Seit 35 Jahren mit Herzblut als ADAC Stauberater unterwegs: „Ein Danke freut mich“

Sie sind die „Retter in der Not“, wenn sich in der Hauptferienzeit auf den Autobahnen Richtung Süden aufgrund von Stau oder Unfall alles im Stop-and-Go oder auch gar nicht mehr bewegt. Es ist ein Job aus Leidenschaft, wie die lange Dienstzeit unserer ADAC Südbayern Stauberater beweist: sechs von ihnen feiern in diesem Jahr Jubiläum und bringen es zusammen auf stolze 155 Dienstjahre. Zwei von ihnen haben wir zu ihrem doch etwas außergewöhnlichen Nebenjob befragt.
Christine Kammhuber ist hauptberuflich Leiterin im Kundenservice im Gesundheitswesen, Dieter Frey arbeitet als Polizeibeamter bei der Kripo. Beide steigen seit 1990 an mehreren Wochenenden von Pfingsten bis zum Ende der Sommerferien regelmäßig auf ihre ADAC Stauberater-Motorräder, um „als Mädchen für alles“, wie Dieter Frey es nennt, für Rat und Hilfe auf Bayerns Autobahnen zu sorgen. Das fängt bei kleinen technischen Fragen wie etwa der Bedienung von Handy, Navi oder Reservereifen an und geht natürlich bis zur Hilfe von Pannen, zur Absicherung von Unfallstellen oder Pannenfahrzeugen und Erste Hilfe-Leistungen. Bei Stau und Hitze verteilen sie Getränke und haben für Kinder Spielsachen im Gepäck. Auch die Übermittlung von Verkehrsmeldungen von und an Radiosender und die ADAC Stauberaterzentrale gehört zu jedem der Einsatztage dazu. Zu Beginn ihrer Karriere erfolgte dies sogar noch per Funk, heute wird über das im Motorradhelm integrierte Telefon kommuniziert.
Der Beruf des Stauberaters – hier ist Humor und Leidenschaft gefragt
„Nie zu wissen, was einen den Tag über erwartet und dann im Notfall richtig zu agieren. Ruhe zu bewahren“, das mache diesen Job herausfordernd, aber auch besonders, so Christine Kammhuber. „Ein Danke freut mich. Autofahrer rechnen bei Fahrtantritt nicht mit einer Panne oder anderen unerwarteten Geschehnissen “. Auch für Dieter Frey ist es vor allem „das Gefühl, hier und jetzt gerade etwas Gutes getan zu haben, Hilfe geleistet und gezeigt zu haben, dass der ADAC da ist, wenn er gebraucht wird.“, was ihn bei jedem Wetter – sei es bei strömendem Regen oder bei 35 Grad Hitze – an jedem der bis zu 12 Stunden dauernden Einsatztage frühmorgens in voller Montur auf sein Motorrad steigen lässt. „Ein gewisses Maß an Ruhe und Stressresistenz ist sehr von Vorteil bei diesem Job. Humor, Einfallsreichtum, Geduld und Wissen sollten auch nicht fehlen. Ja und ein wenig fahrerisches Können braucht es auch, da unsere Motorräder, BMW R 1250 RT, nicht gerade Spielzeuge sind und nach sicherer Hand verlangen.“, erklärt der Jubilar.
„Wir sind Erklärbär, Friedensstifter und Retter in der Not“
Dass man in 35 Dienstjahren bei einem solchen Job jede Menge erlebt, liegt auf der Hand. Darunter natürlich auch die eine oder andere kuriose Situation. Dieter Frey erinnert sich zum Beispiel an die Beschaffung eines Reifens für einen Wohnwagen, den er für den Halter ausbaute, sich auf das Motorrad schnallte und zum nächsten Reifenservice brachte. Nach dem Wiedereinbau des neuen Reifens war nicht nur die Panne behoben und der Urlaub des gestrandeten Ehepaars gerettet, sondern auch der Frieden zwischen den beiden wieder hergestellt. Christine Kammhuber bleibt ein Autofahrer im Gedächtnis, der sich auf dem Standstreifen als Geisterfahrer bewegte, um sein Handy vom zuvor besuchten Rastplatz zurückzuholen oder eine tote Maus, die bei Hitze und Stau in einem Familienauto zum stinkenden Ärgernis wurde. Welch eine Freude, als man sie unter der Fußmatte ausfindig machte und entsorgen konnte.
Mehr Verantwortungsbewusstsein und ein respektvolles Miteinander wären wünschenswert
Was sich beide aus Ihrer Erfahrung und Expertise heraus von Autofahrern wünschen würden, wollten wir wissen. Christine Kammhuber wünscht sich, „dass sich Autofahrer ihrer Verantwortung im Straßenverkehr mehr bewusst sind. Ein respektvolles Miteinander kann nicht nur Unfälle verhindern, sondern auch das allgemeine Fahrvergnügen erhöhen.“ Dieter Frey führt hier ein paar Beispiele auf: „Durch das Einhalten des Rechtsfahrgebots würde der Verkehrsfluss flüssiger und das gefährliche Rechtsüberholen könnte der Vergangenheit angehören. Auch das Freihalten der Rettungsgasse sowie des Pannenstreifens ist extrem wichtig, um das adäquate und zeitgereichte Heranführen von Rettungskräften zu garantieren. Zudem würde ich mir wünschen, dass die Autofahrer die Abstände besser einhalten würden, und während des Fahrens das leidenschaftliche Telefonieren und Bedienen des Navis seinlassen würden. Auch das Phänomen des Gaffens ist unnötig und ein No-Go, das darüber hinaus zu Staus und gefährlichen Situationen führt.“
Wertvolle Urlaubstipps unserer Stauexperten
Für den kommenden Urlaub haben die die langjährigen Stau-Experten natürlich auch ein paar Tipps parat: „Bessere Vorbereitung, wie das großzügige Bemessen der Fahrtzeit, ruhig mal eine Pause zu viel einlegen, sich nicht blind aufs Navi verlassen, sondern vor Fahrtantritt auch mal die Strecke auf der Landkarte ansehen, das Fahrzeug vor der Reise gut durchchecken und nicht zuletzt auch immer genügend zu trinken dabei haben, all das würde Zeit und Nerven sparen. Hinzu kommt Geduld, Ruhe und Entspanntheit. Das genügt eigentlich für eine gutes Durchkommen.“, fasst Dieter Frey zusammen.