Staubilanz in Schleswig-Holstein 2021
Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht
Die Anzahl der Staus im nördlichsten Bundesland hat mit 13.620 gegenüber 7.614 in 2020 erwartungsgemäß zugenommen und liegt sogar über der Zahl von 2019, wo 12.949 Staus und stockender Verkehr gemeldet wurden. Aber sowohl bei der Staulänge mit knapp 16.000 Kilometern (2020: 11.338 km, 2019 26.099 km) und der Staudauer von 7.518 Stunden im vergangenen Jahr (2020: 4.691 h, 2019: 11.811 h) waren die Auswirkungen für die Autofahrer deutlich geringer als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Bildlich gesprochen reicht bei einer Jahres-Staulänge von 16.000 Kilometern die Blechlawine von Schleswig-Holstein bis zum Südpol (Luftlinie).
„Für 2022 erwarten wir wieder einen rasant steigenden Pkw-Verkehr bei allmählicher Normalisierung der Corona-Situation und damit auch wieder mehr Staus mit den entsprechenden Auswirkungen wie Staulänge bzw. Wartezeiten“, erläuterte Rainer Pregla, Pressesprecher für den ADAC Schleswig-Holstein e.V.
Die Zahlen waren 2019 auch deshalb so hoch, weil vor Hamburg die A7 drei- bis vierspurig je Fahrbahnseite ausgebaut und der sogenannte „Hamburger Deckel“ gebaut. Diese Maßnahmen sind nun nahezu abgeschlossen und dürften für entsprechende Entlastung sorgen.
Im vergangenen Jahr gab es auf der Autobahn 1 zwischen Pansdorf und Neustadt Mitte einen Stauschwerpunkt, der zusammengerechnet einer Länge von 2730 km entspricht und die Autofahrer 1121 Stunden Zeit gekostet hat. Grund war die Baustelle mit Verengung auf jeweils eine Fahrspur. Auch hier gibt es etwas Entlastung. Das gut zehn Kilometer lange Stück der Fahrbahnseite in Richtung Ostseeküste wurde fertiggestellt, ab Frühjahr 2022 ist die Gegenfahrbahn Richtung Hamburg dran, entsprechende Staus und Zeitverzögerungen inbegriffen.
Bauarbeiten auf der A21 zwischen Bad Segeberg und Schwissel (577 km, 405 h) und in Höhe der Anschlussstelle Nettelsee beim Übergang der B404 auf die A21 (1023 Meldungen, 24 km, 137 h), führten hier ebenfalls zu einem Stauschwerpunkt.
Auch die Baustellen auf der A215 zwischen Bordesholmer Dreieck und Kiel kosteten die Autofahrer Zeit und Nerven. Zwischen Kiel-West und Blumenthal bildete sich übers Jahr gerechnet eine Schlange von 572 Kilometern und dauerte 660 Stunden. Wegen der Bauarbeiten auf der B76/Theodor-Heuss-Ring in Kiel staute es sich in der Landeshauptstadt im Bereich Kiel-Mitte und Anschluss-Westring auf 572 Kilometern. Das Staugeschehen dauerte über 660 Stunden.
Aus der Statistik ragt außerdem der Grenzübergang Ellund mit 467 Kilometern Länge und 983 Stunden hervor. Hier führten Kontrollen bei der Einreise von und nach Dänemark wegen der Pandemie zum Staugeschehen.
Auch die 640 Kilometer im Bereich der Anschlussstelle Rendsburg/Büdelsdorf und Kreuz Rendsburg auf der A7 hatten Bauarbeiten zur Ursache und brachten übers Jahr 130 Stunden Wartezeit mit sich.
Die staureichsten Tage in 2021 für Schleswig-Holstein waren der 9. Februar (339 km), der 9. Oktober (323 km), und der 16. Oktober (322 km). Geht es um die Staudauer, waren der 9. Oktober mit 105,3 Stunden, der 14. August und der 24. Juli 2021 mit jeweils 83,2 Stunden die stressigsten Stau-Tage.
Die gute Nachricht: Im Bundesvergleich steht Schleswig-Holstein hinsichtlich des Staugeschehens noch sehr gut da. Die Spitzenplätze in Bezug auf Stauanzahl, Staulänge und Staudauer belegen Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Nur das Saarland, der Stadtstaat Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen haben noch weniger Staus gemeldet, als Schleswig-Holstein. Dennoch ist die Bilanz durch die Staus im Hamburger Bereich getrübt. Denn viele Autofahrer, die nach Schleswig-Holstein kommen oder von hier nach Hamburg oder Niedersachsen oder noch weiterwollen, kommen an den Staus, die durch die vielen Baumaßnahmen im Großraum Hamburg liefen und immer noch im Gange sind, nicht vorbei.
Daher fordert der ADAC in Schleswig-Holstein, dass die Homeoffice-Regelungen auch nach der Pandemie beibehalten werden, um das Verkehrsaufkommen niedriger zu halten. Nur ein attraktiver ÖPNV, wird die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen fördern. Außerdem sollten Bau und Sanierungsprozesse beschleunigt werden, damit die Baustellen, die eine der Hauptursachen für das Staugeschehen sind, möglichst schnell abgearbeitet werden.