Nachts mehr Sicherheit für Frauen und Mädchen: Tipps für den Heimweg

Die meisten Frauen fühlen sich nachts im öffentlichen Personennahverkehr nicht sicher
Die meisten Frauen fühlen sich nachts im öffentlichen Personennahverkehr nicht sicher.© Adobe Stock / ImageSine

Frauen fühlen sich nachts bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs oft nicht sicher. Trotz einer wachsenden Anzahl an Sicherheitsangeboten, die Gefahr bleibt - vor allem während Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest. Wie geben Tipps für einen sichereren Heimweg. 

Nachts mit Bus oder Bahn unterwegs zu sein, löst bei vielen Frauen ein Gefühl der Furcht und Unsicherheit aus. Eine Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamts (2022) zeigt: Nur 32,3 Prozent der Frauen fühlen sich nachts im ÖPNV sicher – bei Männern sind es fast doppelt so viele (60 Prozent).  

Gutscheine für Frauen-Nacht-Taxis: Nachfrage übersteigt Angebot

Auf diese Furcht und das daraus oft resultierende Vermeidungsverhalten – wenn also aus Furcht bestimmte Plätze oder der ÖPNV nachts gemieden werden - reagiert die Stadt München bereits seit 2020 mit einer besonderen Aktion. 

In München können Frauen zwischen 22 und 6 Uhr bei Taxifahrten zu ihrer Wohnadresse einen Zehn-Euro-Gutschein einlösen. Das Angebot richtete sich ursprünglich an alle Frauen, unabhängig von ihrem Einkommen und einschließlich trans*, inter* und non-binärer Personen. Aufgrund der hohen Nachfrage war das Budget für 2025 bereits im März erschöpft. Seit September werden erneut Gutscheine ausgegeben, allerdings nur noch an Studierende, Schülerinnen, Rentnerinnen, sowie an Frauen mit Behinderung, München-Pass oder Azubi-Card. 

uf dem Oktoberfest 2025 wurden mehr Sexualdelikte erfasst als im Vorjahr. Die Angst vor Übergriffen bleibt auch auf dem nächtlichen Heimweg präsent.
Auf dem Oktoberfest 2025 wurden mehr Sexualdelikte erfasst als im Vorjahr. Die Angst vor Übergriffen bleibt auch auf dem nächtlichen Heimweg präsent. © Adobe Stock / Dennis

Risikofaktor Großveranstaltung: Anstieg an Sexualdelikten auf der Wiesn 2025

Insgesamt wurden auf dem Oktoberfest dieses Jahr 784 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten registriert – mehr als im Vorjahr mit 706 Fällen. Die meisten Anzeigen betrafen Körperverletzungen. Deutlich angestiegen ist die Zahl der Sexualdelikte: von 56 im Jahr 2024 auf 72 in diesem Jahr, überwiegend wegen sexueller Belästigung. Die Angst vor Übergriffen bleibt auch auf dem nächtlichen Heimweg präsent.

Sichere Wiesn – sicherer Heimweg?

Für Besucherinnen des Oktoberfests hat die bereits 2003 gegründete Initiative „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ mit dem „Safe Space“ ein zusätzliches Sicherheitsangebot ins Leben gerufen. Neben Aufklärungsformaten stehen Beratungs- und Schutzangebote zur Verfügung, die sich nicht nur auf den Wiesn-Besuch selbst, sondern auch auf den sicheren Heimweg beziehen. Das Team unterstützte die Betroffenen beim Wiederauffinden von Personen, Gegenständen oder Adressen, und organisierte den Heimweg – unter anderem durch persönliche Begleitung, Leihgaben wie Geld oder Kleidung sowie durch Fahrdienste. Durch die Kooperation mit einem Taxiunternehmen konnten Mädchen und Frauen in Notlage kostenlos mit dem Taxi nach Hause gelangen. 2025 suchten insgesamt 355 Mädchen und Frauen den Safe Space auf – fast genauso viele wie im Jahr davor (352), obwohl das Oktoberfest 2025 einen Tag lang fast komplett wegen einer Bombendrohung geschlossen war.

Risiko von Übergriffen bleibt real – die Unsicherheit auch

Mehr Sicherheitsangebote während Großveranstaltungen wie der Wiesn, zum Beispiel durch größeres Polizeiaufkommen, Initiativen von Stadt und anderen TrägerInnen, sind generell ein positives Signal. Die Anzahl der Übergriffe auf Großveranstaltungen bleibt aber real – genauso wie die Angst auf dem nächtlichen Nachhauseweg. Dennoch wird ein Faktor gerne übersehen. „Sexuelle Straftaten passieren vor allem im Umfeld der Betroffenen – zum Beispiel, wenn man jemanden kennenlernt und am gleichen Abend mit der Person nach Hause geht. Diese Gefahr wird von den Frauen häufig unterschätzt“, gibt Manuela Soller von AMYNA e.V. zu bedenken. „Das Risiko, dass ein unbekannter Täter nachts im Gebüsch lauert, ist vergleichsweise gering.“

Ob sich die Furcht vor Kriminalität nun in den „richtigen“ Situationen einstellt oder nicht – sie bleibt bestehen. Auch in jenen Situationen, in denen es nicht zu einer tatsächlichen Straftat kommt, die aber vor allem Frauen auf dem Heimweg trotzdem stark verunsichern können: Starren, plumpe Anmachen und unangebrachte Kommentare sind nur einige davon. Wir haben einige Tipps zusammengetragen, die dabei helfen können, den Heimweg sicherer zu machen.

Vermeiden Sie schlecht beleuchtete, sowie einsame und abgelegene Wege auf dem letzten Stück nach Hause so gut wie möglich.
Vermeiden Sie schlecht beleuchtete, sowie einsame und abgelegene Wege auf dem letzten Stück nach Hause so gut wie möglich.  © Adobe Stock / Jürgen Fälchle

Wie sollte ich mich nachts in Bus und Bahn verhalten, um Gefahren zu minimieren? 

  • Prüfen Sie vor der nächtlichen Heimfahrt mit Bus und Bahn, ob es aktuelle Fahrplanänderungen, wie Schienenersatzverkehr, Umleitungen oder Haltestellensperrungen gibt, um unnötige Wartezeiten an Bahnhöfen zu vermeiden.  

  • Vermeiden Sie leere Wagons. Setzen Sie sich nach Möglichkeit in die Nähe des Fahrers bzw. der Fahrerin. 

  • Wenn Sie in öffentlichen Verkehrsmitteln belästigt, bedrängt oder bedroht werden: Warten Sie nicht ab, sondern reagieren Sie sofort. 

  • Machen Sie andere Fahrgäste auf das Verhalten des Täters aufmerksam. Sagen Sie laut und deutlich: „Lassen Sie mich in Ruhe!“ 

  • Sprechen Sie andere Fahrgäste gezielt an und bitten Sie um Hilfe. 

  • Wenn Sie beim Aussteigen das Gefühl haben, verfolgt zu werden, steigen Sie wenn möglich direkt wieder ein. 

Wie vermeide ich Gefahren auf dem letzten Wegabschnitt bis zur Haustür? 

  • Wenden Sie sich bei einer akuten Bedrohung sofort an die Polizei unter 110.

  • Bleiben Sie auch nach dem Aussteigen wachsam: Vermeiden Sie schlecht beleuchtete, sowie einsame und abgelegene Wege auf dem letzten Stück nach Hause so gut wie möglich.

  • Sie denken, Sie werden verfolgt? Suchen Sie nach Fluchtmöglichkeiten. Dazu kann die 3L-Regel herangezogen werden: Gehen Sie dahin, wo Licht – Lärm – Leute sind. Rufen Sie sich von dort aus nach Möglichkeit ein Taxi.

  • Zusätzlich können Apps mit Notruffunktion, wie Nora App oder eve App zur Sicherheit auf dem Nachhauseweg beitragen. Viola Walk Home App bietet als Service Video Calls an, bis man zu Hause ankommt, und SafeNow ermöglicht das Senden eines Alarms mit Standort an eine private Gruppe von Sicherheitskontakten.

  • Sprechen Sie Passanten gezielt an und bitten Sie um Hilfe! Benennen Sie klar, was der Täter gerade gemacht hat und welche Hilfestellung Sie jetzt brauchen (zum Beispiel Polizei rufen oder Begleitung durch Passanten).

  • Siezen Sie den Täter! Ein Duzen wirkt auf Außenstehende zu vertraut, weshalb Sie sich vielleicht nicht einmischen.

  • Die Polizei Bayern warnt ausdrücklich vor dem Mitführen von Waffen, wie Messer oder ähnlichem, denn diese könnten durch den Täter abgenommen und gegen Sie eingesetzt werden.

  • Wenn Sie Opfer einer Belästigung geworden sind, scheuen Sie sich nicht, die Hilfe von spezialisierten Beratungsstellen - zum Beispiel Frauennotruf München - und der Polizei in Anspruch zu nehmen.

Quellen: Polizeiliche Kriminalprävention, Polizei Bayern / Polizeipräsidium München, ADAC

Bessere Infrastruktur für mehr Sicherheit 

Und was können Städte dazu beitragen, dass Frauen sich auf dem Heimweg sicherer fühlen? Die Stadt München geht mit der Ausgabe von Taxigutscheinen für Frauen einen wichtigen Schritt, aber auch ein Überdenken der Infrastruktur ist notwendig. Ein konkreter Vorschlag von Manuela Soller lautet: „Die bessere Ausleuchtung von dunklen Plätzen und Durchgängen könnte schon einen gewaltigen Unterschied machen für das Sicherheitsgefühl von Frauen.“