Kostenlose Wiegeaktion für Campingfahrzeuge

Die vier Plattenwaagen müssen vor die Reifen geschoben werden, ehe die Camper und Wohnmobilisten darauf fahren konnten. Hier lassen sich Anne und Volker Götze aus Wattenbek wiegen.
Die vier Plattenwaagen müssen vor die Reifen geschoben werden, ehe die Camper und Wohnmobilisten darauf fahren konnten. Hier lassen sich Anne und Volker Götze aus Wattenbek wiegen.© Rainer Pregla | ADAC Schleswig-Holstein e.V.

„Übergewicht“ kann teuer werden

Kostenlose Wiegeaktion des ADAC brachte für manchen Camper neue Erkenntnisse

Kiel. Da staunte so mancher Campingfreund am Montag nicht schlecht, als er die Zahlen auf seinem Wiegezettel las: Obwohl das Wohnmobil noch lange nicht vollständig beladen, war das zulässige Gesamtgewicht oft schon erreicht. Wie sollen da die Campingstühle, das Kanu und die nagelneuen E-Bikes auch noch mit? „Aber selbst wenn das zulässige Gesamtgewicht
in Ordnung sein mag, wichtig ist außerdem die Gewichtsverteilung“, erklärte Jörg Kirst, Leiter Verkehr und Technik bei der kostenlosen ADAC Wiegeaktion am Montag in Boksee. Denn die gleichmäßige Verteilung des Gewichts und die zulässige Belastung von Vorder- und Hinterachse müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Und das bestätigte sich bei den rund 60 Fahrzeugen, die auf die Plattenwaagen rollten: Bei rund einem Drittel der Fahrzeuge wird die Hinterachse übermäßig belastet. „Das hängt mit der Konstruktion zusammen. Der Stauraum wird aus Platzgründen nach hinten verlagert. Da packen die Leute dann alles rein“, so Kirst weiter. Manch einer nutzt die hintere Garage für einen Motorroller, der etwa 120 Kilogramm wiegt. Im vorderen Bereich, wo Fahrer und Beifahrer sitzen, sei fürs Gepäck dann wenig bis gar kein Platz mehr. Anne und Volker Götze
aus Wattenbek kennen die Tücken mit der Überladung. Da ihr LMC Wohnmobil mit SAT-Schüssel und Solarmodulen ausgestattet ist, haben sie das Gewicht besonders gut im Blick. „Außerdem nutzen unsere Kinder mit den Enkelkindern das Wohnmobil ebenfalls“, erklärt Anne Götze. Deshalb hat das Ehepaar eine Excelliste erstellt, in der jedes Stück, das mitgenommen werden soll, mit seinem Gewicht erfasst wird. Auf Knopfdruck können sie sich so ausrechnen, was noch mitgenommen werden kann.

Das Thema Zubehör spielt bei Camping und Gewicht eine größere Rolle, als mancher Eigentümer glaubt. „Wer ein mit allen optional erhältlichen Zubehörteilen ausgestattetes Wohnmobil kauft, kann schnell in den Grenzbereich des zulässigen Gesamtgewichts kommen. Dann dürfte man kein weiteres Gepäck nehmen“, weiß Jörg Kirst. Daher sein Tipp: „Nur das Zubehör nehmen, was wirklich nötig ist, und das möglichst in Leichtbauweise. Wer wenig Leergewicht hat, kann mehr Gepäck mitnehmen und hat dementsprechend mehr Urlaubsfreude.“

Sylvia und Wolfgang Gaack sind mit ihrem Pickup vorgefahren. Weil sie das Gefährt erst vor einem Jahr gekauft haben, wollen sie hier bei der Aktion auf Nummer sicher gehen und nehmen wie viele weitere Camper an diesem Tag den Wiegezettel mit den Angaben für ihr Gefährt mit. Darin steht genau, wieviel Gewicht noch auf die Achsen und wie viel Kilogramm noch eingepackt werden dürfen, ehe das zulässige Gesamtgewicht erreicht ist.

Auch Andreas Boll aus Schwentinental freut sich über die Wiegeaktion: „Das ist eine tolle Sache. Ich bin froh, dass ich trotz SUP-Bord, Campingstühlen und Tisch mit Pött und Pann immer noch im grünen Bereich bin.“

Bei den Campinganhängern ermittelt der ADAC hier auf Wunsch auch die Stützlast. „So mancher Campingfreund packt hier noch Fahrräder mit Träger drauf und übersieht, dass die Last ganz schnell überschritten wird“, mahnt Kirst. „Wir veranstalten die kostenlose Wiegeaktion einmal jährlich, um einen Beitrag für mehr Sicherheit zu leisten“, erklärt Rainer
Pregla, Pressesprecher des ADAC Schleswig-Holstein. Denn Überladung führe zu gefährlichen Situationen, weil sich Bremswege verlängern und sich Fahr- und Kurvenverhalten teilweise dramatisch verändern. Wenn dann auch noch Regen, Sturm und andere widrige Witterungsverhältnisse dazukommen, werde es ganz kritisch.

Außerdem könne es teuer werden. „Je nach Überladungsgrad sind in Deutschland bis zu 235 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg möglich, im Ausland teilweise drastisch mehr“, so
Pregla. So könne die Überladung in Italien 1697 Euro kosten, in Luxemburg sogar bis zu 5000 Euro.

Damit dies vermieden wird, empfiehlt der ADAC das Wiegen mindestens zum Saisonstart. Jeder, egal ob ADAC Mitglied oder nicht, kann sein Fahrzeug nach Voranmeldung auf der
Fahrsicherheitsanlage Boksee gegen geringe Gebühr (20 Euro) wiegen lassen.

Abteilung Verkehr und Technik
Telefon: 0431 6602 130
E-Mail: adac-verkehr-und-technik@sho.adac.de

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