Wintercaravans: Adria, Hymer, Fendt und Knaus im Test
23.8.2019
Wintercamping liegt mehr denn je im Trend. Wir haben daher erstmals Caravans getestet, die speziell für den Urlaub in der kalten Jahreszeit ausgestattet sind. Auf dem Prüfstand standen Modelle von Adria, Hymer, Fendt und Knaus. Was einen guten Wintercamper ausmacht und für wen sich dieser lohnt, zeigen unsere Experten.
- Wintercamping-Eigenschaften bei allen Kandidaten gut
- Fendt beim Aufheizen top, Hymer kühlt deutlich langsamer aus
- Ausstattung und Wohnqualität bei allen vier Kandidaten gut bewertet
- Integrierte Temperaturfühler zum Teil träge und ungenau
Camping zur kalten Jahreszeit erfordert eine gewisse Toleranz gegenüber Schneemassen, die die Eingangstür versperren, Heizungen, deren Gasflaschen ausgerechnet nachts leer werden, oder zugeschneiten Entlüftungen. Aber es verzeichnet seit Jahren rasante Zuwächse. Nach Angaben des Bundesverbandes Campingwirtschaft Deutschland (BVCD) gab es von November 2018 bis Februar 2019 allein auf deutschen Campingplätzen 1,3 Millionen Übernachtungen. Das sind 94 Prozent mehr als in der Wintersaison 2011/2012.
Der ADAC hat daher im April 2019 Caravans zum Test geladen, die spezielle Winterausrüstungen wie starke Heizungen oder eine angeblich bessere Dämmung als bei Standardmodellen mitbringen. Bei Temperaturen um minus 5 °C sind im österreichischen Ötztal der Adria Alpina 663 UK, Fendt Diamant 560 SG, Hymer Eriba Nova SL 530 sowie Knaus Südwind 650 UDF Scandinavian Selection angetreten. Diese Modelle sind auf dem Markt zwischen 28.590 und 37.370 Euro zu haben.
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Das taugen Adria, Hymer, Fendt und Knaus
Ergebnis im Kältetest
Adria Alpina 663 UK | Hymer Eriba Nova SL 530 | Fendt Diamant 560 SG | Knaus Südwind 650 UDF Scandinav. Selection | |
---|---|---|---|---|
Aufheizzeit | + | + | ++ | 0 |
Abkühlzeit (2 x gewichtet) | + | ++ | + | + |
Gesamtbewertung Wintertauglichkeit | + | ++ | ++ | + |
Notengrenzen: (0,6 - 1,5 sehr gut) ++; (1,6 - 2,5 gut) +; (2,6 -3,5 befriedigend) 0; (3,6 - 4,5 ausreichend) - ; (4,6 - 5,5 mangelhaft) --
Das A und O eines guten Wintercaravans sind eine gute Isolierung (z.B. durch gedämmte Radkästen, gedämmte Eingangstüren etc.) und eine gute Heizung: Die Isolierung ist gut messbar. Während beim Referenzgefährt, einem handelsüblichen Sommercaravan, bei Außentemperaturen von 5 °C die Raumtemperatur bereits innerhalb von 200 Minuten von 20 °C auf 11 °C sinkt, dauert das bei Fendt sowie bei Knaus immerhin gut 250 Minuten, bei Adria knapp 300 und bei Hymer mehr als 350 Minuten. Beim Aufheizen von 13,5 °C zu wohligen 20 °C liegt Fendt mit weniger als zehn Minuten vorn, hier macht sich die Umluftheizung positiv bemerkbar.
Fußbodenheizung - ein angenehmer Luxus
Der Fendt war zusätzlich mit einer elektrischen Fußbodenheizung ausgestattet. Adria, Knaus und Hymer hingegen haben eine Wasserheizung. Adria und Knaus sorgen mit dieser serienmäßig auch gleich noch für einen warmen Fußboden. Die Aufheizdauer des mit der elektrischen Fußbodenheizung ausgestatteten Fendt ist sowohl bei aktivierter Fußbodenheizung als auch ohne diese signifikant niedriger als die der anderen Testcaravans. Ein echter Vorteil. Eine weitere Erkenntnis des Aufheizvorgangs: Der Sommercaravan kühlt nicht nur am schnellsten aus, er braucht auch am längsten, um warm zu werden – logische Folge der schlechteren Dämmung.
Was bei den Kältetests sonst noch auffiel
- Die integrierten Temperaturfühler der untersuchten Caravans sind teils träge und nicht sehr genau. Als bei den Tests die tatsächliche Innenraumtemperatur von 20 °C erreicht wurde, konnte dies nur das Thermometer vom Modell Knaus zeigen. Adria und Fendt hinkten der Realität um 4 °C hinterher.
Abhilfe lässt sich zum Glück meist schaffen: In den Untermenüs der Heizungsbedienungen kann man einen Temperaturoffset einstellen und damit einen Abgleich machen.
- Die Panoramadächer an der Front der Test-Caravans von Adria und Knaus stellten kein Problem dar, wenn es um die Dämmung geht. Fensterflächen unterschieden sich in der Oberflächentemperatur nicht von der normalen Außenhaut. Dies ergab die Auswertung der Wärmebildkamera.
Ergebnis: Fahrzeugaufbau und Ausstattung
Adria Alpina 663 UK | Hymer Eriba Nova SL 530 | Fendt Diamant 560 SG | Knaus Südwind 650 UDF Scandinav. Selection |
|
---|---|---|---|---|
Schlafbereich Eltern | + | ++ | ++ | ++ |
Schlafbereich Kinder | + | nicht vorhanden | nicht vorhanden | + |
Bad | + | 0 | + | + |
Küche | + | + | + | ++ |
Sitzgruppe | + | + | + | + |
Möbelbau/Stauraum | ++ | + | + | + |
Gas/Heizung | + | ++ | ++ | ++ |
Wasser | + | ++ | 0 | 0 |
Elektrik | + | ++ | ++ | + |
Gesamtbewertung | + | + | + | + |
Notengrenzen: (0,6 - 1,5 sehr gut) ++; (1,6 - 2,5 gut) +; (2,6 -3,5 befriedigend) 0; (3,6 - 4,5 ausreichend) -; (4,6 - 5,5 mangelhaft) --
Die Tests zum Fahrzeugaufbau und zur Ausstattung lieferten ebenfalls erfreuliche Ergebnisse: Küchen und Bäder sind vernünftig bis sehr gut nutzbar, großzügiger Stauraum ist überall vorhanden. Die Modelle von Adria und Knaus eignen sich sogar für vierköpfige Familien. Die Konkurrenten Hymer und Fendt bieten zwei Personen viel Platz und Schlafmöglichkeit.
So sehen die Caravans von innen aus
Lohnt sich die Anschaffung eines Wintercaravans?
Nach Ansicht der ADAC Tester lohnt sich die Anschaffung für all diejenigen, die in der kalten Jahreszeit häufig mit dem Caravan unterwegs sind. Wer nur gelegentlich campt, kommt mit einem herkömmlichen Modell gut zurecht, muss aber höhere Kosten für Gast und Strom einkalkulieren und Maßnahmen gegen Eis im Abwassertank ergreifen.
Das sollten Kaufinteressenten beachten
- Wasserheizungen regeln die Temperatur mit geringeren Schwankungen als eine Luftheizung, dazu leiser und zugfrei – wer Wert auf eine besonders angenehme Wärme legt und mit der längeren Aufheizdauer leben kann, ist damit gut beraten.
- Das Heizen mit Gas ist meist günstiger als mit Strom.
- Eine Fußbodenheizung erhöht den Komfort und kann den Caravan schneller auf Temperatur bringen.
- Auch gedämmte oder gar im Innenraum verbaute Wassertanks sind in sehr kalten Regionen extrem hilfreich.
- Auf den rein elektrischen Betrieb der Wasserheizungen sollte nur im Notfall zurückgegriffen werden, denn dann wird es schnell teuer.
Zehn Tipps für Wintercamper
2. Winterreifen: Sie sind zwingend notwendig für das Zugfahrzeug und das Wohnmobil. Die Profiltiefe sollte mindestens 4, besser aber 5 mm betragen. Zudem sollten Schneeketten mitgenommen werden.
3. Stellplatz: Dieser sollte gut geräumt sein. Um bei einem eventuellen Auftauen ein Kippen des Caravans oder Wohnmobils zu vermeiden, sollten ausreichend große Bretter unter die Hubstützen gelegt werden, damit diese bei Tauwetter nicht einsinken. Auf alle Fälle die Handbremse lösen, sobald der Caravan mit den Hubstützen fixiert ist. Beim Wohnmobil einen Gang einlegen und auch die Handbremse lösen - so kann sie nicht festfrieren. Schutzhüllen schützen Handbremshebel und Auflaufeinrichtung gegen Vereisung.
4. Stromkabel: Sie müssen so verlegt werden, dass sie nicht vom Schneepflug beschädigt werden können.
5. Vorzelt: Es schützt nicht nur vor Schneeverwehungen, sondern dient auch als Lagerplatz und natürlich zum Trocknen von Kleidung. Feuchtigkeit im Campingfahrzeug wird somit vermieden.
6. Be- und Entlüftungsöffnungen: Darauf achten, dass diese nicht zuschneien. Zudem Dachluke immer einen Spalt offen lassen, das verbessert die Luftzirkulation.
7. Abwassertank: Solange das Campingfahrzeug beheizt wird und sich alle Wasservorräte im Inneren befinden, friert nichts ein. Liegt der Abwassertank nicht isoliert oder beheizt unter dem Campingfahrzeug, Ablasshahn geöffnet lassen und das Wasser direkt in einen Eimer leiten. So kann das Abwasser auch noch als „Eisblock“ gut entsorgt werden.
8. Isolierung und Heizung: Wichtig ist eine gute Isolierung des Aufbaus, Isolierverglasung und eine ausreichend dimensionierte Heizung. Bei Wohnmobilen mit integriertem Fahrerhaus kann die Kälte durch die einfachverglasten Fenster kommen. Abhilfe schaffen dort nur schwere Trennvorhänge und Isoliermatten.
9. Schnee auf dem Dach: Schneit es sehr kräftig, muss das Dach regelmäßig von Schnee befreit werden. Vor allem nasser Schnee kann schnell zu tonnenschwerer Last werden. Wenige Zentimeter Pulverschnee schaden allerdings nicht, sie dienen sogar zur besseren Isolierung. Vor der Abfahrt sollten Sie Schnee und Eis räumen, damit nachfolgende Fahrzeuge auf der Straße nicht gefährdet werden.
10. Gasanlage: Sie sollte nur mit einem Propan/Butan-Gemisch betrieben werden, welches auch bei Minusgraden gasförmig bleibt. Ein Zweiflaschensystem mit Umschaltautomatik sollte im Winter zur Grundausstattung gehören. 11 kg Gas reichen etwa nur für 2-3 Tage. Die Ausstattung mit „EisEx“ ist auch sinnvoll - ein Einfrieren wird vermieden.
Die Tester bei der Arbeit
So haben wir getestet
Wintertauglichkeit
Um die Wintertauglichkeit zu ermitteln, wurde ein Kältetest in Anlehnung an die DIN EN 1645 durchgeführt. Für die Messungen wurde jeder Caravan mit zwei Messfühlern ausgestattet. Diese hingen einen halben Meter von der Decke, jeweils im Front- und Bugbereich der Wohnwagen. Bei einer gemeinsamen Starttemperatur, die von der Umgebungsluft im Testgebiet bei Sölden im Ötztal bestimmt wurde, wurden die Heizungen gestartet. An den Bedienpanels wurde eine Solltemperatur von 23°C vorgewählt. Die Dauer sowie der Energieverbrauch (Gas und Strom) bis zum Erreichen von 20 °C wurden aufgenommen, anschließend ließen die Tester einige Stunden verstreichen, damit die Regelgüte der Heizungen erfasst werden konnte. Anschließend wurden die Heizungen deaktiviert und die Zeit für diese Abkühlphase betrachtet.
Schlafbereich
Die Bewertung der Campingfähigkeiten wurde im jahrelang erprobten Prozedere durchgeführt. Sicherheit spielt eine ebenso große Rolle wie die Nutzbarkeit. Im Schlafbereich sind eine gute Zugänglichkeit, Absturzsicherung und Ablagemöglichkeiten wichtig. aber genauso ein guter Rost für die Matratze und eine praxistaugliche Dimensionierung der Schlafplätze.
Wohnbereich
Die Küche wird nach Anzahl und Größe der Kochfelder, Bauart und Größe von Spüle, Kühlschrank, Schubladen und Schänken bewertet. Auch der Flammschutz und die Platzverhältnisse für die Köchin oder den Koch werden betrachtet. Im Möbelbau wird die handwerkliche Qualität und Sicherheit der Schränke benotet, aber auch die Praxistauglichkeit der Umsetzung. Ob man im Campingmobil gut essen kann, wird im Kapitel Sitzgruppe bewertet: Ist genug Platz für alle da? Ist der Tisch ordentlich verstellbar? Das Kapitel Aufbau/Stauraum betrachtet die Qualität des Möbelbaus, den Heckstauraum und die Fenster.
Technik und Elektronik
Die Heizung wird gründlich unter die Lupe genommen. Noten gibt es für die Bedienung und die Sicherheit der Installation. Ähnlich ist es beim Kapitel Wasser: Wieviel steht dem Campingfreund zur Verfügung? Kann man die Tanks leicht reinigen und wie überprüft man den aktuellen Füllstand von Frisch- und Abwassertank? Zuletzt widmet sich die Bewertung dem Bereich Elektro. Hier ist wichtig, wie groß die (optionale) Aufbaubatterie ist und ob diese sicher, aber möglichst erreichbar verstaut sind. Auch die Frage, ob und welche Steckdosen im Fahrzeug verteilt sind, wird beantwortet.
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Fotocredit: ADAC / Rasmus Kaessmann
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