Fahrtraining von Frauen für Frauen: Wie Münchens einzige Frauenfahrschule Fahrängste abbaut

Von Redaktion Südbayern

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Nina Kandlbinder ist Fahrlehrerin und Inhaberin der PRO-Frau Frauenfahrschule.
Nina Kandlbinder ist Fahrlehrerin und Inhaberin der PRO-Frau Frauenfahrschule. © ADAC Südbayern / Julia Naumann

Angst am Steuer, Herzklopfen bei Spurwechsel, Unsicherheit in Großstadtverkehr - vor allem Frauen kennen dieses Gefühl. Genau hier setzt Fahrlehrerin Nina Kandlbinder an. Sie bietet in ihrer Münchner Frauenfahrschule Fahrtraining speziell für Frauen an, die sich im Straßenverkehr unsicher fühlen. Ihr Ziel: Frauen mit individueller Begleitung zu mehr Selbstvertrauen am Steuer und weniger Angst in stressigen Verkehrssituationen zu verhelfen.

Nina Kandlbinder ist Fahrlehrerin und Inhaberin der PRO-Frau Fahrschule, der derzeit einzigen Frauenfahrschule in München. Fahrtraining von Frauen für Frauen – braucht’s sowas denn überhaupt? Kandlbinders Antwort lautet ganz klar: Ja!

Individuelles Fahrtraining zum Abbau von Fahrunsicherheit

„Ich denke, dass viele Frauen sich unter Frauen wohler fühlen, sich eher trauen, Fragen zu stellen; dass sie ein bisschen offener und entspannter sind und die Lernatmosphäre dann auch ein bisschen leichter ist“, erklärt die Fahrlehrerein.

In Zusammenarbeit mit einer Verkehrspsychologin konzentriert sie sich in ihrer Fahrschule schon seit 2009 vor allem auf Frauen, die den Führerschein bereits erworben haben, aber aufgrund verschiedener Aspekte Fahrunsicherheiten entwickelt haben. Mangelnde Fahrpraxis, Fahrangst nach Unfällen oder ein generell hohes Stressempfinden im Straßenverkehr sind einige davon.

„Ich erlebe, dass die Frauen oft den Straßenverkehr als sehr stressig empfinden und sich deswegen nicht mehr fahren trauen, weil man schnell angehupt wird oder teilweise auch beschimpft, wenn man nicht schnell genug ist. Der Stress im Straßenverkehr ist einfach gerade in der Großstadt extrem geworden.“

Zunehmend aggressives Verhalten im Straßenverkehr

Nina Kandlbinders Aussagen beruhen nicht nur auf subjektiven Beobachtungen, sie sind auch statistisch belegt. Die Studie „Verkehrsklima in Deutschland 2023“ der Unfallforschung der Versicherer zeigt: Aggressives Verhalten im Straßenverkehr entsteht meist durch ein Zusammenspiel persönlicher Eigenschaften und situativer Einflüsse. Staus oder stockender Verkehr können Frustration auslösen und zu riskantem Fahren führen, um schneller ans Ziel zu kommen. Da sich heute mehr Verkehrsteilnehmende die Straßenräume teilen, nehmen Interaktionen und Konflikte zu. Aufgestaute Emotionen wie Ärger oder Ungeduld äußern sich häufig in Drängeln oder dichtem Überholen - oft wird dabei eine mögliche Gefährdung anderer in Kauf genommen.

Auffällig ist außerdem, dass sich Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Fahrverhalten vor allem dort zeigen, wo Aggression direkt gegen andere Verkehrsteilnehmende gerichtet ist – etwa beim dichten Auffahren, um jemanden am Einscheren zu hindern oder die Überholspur freizumachen. Bei indirekten Reaktionen wie schnellerem Fahren oder dem Abreagieren nach Ärger zeigen sich hingegen keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

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Gesenkte Führerscheinkosten zu Lasten von Fahrsicherheit?

Die Kosten für den Führerschein sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. . Der Führerschein darf jedoch kein Luxusgut sein, das sich nur Besserverdienende leisten können. Der ADAC Südbayern begrüßt daher die Pläne von Bundesverkehrsminister Schnieder und den Ländern für eine Reform zur Senkung der Führerscheinkosten. Vorgesehen sind unter anderem weniger Theoriefragen und eine verkürzte Fahrprüfung.

Kandlbinder sieht die geplante Reform dagegen eher kritisch. „Ich bin schon der Meinung, dass ein bestimmtes Level erreicht werden muss zur Führerscheinprüfung. Und jeder Schritt sollte auch einmal geprüft werden.“ Den Einsatz von Fahrsimulatoren zur Vorbereitung auf die Fahrstunden findet Kandlbinder dagegen durchaus sinnvoll. Einsparungspotenzial sieht die Fahrlehrerin auf Seiten der Fahrschüler in erster Linie darin, die Fahrstunden konzentriert zu absolvieren und sich auch im Nachgang zu erlebten Situationen nochmal Gedanken zu machen.

Ganz in diesem Sinne rät der ADAC Südbayern Fahranfängern, den ADAC Verkehrsübungsplatz zu nutzen, um auch ohne Führerschein legal und sicher Autofahren zu üben. Dies ist bereits ab 15 Jahren möglich. Denn wer frühzeitig genügend Fahrpraxis sammelt, kann die Anzahl der benötigten Fahrstunden in Grenzen halten – und somit auch die Kosten für den Führerschein.