ADAC Medienfrühstück "Wege aus der CO₂-Falle"

Die E-Fuels können auch eine Alternative für Oldtimer sein, hier wurde ein Triumph Herald mit nachhaltigem Kraftstoff betankt.
Die E-Fuels können auch eine Alternative für Oldtimer sein, hier wurde ein Triumph Herald mit nachhaltigem Kraftstoff betankt.© ADAC Schleswig-Holstein e.V.

Ohne Technologie-Offenheit geht nichts

Kiel (18.07.2023) Es braucht Technologie-Offenheit, um Mobilität auf der einen Seite und Klimaneutralität auf der anderen Seite zu ermöglichen. Das ist eines der Ergebnisse des Medienfrühstücks des ADAC Schleswig-Holstein unter Motto „Wege aus der CO2-Falle“ vom 12. Juli in Kiel-Boksee.
Die aktuelle Debatte zur Mobilität mit Verboten, Vorschlägen und Verordnungen sorgt nicht nur auf Verbraucherseite zunehmend für Verwirrung: Auf welche Antriebstechnologie kann man noch vertrauen? Verbrenner, Elektroautos, Wasserstoff, Erdgas oder doch synthetische
Kraftstoffe? Welches Fahrzeug sollten Verbraucher sich als nächstes kaufen?

Der Club hatte vier Experten eingeladen, die jeweils für ihren Bereich die aktuelle Marktsituation und die Entwicklung skizzierten. Jens Sandmeier, Projektleiter Landeskoordinierungsstelle Elektromobilität Schleswig-Holstein, erläuterte, warum das Land voll auf Elektromobilität setzt und sieht sich in den aktuellen Zulassungszahlen, bestätigt.
Das nördlichste Bundesland ist bei den Neuzulassungen der Stromer bundesweit Spitzenreiter.

Können mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge eine saubere Alternative für die Probleme mit dem Verbrennerantrieb sein? Sebastian Päsler von der Nord-Ostsee-Automobile GmbH & Co. KG sieht in diesen Konzepten zwar auch kein Allheilmittel, aber doch erfolgsversprechende Ansätze, sowohl für den Pkw-Markt, aber auch für Schwerlastverkehr und Reisebusse.

Axel Niesing, Geschäftsführer der Anton Willer Tankstellenkette, plädierte vehement für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen in Form von HVO-Diesel und E-Fuels. Seiner Ansicht nach ließe sich dieser Kraftstoff, der zumindest dank seiner CO2-neutralen Produktion als nachhaltig gilt, durchaus in größerem Stil produzieren. Zumindest seien diese Kraftstoffe eine hervorragende Zwischenlösung, denn, selbst mit einem Verbot für Verbrenner-Motoren, sei ein Großteil des Fahrzeugbestands mit diesen Antrieben noch auf Jahrzehnte hinaus
ausgestattet. Dafür brauche es jetzt Lösungen.

Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Landesverbands des Kfz- Gewerbes in Schleswig-Holstein gab einen eindrücklichen Überblick über das Marktgeschehen und verdeutlichte, wie schwierig und aufwendig die Transformation zur Elektromobilität für Händler und Werkstätten ist.

Der ADAC Schleswig-Holstein leitet folgende Standpunkte und Forderungen aus dieser Veranstaltung ab:

Treibhausgasfrei erzeugte flüssige und gasförmige Kraftstoffe sowie Strom aus erneuerbaren Energiequellen sind anzustreben. Klar ist, dass jede Technologie ihre Berechtigung, ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen hat. E-Fuels, HVO-Diesel, Wasserstoff oder rein strombetriebene Fahrzeuge? Welche Technologie zum Ziel führt, kann und darf nicht von der Politik entschieden werden. Das wird auch nicht der eine Baustein allein leisten können, sondern jede der Technologien muss ein Stück weit mithelfen. „Am Ende entscheiden der Markt, die Wirtschaft und die Verbraucherinnen und Verbraucher. Wichtig ist doch nur, dass wir das gemeinsame Ziel, dem Klimawandel zu begegnen und die Lebensfähigkeit unseres Planeten zu erhalten, nicht aus den Augen verlieren und in den nächsten Jahren die Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr drastisch verringern und bis 2045 eine klimaneutrale Mobilität erreichen“, erklärte Lars Münchau, Vorstand Verkehr und Technik beim ADAC Schleswig-Holstein.

Neben Strom aus erneuerbaren Quellen für batterieelektrische Antriebe werden auch klimaneutrale flüssige und gasförmige Kraftstoffe als Antriebsenergien benötigt. Beispiele dafür sind Biokraftstoffe wie Bioethanol, strombasierte synthetische Kraftstoffe (E-Fuels), Wasserstoff oder Hydrotreated Vegetable Oil Diesel (HVO-Diesel). Diese alternativen Kraftstoffe sind auch erforderlich, um die Treibhausgasemissionen der Bestandsflotte mit Verbrennungsmotoren zu verringern und langfristig zu neutralisieren.

Auch wenn der Hochlauf der Elektromobilität gelingt – er muss es unbedingt – wird der Verbrennungsmotor noch lange Zeit den Fahrzeugbestand im Straßenverkehr prägen, sowohl national als auch international. Der Klimaschutz erfordert daher auch Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen in der bestehenden Pkw-Flotte. Der ADAC fordert daher klare politische Rahmenbedingungen für die Beimischung alternativer Kraftstoffe im Straßenverkehr und erwartet von der Wirtschaft Investitionen in den globalen Ausbau der Produktionsanlagen.

Der ADAC setzt sich auch für die Entwicklung und den Einsatz von Wasserstoff im Straßenverkehr ein. Wasserstoff sollte nicht nur für andere Sektoren wie Industrie, Luftfahrt, Schifffahrt oder Nutzfahrzeuge reserviert sein, sondern auch für den Pkw zur Verfügung stehen. Der ADAC setzt sich dafür ein, dass die steuerliche Förderung von Neufahrzeugen mit alternativen Antrieben auch über 2025 hinaus fortgesetzt wird.

Im Anschluss an die Vorträge konnten auf dem Übungsplatz des ADAC diverse Fahrzeuge mit unterschiedlichen Antriebskonzepten getestet werden: Mit E-Fuels wurden die Oldtimer Goggo Mobil und ein Triumph Herald betankt. Der Hyndai Nexos und der Toyota Mirai erzielen mit dem Wasserstoff-Antrieb eine Reichweite von jeweils deutlich über 600 Kilometer. Neben diversen E-Fahrzeugen probierten die Teilnehmer auch einen Audi Q5 aus, der mit HVO-Diesel betankt wurde.

Rainer Pregla
Pressesprecher ADAC Schleswig-Holstein e.V.

Tel.: 0170-2823229
Mail: presse@portoma.de

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