Sicher über die Bergstraßen im Winter

Enge Serpentinen, steile Anstiege und wechselnde Wetterbedingungen sorgen oftmals dafür, dass sich Autofahrer auf Bergstraßen unsicher fühlen. Besonders im Winter sind die Herausforderungen groß. Wie man mit einfachen Regeln Alpenstraßen souverän meistert, gefährliche Situationen vermeidet und damit auch sicher in den Winterurlaub kommt, erklärt Fahrsicherheitstrainer Otto Walitschek vom ADAC Südbayern.

Einer Erhebung des Bayerischen Zentrums für Tourismus zufolge plante im vergangenen Winter rund ein Viertel der Reisenden, ihren Urlaub im Schnee zu verbringen. Für die Anreise in den Skiurlaub setzen viele dabei bevorzugt auf das Auto. Gerade weil so viele Menschen mit dem eigenen Wagen in den Winterurlaub fahren, sollten die besonderen Anforderungen von Bergstraßen sorgfältig berücksichtigt werden.

Interview mit Fahrsicherheitstrainer Otto Walitschek vom ADAC Südbayern

Warum ist das Fahren über Bergstraßen so anspruchsvoll?

„Es verlangt deutlich mehr Konzentration als in der Ebene. Zudem kann vor allem in höheren Lagen schnell einmal das Wetter umschlagen, Schnee fallen oder die Straße rutschig sein. Wer dann nicht vorbereitet ist und auch seine Fahrweise den Straßenbedingungen nicht anpasst, riskiert gefährliche Situationen. Außerdem wichtig: Bei Nebel oder Schneefall immer das Abblendlicht einschalten. Im Zweifel lieber eine Pause einlegen.“

Wie sollten sich Autofahrer auf die Fahrt über Alpenstraßen vorbereiten?

„Das Auto sollte vorab unbedingt gecheckt werden: Bremsen inklusive Bremsflüssigkeit, Kühlwasser, Reifen und Schneeketten. Winterreifen sind in Deutschland bei Schnee, Eis und Glätte Pflicht – Stichwort situative Winterreifenpflicht – aber oft reicht das nicht. Auf vielen Alpenpässen können Schneeketten vorgeschrieben sein. Deshalb sollten sie nicht nur im Kofferraum liegen, sondern auch geübt montiert werden – am besten einmal zuhause. Denn sie sorgen für deutlich bessere Traktion und verhindern gefährliches Rutschen.“

Worauf sollte man beim Bergauffahren achten?

„Ganz wichtig ist, rechtzeitig in einen niedrigeren Gang zu schalten, bevor die Steigung beginnt. So bleibt der Motor im optimalen Drehzahlbereich und man vermeidet hektisches Schalten mitten am Hang. Außerdem sollte man genügend Abstand zum Vordermann halten – falls dieser ins Stocken gerät, hat man selbst noch Handlungsspielraum.“

Und wie sieht es beim Bergabfahren aus?

„Unbedingt die Motorbremse nutzen, um die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Wer nur auf die Fußbremse setzt, riskiert eine Überhitzung der Bremsen, die im schlimmsten Fall zum Versagen führen kann. Entscheidend ist es auch, so sanft wie möglich und nur so stark wie nötig zu bremsen. Zudem sind behutsame Lenkbewegungen unerlässlich, um auf glatten Straßen nicht ins Rutschen zu geraten.“

Was ist vor engen Serpentinen zu beachten?

„Das A und O ist es, vorausschauend fahren. Vor der Kurve rechtzeitig abbremsen, nicht erst im Scheitelpunkt. In engen Kehren sollte man weit ausholen, soweit es der Gegenverkehr erlaubt, und den Blick frühzeitig in die Kurve richten. So bleibt das Fahrzeug stabil. Und ganz wichtig: Schwere Fahrzeuge wie Busse und LKW haben stets Vorrang.“

Darf man auf Bergstraßen langsamere Fahrzeuge überholen?

„Geduld ist der Schlüssel. Überholen sollte man nur, wenn die Strecke wirklich übersichtlich ist – in Kurven ist das lebensgefährlich. Außerdem sollte man bedenken: Viele Verkehrsteilnehmer kämpfen mit der Steigung, also lieber etwas mehr Abstand lassen.“

Ihr wichtigster Tipp für eine sichere Fahrt über die Alpenstraßen bzw. in den Winterurlaub?

„Wer vorbereitet ist, fährt entspannter und sicherer. Ganz wichtig ist es, stets Ruhe zu bewahren und vorausschauend zu fahren. Wer sein Tempo anpasst, den Motor sinnvoll einsetzt und Rücksicht auf andere nimmt, kommt sicher und entspannt an sein Ziel – auch im Winter.“