür durch die nachts heruntergezogenen Rollos.
Als Plus werteten die Tester die serienmäßige Zuziehhilfe der Schiebetür. "So kann man die Tür sehr leise schließen und stört nachts auf dem Campingplatz auf dem Weg zur Toilette niemanden", lobt ADAC Campingexperte Zöllner.
Fazit: Guter Camper mit mäßiger Serienausstattung
Unter dem Strich ist der VW T6.1 California Ocean nach Einschätzung des Testteams ein guter Camper ohne nennenswerte Schwächen. "Campingtechnisch merkt man beim California die über viele Jahre aufgebaute Kompetenz", sagt Projektleiter Pauly, "auf unter fünf Metern Länge ist bis auf eine Nasszelle alles drin, was man braucht." Den Möbelbau wertet er als solide, auch wenn der Testwagen auf schlechten Strecken vernehmlich klapperte.
Im Vergleich zum günstigeren California Coast hat der Ocean mehr serienmäßige Annehmlichkeiten. Aber vieles gibt es nur gegen Aufpreis. Pauly: "Regen- und Lichtsensoren, ein Notbremsassistent, Einparkhilfen und viele andere Dinge sollten bei einem so teuren Auto selbstverständlich sein."
"Wir haben das Gefühl, dass sich VW auf seinem Image beim California ausruht", so Pauly. Das könnte sich rächen, meint der Experte: "Die Konkurrenz auf dem Markt der alltagstauglichen kompakten Camper wird immer größer und attraktiver."