Carsharing: Wie funktioniert das eigentlich?

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Ein Leben ohne Auto? Für viele immer noch undenkbar. Ich habe es vor etwa drei Jahren gewagt und bin nun überzeugter Nutzer eines Carsharing-Systems in Leipzig. Das Ganze hat viele Vorteile - vor allem finanzielle - aber auch ein paar Nachteile. Im weiteren Verlauf möchte ich Ihnen ein bisschen aus meinem Carsharing-Alltag erzählen und die wichtigsten Vor- und Nachteile einmal gegenüberstellen. Im Podcast spreche ich mit meinem Kollegen Markus Löffler über die Entwicklung des Carsharing und wo es noch hingehen kann. Der Verkehrsingenieur wird uns erzählen woher das Carsharing kommt und wie es damit in den nächsten Jahren weitergeht.

Podcast Carsharing | ADAC Sachsen

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Carsharing: Woher kommt es und wohin geht es? Gespräch mit Florian Heuzeroth und Markus Löffler.

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In Sachsen auch ohne Auto mobil sein

Autor Florian Heuzeroth© Nicht veröffentlichen

Ja, ich bin ohne Auto in Sachsen mobil. Hallo, mein Name ist Florian Heuzeroth und ich bin Abteilungsleiter für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim ADAC Sachsen. Ich bin 38 und lebe in Leipzig, wobei mein Arbeitsplatz in Dresden liegt. Deshalb pendle ich zu meinen Bürotagen von Leipzig nach Dresden und nutze dazu die Bahn. Für mich ist das die entspanntere Alternative zu täglichen über zwei Stunden volle Konzentration am Steuer. Ich fahre gerne Auto, aber lange Strecken und das dazu täglich? Nein danke.
Aber ich möchte hier keine Diskussion über besseres Pendeln anstoßen, sondern Carsharing beleuchten. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe das Auto abgeschafft, weil ich es unter der Woche einfach nicht brauche. Für alles weitere nutze ich den großen Carsharing-Anbieter teilAuto in Leipzig.

Für wen lohnt sich das Carsharing-Modell?

Eines vorweg: Carsharing ist nicht für jeden etwas. Mal abgesehen vom eigenen Auto als liebstes Kind bei uns, sind die Möglichkeiten nicht für jeden gegeben. Ich bin Städter und damit die wohl aktuell beste Zielgruppe für Carsharing. Ich hab Zugang zu stationsbasierten, wie auch Free-Floating Autos, außerdem brauche ich durch Fahrrad und ÖPNV das Auto nicht täglich. Wer täglich mit dem Auto pendeln muss, weil es keine andere passende Anbindung gibt, oder im ländlichen Bereich lebt, in dem das System (noch) nicht ausgebaut ist, für den wird sich Carsharing nicht anbieten. Ein guter ÖPNV-Ausbau in der Stadt, kurze Wegstrecken und der Wunsch die Fahrzeugbelastung in den Innenstädten zu mildern, sind dafür gute Gründe über Carsharing nachzudenken.

Vor- und Nachteile beim Carsharing

Die wichtigsten Vor- und Nachteile. | Foto: ADAC Sachsen e.V.© Nicht veröffentlichen

Am Anfang habe ich schon erwähnt, dass es vor allem finanzielle Vorteile hat, wenn man auf das Konzept setzt. Das muss man natürlich immer im Verhältnis sehen - wo andere regelmäßige Ausgaben für Benzin oder Diesel haben, habe ich diese in Form meines Zugtickets. Anschaffungskosten oder Steuer und Versicherung spare ich mir aber. Der für mich größte Gewinn ist, dass ich abends im Wohngebiet keinen Parkplatz mehr suchen muss. Eine über 30 minütigen Parkplatzsuche eines Abends was Auslöser das eigene Auto in Leipzig zu überdenken.

Free-Floating oder stationsbasiert?

Free-Floating, so wie Wasser? Ja, so ähnlich ist das gemeint. Es gibt zwei Sorten von Carsharing-Systemen: einmal die stationsbasierten Fahrzeuge, die, wie der Name schon sagt, an festen Stationen mietbar sind und dort auch wieder abgestellt werden müssen. Und dann gibt es das Free-Floating System. Dabei stehen die Fahrzeuge nicht an festen Stationen, sondern sind frei in einem markierten Gebiet (meist das grobe Stadtgebiet) buchbar und auch wieder frei abstellbar. Hiermit sind Fahrten von A nach B möglich, ohne das Auto zum Schluss wieder zu A zurück zu bringen. Die Fahrzeuge bewegen sich damit frei "im Fluss" der Nutzer. Ich nutze diese Option gerne, wenn der ÖPNV morgens oder abends massiv verspätet ist oder gar ausfällt. Dann fahre ich eine einfache Fahrt zum Bahnhof oder vom Bahnhof nach Hause.

Per App lässt sich leicht überprüfen, ob ein Free-Floating Car (CityFlitzer) in der Nähe ist. Foto: cityflitzer.de © Nicht veröffentlichen

Das spannende an der Art und Weise ist, dass die Fahrzeuge neuralgische Punkte, wie z.B. den Bahnhof, ganz ohne Zutun der Vermieter erreichen und sich wieder verteilen. Ich beobachte immer wieder, dass sich einige Fahrzeuge im Laufe des Vormittags am Bahnhof sammeln und sich dann zum Nachmittag hin wieder in der Stadt verteilen. Ein großer Nachteil dabei ist, dass man die Fahrzeuge maximal eine Viertelstunde vor Nutzung reservieren kann und so keine Garantie auf ein Auto in seinem Umfeld hat, wenn man eines braucht.

Das stationsbasierte Modell lässt zu, dass man Autos auch bereits Monate zuvor reserviert. Dafür muss man aber das Auto auch wieder an seinen Abholort zurückbringen.

Die wichtigsten Fragen zum Carsharing

Bei Interesse am Carsharing ergeben sich zu Beginn automatisch einige Fragen. Gerade die Frage nach dem Tanken kommt besonders häufig. Mietwagen müssen meistens vollgetankt abgegeben werden, aber bei vielen Carsharing-Anbietern muss das nicht sein. Hier tankt der Nutzer, wenn der Tank leer wird bzw. vor Abgabe des Wagens der Füllstand auf unter 1/3 fällt. Positiv ist: das Auftanken zahlt der Betreiber. Auf der Abrechnung zahlt man dafür seine gefahrenen Kilometer. An sich ein faires Modell, wie ich finde. Diese und weitere Fragen haben wir in der Galerie einmal zusammengestellt.

Was kostet es mich, wenn ich ohne Auto mobil sein möchte?

Die Preise und Modalitäten schwanken von Anbieter zu Anbieter, aber unter dem Strich liegen die Preise gar nicht so weit auseinander. Bei einem Vergleich der Free-Floating Angebote "City Flitzer" aus Leipzig (teilAuto) und aus dem Rhein-Main-Gebiet (book-n-drive) ergab, dass die Preise nur in wenigen Cent-Beträgen auseinander liegen. Wird in Leipzig z.B. eine feste Kaution bei Registrierung in Höhe von 100 Euro erhoben, so zahlt man im Raum Frankfurt entweder einen monatlichen Beitrag oder eine Pauschale von 2 Euro pro Fahrt. Zusätzlich zu Kaution, Fahrtpauschale oder/und Monats-Abo kommen die Kosten für Fahrzeit und die gefahrenen Kilometer hinzu. Aktuell beginnt die Stunde bei etwas unter drei Euro. Größere Fahrzeuge, wie Kombis, Vans oder Transporter kosten dementsprechend mehr, auch in den Kosten pro Kilometer. Diese gehen bei etwas unter 30 Cent pro Kilometer los. Im Podcast habe ich die Fahrt zum schwedischen Möbelhaus als Beispiel angeführt. In der nächsten Grafik habe ich das mal grob durchgerechnet, was mich eine Fahrt zu IKEA von zu Hause aus kostet. Ich achte dabei natürlich auch auf meine Kosten und nutze meistens die kürzere und dadurch günstigere Strecke durch die Stadt. Über die Autobahn würde ich pro Fahrt etwa 8 Minuten sparen, aber insgesamt das doppelte an Kilometern verfahren.

Was kostet eine Fahrt insgesamt, wenn ich von meinem Wohnort in Leipzig zum bekannten schwedischen Möbelhaus fahre? | Foto: ADAC Sachsen e.V.© Nicht veröffentlichen

Die wichtigsten Daten rund um das Carsharing der letzten Jahre

Der Bundesverband Carsharing e.V. hat auf seinem Online-Auftritt interessante Statistiken rund um das Thema veröffentlicht. Hier erhalten Sie Einblick, wie erfolgreich sich das Prinzip in Deutschland im Laufe der letzten Jahre durchgesetzt hat.

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