Die Mitgliederversammlung 2023 des ADAC Schleswig-Holstein e.V.

Der Straßenwachtkäfer empfing die Gäste der Mitgliederversammlung in Bad Segeberg
Der Straßenwachtkäfer empfing die Gäste der Mitgliederversammlung in Bad Segeberg© Rainer Pregla | ADAC Schleswig-Holstein e.V.

Grundsatzrede von Gerhard Hillebrand bei der Mitgliederversammlung des ADAC Schleswig-Holstein e.V.

„Die Lebensrealität der Menschen muss wieder im Mittelpunkt stehen“

Bad Segeberg – Der ADAC Schleswig-Holstein bleibt in Zeiten von Krisen, Inflation und teilweise hitzigen Debatten um die Mobilitätswende ein wichtiger und gefragter Ansprechpartner für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. „Wir werden unserer Funktion als Verbraucherschützer bei den politisch-wirtschaftlichen Themen genauso gerecht, wie bei den sozial-gesellschaftlich relevanten Inhalten rund ums Club- und Vereinsgeschehen oder dem Motorsport“, betonte Gerhard Hillebrand, Vorsitzender des ADAC Schleswig-Holstein auf der Mitgliederversammlung am Sonntag in Bad Segeberg. Hillebrand, der auch Verkehrspräsident des ADAC ist, stellte fest, „dass die Debatte, aber auch viele Entscheidungen von Parteien, Politik und Umweltverbänden zunehmend ideologisch geprägt sind“. Die Fakten und Lebenswirklichkeit vieler Menschen würden dabei ignoriert, ausgeblendet und in Teilen auch bewusst verleugnet. Der ADAC wolle hier mit seiner Expertise mehr denn je zur Versachlichung beitragen. Niemand stelle die klimapolitischen Notwendigkeiten und Ziele in Frage, so Hillebrand, aber man müsse rechtzeitig darauf hinweisen dürfen, wenn die verordnete ausschließlich elektrische Antriebswende illusorisch sei. So müssten bei den angestrebten 15 Millionen reinen E-Fahrzeugen bis 2030 jährlich zwei Millionen Elektrofahrzeuge zugelassen werden. Das sind jeden Tag fast 5500 Autos. „Und dass in Zeiten, wo der Ladesäulenaufbau dem Hochlauf der Elektrofahrzeugproduktion weit hinterher hinkt, wo die Strompreise so stark gestiegen sind, dass viele Verbraucher sich einen Wechsel gut überlegten, und dann auch noch die Förderprämien abgesenkt wurden“, so Hillebrand weiter. Die Politik müsse so ehrlich sein, die Frage zu beantworten, wo denn der ganze Strom herkommen soll, wenn gleichzeitig auch noch die Haushalte verpflichtet werden sollen, Häuser und Wohnungen massenhaft auf Wärmepumpen zum Heizen umzurüsten. „Die Bundesnetzagentur hat sich jetzt schon die Möglichkeit von Stromsperren für Wärmepumpen und Wallboxen gesichert und diese angekündigt, weil die genau wissen, dass das veraltete Stromnetz bei diesen exorbitant hohen Lasten kollabieren würde“, so Hillebrand weiter.

Von daher sei das erfolgreiche Veto von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gegenüber der EU für ein komplettes Verbrennerverbot ab 2035 folgerichtig und vernünftig. „Wir sollten zumindest so technologieoffen bleiben, dass für Wirtschaft und Wissenschaft die Chance besteht, an der Machbarkeit der synthetischen Kraftstoffe als klimafreundliche Alternative zu Benzin und Diesel weiter zu forschen und zu arbeiten“, so Hillebrand. Nach Ansicht zahlreicher Experten, seien E-Fuels durchaus in der Lage, dem enormen Kfz-Bestand mit Verbrennungsmotoren, der auch nach 2023 auf den Straßen zu finden sein, zu einem nahezu CO2-freien Betrieb zu verhelfen. Denn bei der Produktion der E-Fuels mit grünem Strom wird annähernd genauso viel Kohlendioxid der Atmosphäre entnommen, wie später wieder durch den Auspuff ausgestoßen werde. Auch wenn die Produktion sehr viel Energie benötige, sei es doch besser, im Windland Schleswig-Holstein den überflüssigen Strom zur Produktion von Wasserstoff oder E-Fuels einzusetzen, als die Windräder abzuschalten, weil das vorhandene Stromnetz die Lasten nicht aufnehmen kann.

Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung standen außerdem Wahlen. Der ADAC hat einen neuen Vorstand für Jugend und Sport: Stefan Willmann (60) aus Wakendorf wurde bei der Mitgliederversammlung am Sonntag in Bad Segeberg einstimmig als Nachfolger für Torsten Johne gewählt. Der 69-jährige hat nach über 45 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit und 26 Jahren als Sportleiter den Platz frei gemacht und wurde in einer bewegenden Zeremonie durch den Vorsitzenden des Clubs, Gerhard Hillebrand, verabschiedet. Außerdem beschloss die Mitgliederversammlung einstimmig, Johne zum Ehrenmitglied zu ernennen. Bei den Wahlen zu den Positionen des Vorsitzenden und des Vorstands für Touristik, wurden Gerhard Hillebrand sowie Katrin Telschow in ihren Ämtern bestätigt.

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