Elektrosmog: Wie gefährlich sind elektromagnetische Felder?

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Von Tanja Echter

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Bild eines Elektroingenieurs, der am Elektrizitätswerk steht und zusieht, wie die Planungsarbeiten zur Stromerzeugung an Hochspannungsmasten durchgeführt werden.
Elektromagnetische Felder kommen natürlich, aber auch technisch erzeugt vor© Shutterstock/BELL KA PANG

Sie ermöglichen den Betrieb von Handys, E-Autos und Stromleitungen: Elektromagnetische Felder halten den modernen Alltag am Laufen. Aber welchen Einfluss hat Elektrosmog auf den menschlichen Körper?

  • Bestimmte Effekte wissenschaftlich nachgewiesen

  • Keine Gesundheitsgefährdung unterhalb der Grenzwerte

  • Nocebo-Effekt könnte Elektrosensibilität erklären

Was ist Elektrosmog?

"Elektrosmog" steht umgangssprachlich für künstlich erzeugte elektromagnetische Felder und deren möglicherweise gesundheitsschädliche Auswirkungen. Anders als Smog durch Luftverschmutzung kann man ihn weder sehen noch riechen.

Elektromagnetische Strahlung und Felder
Das elektromagnetische Spektrum mit Frequenz und Wellenlänge© ADAC

Gesundheitliche Auswirkungen von E-Smog

Wie tief elektromagnetische Strahlung in den Körper eindringt, hängt von der Stärke (Feldstärke) und Frequenz ab. Auch die Dauer der Exposition mit E-Smog sowie die Ausrichtung auf bestimmte Körperstellen spielen bei der Untersuchung von potenziell gesundheitsschädlichen Folgen eine Rolle. Unterschieden wird dabei zwischen nachgewiesenen Reizwirkungen, biologischen Effekten und möglichen Langzeitfolgen.

Krebsrisiko und andere Folgen

  • Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft niederfrequente Felder seit 2001 als "möglicherweise krebserregend" ein. Eine direkte oder indirekte Erhöhung des Krebsrisikos durch Elektrosmog wurde bisher nicht wissenschaftlich bestätigt.

  • Nicht eindeutig bewiesen und Inhalt diverser Studien sind Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Leukämie (Blutkrebs) bei Kindern, die längerfristig niederfrequenten Feldern ausgesetzt sind.

  • Geprüft wird ein möglicher Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Erkrankungen wie amyotropher Lateralsklerose (ALS) oder Alzheimer-Krankheit und starker Exposition mit niederfrequenten Feldern – insbesondere bei Menschen, die beruflich damit in Berührung kommen oder kamen.

  • Je nach Gerätetyp kann Elektrosmog Herzschrittmacher und andere Implantate auch bei Feldstärken unterhalb der Grenzwerte stören. Betroffene sollten sich bei der Einführung fachmännisch beraten lassen.

Biologische Effekte

Nach einer Exposition gegenüber niedrigen Feldstärken konnten in Zellkulturen und Tierversuchen sowie teilweise auch beim Menschen vereinzelt folgende Auswirkungen beobachtet werden:

  • Veränderungen im Zellstoffwechsel

  • Beeinflussung hormoneller Prozesse

  • Verhaltensänderungen oder kognitive Effekte (z.B. Konzentration, Schlaf)

  • Erwärmung von Gewebe (bei hochfrequenten Feldern, z.B. Mobilfunk oder Mikrowellen).

Inwieweit sich diese Effekte gesundheitlich negativ auswirken, wird in epidemiologischen Studien (also anhand großer Bevölkerungsgruppen) untersucht.

Reizwirkungen

Bestimmte Reizwirkungen wie ungewollte Nervenimpulse, Muskelkontraktionen oder Herzrhythmusstörungen konnten Expertinnen und Experten lediglich nach einer Exposition mit hohen Feldstärken nachweisen. Im Alltag kommt man damit normalerweise nicht in Kontakt.

Forschungsprojekt: ADAC testet E-Autos

Welche Effekte E-Smog auf den menschlichen Organismus haben könnte, ist Gegenstand des Forschungsfeldes Elektromagnetische Umweltverträglichkeit (EMVU). In diesem Rahmen hat der ADAC gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit (femu) der Uniklinik RWTH Aachen und der Seibersdorf Labor GmbH im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz und des Bundesumweltministeriums (BMUKN) die elektrischen und magnetischen Felder beim Laden und Fahren von E-Autos und E-Zweirädern untersucht.

Grenzwerte für Elektrosmog

Auf Basis dieser wissenschaftlich bestätigten Effekte definiert die Internationale Kommission für den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP) die EU-weit geltenden Grenzwerte für Elektrosmog. Diese liegen weit unter den Messwerten, für die gesundheitliche Auswirkungen beobachtet und bestätigt wurden. Unterschieden wird zwischen:

  • Basisgrenzwerten, die sich auf elektrische Feldstärken im Körper beziehen, und

  • Referenzwerten, die außerhalb des Körpers gemessen werden können.

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Elektrosensibilität oder Nocebo-Effekt?

Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nimmt ein Prozent der Menschen in Deutschland an, dass Symptome wie Kopfschmerzen, Konzentrationsbeschwerden oder Schlafstörungen auf Elektrosmog zurückzuführen seien. Elektrosensibilität wird seit Jahren untersucht, bis dato aber ohne belegbaren Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit.

Studien des BfS und anderer Stellen deuten auf einen sogenannten Nocebo-Effekt (Gegenteil von Placebo-Effekt) hin: Wer sich um gesundheitliche Folgen von Elektrosmog sorgt und Felder in seiner Nähe vermutet, entwickelt entsprechende Beschwerden ohne ursächlichen Grund.

Schutz vor Elektrosmog

Spezielle Produkte zum Schutz vor Elektrosmog, wie etwa Abschirmmatten, Baldachine oder Geräte zur Neutralisierung, sind laut Expertinnen und Experten nicht sinnvoll. Das Angebot im Handel sei groß, so das BfS, eine Wirkung aber meist nicht vorhanden und unnötig. Manche könnten elektromagnetische Felder sogar verstärken.

Es gibt wiederum eine simple, aber wirkungsvolle Möglichkeit, Elektrosmog im Alltag zu reduzieren: Vergrößern Sie den Abstand zum jeweiligen Gerät, schon wenige Zentimeter reichen dabei aus. Und für alle, die viel mit dem Handy telefonieren: Nutzen Sie die Freisprechfunktion oder ein Headset.

Fachliche Beratung: Matthias Vogt, ADAC Technikzentrum