Große Preisunterschiede: Undurchsichtige Ladetarife für Elektrofahrzeuge

Ladetarife Schnellladen
Wieviel die kWh an Schnellladesäulen tatsächlich kostet, hängt stark vom gewählten Tarif ab.© ARAL AG

Die Elektromobilität nimmt auch hierzulande deutlich an Fahrt auf. Doch der Umstieg fällt vielen Autofahrern noch immer schwer. Ein Grund hierfür ist das Laden. Während die Dichte des Ladenetzes inzwischen kein Problem mehr darstellt, bereitet die Vielzahl an Ladetarifen gerade E-Auto-Neulingen oftmals Kopfzerbrechen …

Nachtanken, zahlen, weiterfahren. Was seit Jahrzehnten gelebte Praxis aller Autofahrer ist, gerät mit dem Mobilitätswandel und der immer weiter verbreiteten Elektromobilität zunehmend ins Wanken. Natürlich ändert sich das Grundprinzip nicht und auch E-Autos müssen einen Stopp einlegen, wenn die Ladeanzeige der Hochvoltbatterien gegen Null geht. Doch bereits vor dem Start des Ladevorgangs stellt sich die wichtige Frage nach der Bezahlung.

Fehlende Übersicht

Der wohl größte Unterschied zum klassischen Befüllen der Kraftstofftanks: Während der Preis für einen Liter Diesel, Super und Co. mit großen Zahlen deutlich und für jeden erkennbar angeschrieben ist, gibt es an der Ladesäule nicht nur einen Preis für eine Kilowattstunde Strom. Da die Ladesäulen von unterschiedlichen Unternehmen betrieben werden, gibt es eine recht hohe Konkurrenz. Diese führt dazu, dass EnBW, Ionity, EWE GO und Co. Kunden durch spezielle Tarife locken und dauerhaft an sich binden wollen. Im ersten Moment erscheint das wie eine sinnvolle Maßnahme, das allgemeine Preisniveau niedrig zu halten und die Konkurrenz zwischen den Stromanbietern – zu Gunsten der Endverbraucher – zu befeuern. Doch im Alltag sorgt die Vielfalt der Ladetarife eher für Verwirrung und wirkt vor allem für Menschen, die sich noch nicht länger mit der Thematik befasst haben, sehr abschreckend.

Laden ist nicht gleich Laden

Die Komplexität des Ladens, etwa an einer Schnellladesäule, lässt sich am besten anhand eines Beispiels demonstrieren. Wer mit seinem E-Auto einen DC-Ladepunkt des Marktführers EnBW nutzen will, zahlt mit einem Tarifvertrag zwischen 39 Cent/kWh (monatliche Grundgebühr: 17,99 Euro) und 59 Cent (keine Grundgebühr). Will man sich nicht extra bei EnBW registrieren, werden für das sogenannte Ad-hoc-Laden an der Säule sogar 87 Cent/kWh fällig. Kunden anderer Ladenetzwerke müssen nochmal einen anderen Preis zahlen, der in der Regel etwas niedriger als der Ad-hoc-Ladepreis, aber höher als bei den EnBW-Tarifen ist.

Ladetarife Schnellladen
Gerade auf längeren Reisen lohnt es sich, mehrere Ladekarten parat zu haben um am gewünschten Ladepunkt den bestmöglichen Tarif zu ergattern.© ARAL AG

Wie groß die Preisunterschiede an den Ladesäulen der verschiedenen Anbieter sein können, zeigt auch ein ADAC Test zum sogenannten Ad-hoc-Laden (ohne Vertrag und bei Bezahlung mit Kreditkarte). Hier wurde der an der Schnellladesäule angeschriebene Preis für die spontane Nutzung eines DC-Laders mit dem vertragsgebundenen Laden im günstigsten Tarif ohne Grundgebühr verglichen. Die größte Preisdifferenz (32 Cent) wurde hierbei beim Anbieter EWE GO festgestellt.

Vor- und Nachteile der Ladetarif-Vielfalt

Besitzer und Nutzer eines batterieelektrischen Fahrzeugs bleibt also nur, sich vorzubereiten. Ist man unterwegs auf Ladestopps angewiesen und möchte möglichst flexibel sein, zahlt es sich also aus, bei den größten Ladenetzwerken zumindest ein Konto und einen Tarif zu haben, der keine Grundgebühr kostet. So bindet man sich nicht an einen einzigen Anbieter und kann die Kosten für das Laden auf einem erträglichen Niveau halten. Die hohe Vielfalt an Anbietern und Ladetarifen sorgt dabei dafür, dass wirklich jeder E-Auto-Nutzer einen auf sich zugeschnittenen Tarif finden kann. Im Alltag führt es aber dazu, dass man sich regelmäßig über die Preise informieren sollte und einige Lade-Apps auf dem Smartphone oder Ladekarten im Geldbeutel haben muss. Ist diese Vorarbeit einmal geleistet, kommt man in den Genuss einer Sache, die Personen mit Verbrennerfahrzeug nicht kennen: Preisstabilität. Denn während die Preise für einen Liter Kraftstoff von Tankstelle zu Tankstelle unter Umständen stark variieren, gelten die Ladepreise der jeweiligen Anbieter deutschlandweit, teilweise sogar in ganz Europa. Daher lohnt es sich, in puncto Ladetarife up-to-date zu sein. Am günstigsten ist und bleibt aber das Laden an der heimischen Wallbox.