E-Autos zuhause laden

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Mit der Anschaffung eines elektrischen Fahrzeugs und der damit einhergehenden Umgestaltung der „Tankvorgänge“ führt kaum ein Weg an einer heimischen Ladesäule vorbei. Doch für die Einrichtung und Auswahl der Komponenten müssen einige Fragen geklärt werden, wir möchten Ihnen einen Überblick geben:

Voraussetzungen für die Installation einer Ladeeinrichtung

Zuallererst müssen die Gegebenheiten vor Ort geprüft werden. Selbstverständlich wird ein fester Stellplatz für das Fahrzeug benötigt. Doch auch hier ist zu beachten, ob der elektrische Anschluss möglich ist, da zwischen Wohnung / Haus und dem Stellplatz auch ein fremdes Grundstück liegen kann. Bei einem Mietobjekt sollten Sie mit der Vermieterin oder dem Vermieter, sowie anderen Mieterinnen und Mietern über Ihr Vorhaben sprechen. So können Sie bereits eine erste Einschätzung darüber gewinnen, ob es eventuelle Mitstreiterinnen und Mitstreiter oder anderweitige Einwände gibt. Im Anschluss kann eine geeignete Ladelösung ausgewählt werden, hierfür sollte der Rat eines Elektrofachbetriebes eingeholt werden. Anschließend muss ein Antrag an die Vermieterinnen und Vermieter, bzw. die Eigentümerinnen und Eigentümer gestellt werden. Diese dürfen Ihnen die Ladeeinrichtung im Normalfall nicht verwehren, jedoch über die Ausführung bestimmen. Daher ist es wichtig, alle Vorstellungen der Antragsstellenden genau festzuhalten. Im Anschluss trifft die angesprochene Stelle eine Entscheidung und die Ladeeinrichtung kann nach den besprochenen Vorgaben errichtet werden. Zu beachten ist hierbei die Anmeldung beim Netzbetreiber: Ladeeinrichtungen bis 11 kW müssen beim Netzbetreiber nur angemeldet werden, alles darüber benötigt eine Genehmigung. In der Regel übernimmt das der Installationsbetrieb. Im Anschluss muss bei mehreren Nutzerinnen und Nutzern, bzw. je nach Anschluss der Ladeeinrichtung, getrennt abgerechnet werden.

Auswahl der richtigen Wallbox

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Angeboten. Der Einstieg beginnt bereits ab ca. 400€, aber auch Preise oberhalb von 4000€ sind möglich. Doch welche Unterscheidungsmerkmale gibt es und worauf ist beim Kauf zu achten?

Zuerst sollte der Fokus auf das Ladekabel und die Anzahl derer gelegt werden. Möchte ich nur ein oder direkt zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden? Ebenso unterscheiden sich die Wallboxen in welche mit Ladebuchse, hier muss ein separates Ladekabel verwendet werden (beispielsweise aus dem E-Auto), oder mit einem angeschlagenen Ladekabel, hier ist das Kabel immer an Ort und Stelle, idealerweise verfügt die Wallbox hierbei über eine sog. Steckergarage, um den Stecker des Ladekabels zu schützen. Die Vor- und Nachteile zeigen sich hier zum einen in der aufgeräumten Optik der Wallbox mit Ladebuchse (z.B. im Außenbereich) oder der optimalen Handhabung des stehts zur Verfügung stehenden Ladekabels. Ebenso gibt es gängiger weise zwei unterschiedliche Kabellängen (4-5 m und 7-8 m), hier muss je nach Stellplatz und Position des Ladeanschlusses am Fahrzeug entschieden werden. Ein weiterer Punkt ist die technische Ausstattung der Wallbox. Am preiswertesten sind einfache Wallboxen, welche lediglich an das Hausnetz angeschlossen werden. Diese bieten kaum bis keine technischen Spielerein und laden lediglich das Fahrzeug. Besonders geeignet für einen nicht öffentlich zugänglichen Stellplatz, sowie einer nur geringen (bzw. eher zufälligen) bis keiner Nutzung von Strom aus der Photovoltaik Anlage. Die nächste Stufe stellen die intelligenten Wallboxen dar. Hier beginnt der Einstieg bei um die 1000€. Bei diesen Modellen ist eine Steuerung per Smartphone App Standard. Ebenso ist häufig eine Zugriffsbeschränkung über verschiedene Wege möglich, was besonders bei einer Möglichen, ungewollten, Fremdnutzung nötig ist. Weitere Features können u. A. das zusammenschalten mehrerer Wallboxen, sowie ein integrierter Stromzähler sein. Ebenso wird ein dynamisches Laden über die PV-Anlage ermöglicht, bei welchem stehts nur der produzierte Überschuss geladen wird. Interessant sind hier Modelle mit einer automatischen Phasenumschaltung, so kann bereits ein geringer Strom Überschuss der PV-Anlage zum Laden verwendet werden, aber auch eine hohe Ladeleistung bereitgestellt werden. Hintergrund ist, dass jede der drei Phasen im Hausnetz eine Mindestladeleistung ab 1,4 kW aufbringen muss, damit die Antriebsbatterie überhaupt geladen werden kann. Ermöglich die Wallbox ausschließlich das Laden über alle drei Phasen, wäre ein Leistungsüberschuss der PV-Anlage von mindestens 4,2 kW nötig! Zwingend sollte der Wallbox eine EU-Konformitätserklärung beiliegen, da diese für die Anmeldung der Ladeeinrichtung beim Netzbetreiber benötigt wird. Eine gute Orientierung bietet der ADAC Leitfaden zur Auswahl sowie die regelmäßigen Produkttests.

Laden mit der Photovoltaikanlage

Ist das Laden an der heimischen Photovoltaikanlage vorgesehen, muss geprüft werden, ob das Fahrzeug in den sonnenreichen Stunden regelmäßig zum Laden zur Verfügung steht. Je nach Nutzungsverhalten reicht hierfür auch das Wochenende, da mit den aktuellen Reichweiten selten ein tägliches „Nachtanken“ notwendig ist. Passen diese Punkte nicht zusammen, sollte ggf. über einen Batteriespeicher im Haus nachgedacht werden, um möglichst auf Netzstrom verzichten zu können. Um eine Antriebsbatterie vollständig zu Laden, reicht der zusätzliche Speicher häufig bei weitem nicht aus, dennoch wird die Effizienz der Anlage gesteigert. Optimal kann die gespeicherte Energie zum regelmäßigen Nachladen verwendet werden.

Ladestrategien

Das heimische Laden kann in zwei Ladestrategien aufgeteilt werden. Eine Möglichkeit ist die sogenannte Netzstromergänzung, bei welcher mit einer fest vorgewählten Ladeleistung geladen wird. Reicht die durch die PV-Anlage gewonnene Energie nicht aus, wird die restliche Energie aus dem Stromnetz ergänzt. Die andere Variante lautet PV-Überschussladen. Hierbei wird lediglich der aktuelle Überschuss an gewonnener Energie in die Antriebsbatterie des Fahrzeugs geladen, wobei die Stromverteilung intelligent an den Bedarf angepasst werden muss. Vorteilhaft ist zudem eine Wallbox mit automatischer Phasenumschaltung, wie oben erklärt.

Photovoltaikanlage und Energiemanagementsystem können die Betriebskosten des E-Fahrzeugs senken und die Effizienz der Anlage steigern.

Photovoltaikanlage und Energiemanagementsystem können die Betriebskosten des E-Fahrzeugs senken und die Effizienz der Anlage steigern.

Lars Münchau, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik ADAC Schleswig-Holstein e.V. ©ADAC Schleswig-Holstein e.V.

Ansprechpartner:
Lukas Sülter
Technik und Verbraucherschutz
Telefon: 0431 6602 130
E-Mail: adac-verkehr-und-technik@sho.adac.de

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