Ein erfülltes Berufsleben im Dienst des ADAC

Eine Person sitzt am Steuer eines gelben ADAC-Fahrzeugs. Das Auto ist seitlich zu sehen und befindet sich im Freien bei Tageslicht.
© ADAC Mittelrhein e.V.

37 Jahre gelber Engel, nun Altersteilzeit – davor sprachen wir mit Thomas Pauli über ein bewegtes ADAC-Leben.

Seit 37 Jahren ist Thomas Pauli (62) in Rheinland-Pfalz und dem Saarland ein Gesicht der Pannenhilfe unseres ADAC. Viele Jahre war er als Gelber Engel selbst auf den Straßen unterwegs, dann auch Ausbilder und seit 2014 Teamleiter. Jetzt verabschiedet sich der Kfz-Meister aus Altrich bei Wittlich in die passive Altersteilzeit und damit in den wohlverdienten Ruhestand. Der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne blickt auf eine beeindruckende ADAC-Geschichte zurück. Wir haben nachgefragt.

Thomas, 37 Jahre Gelber Engel. Das ist mehr als Dein halbes Leben.

Ja in der Tat und es war eine schöne Zeit. Ich blicke mit viel Freude und auch Dankbarkeit, dass ich das alles erleben durfte, darauf zurück.

Pläne für die Freizeit

Was wirst Du mit der vielen Freizeit anfangen?

Ich lasse das weitestgehend einmal auf mich zukommen. In jedem Fall werde ich mir ein Wohnmobil zulegen und mit meiner Frau sehr viel verreisen.

Als Du 1988 angefangen hast, gab es nicht einmal eine bundesweite ADAC-Nortrufnummer. Wie war das damals?

Die Pannen auf der Autobahn wurden mittels Notrufsäulen über die Autobahnmeistereien per Funk vermittelt, innerstädtisch übernahmen diesen Dienst oft die Stadtwerke. Unsere eigenen ADAC-Notrufcenter gab es noch nicht. Das hat funktioniert, wäre aber natürlich heute undenkbar.

Erster Einsatz und Erfolgserlebnis

Du hast bei einem Ford-Händler Deine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker, wie der Beruf damals noch hieß, gemacht und nach Deiner Meisterprüfung in einer Renault-Werkstatt gearbeitet. Wie war das in der Deiner Anfangszeit hier bei uns.

Sehr viel komplexer. Man musste ja auf jeden Autotyp vorbereitet sein. Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Panne erinnern, die ich alleine beheben sollte. Ein Mercedes war am Mehringer Berg liegengeblieben. Ich dachte, mein Gott ein Mercedes, das Auto kenne ich nicht, was soll ich da machen? Auf dem Weg dorthin war ich schon sehr nervös. Ich weiß nicht mehr, was die Pannenursache war, aber der Fahrer konnte seine Fahrt fortsetzen. Das war mein erstes Erfolgserlebnis.

Was war Dein erstes Fahrzeug?

Ein VW Passat1 mit 54 PS. Der war vollgepackt mit recht schweren Werkzeugen und Ersatzkanistern. An Steigungen sind dann oftmals die Lkw an einem vorbeigerauscht. Das ist heute Gott sei Dank anders und für die Kollegen auch sehr viel sicherer geworden. 330.000 Kilometer hatte der Passat auf der Uhr, als ich ihn abgegeben habe. Das weiß ich noch.

Wandel in der Pannenhilfe

Damals waren Schraubenschlüssel, Zange, Hammer, Prüflampe und Stroboskoplampe die wichtigsten Utensilien im Werkzeugkoffer der Fahrzeuge. Mit der zunehmenden Technisierung der Fahrzeuge entwickelte sich auch die Ausrüstung der ADAC-Pannenhelfer stetig weiter. Heute verfügen die "Gelben Engel" über hochmoderne Diagnosegeräte und können mit deren Hilfe viele Probleme direkt vor Ort beheben. Ist der Job des Pannenhelfers heute einfacher als in den 80ern?

Das würde ich so nicht sagen. Das Auslesegerät zeigt Dir ja nur die Fehlerart an, also eine Art Überbegriff. Die Ursache für diesen Fehler musst Du Dir schon noch selbst erschließen. Dazu braucht es Erfahrung, gesunden Menschenverstand und natürlich viele Schulungen. Ich habe als Teamleiter in den letzten Jahren viele junge Straßenwachtfahrer eingestellt. Denen sage ich immer: „Füll´ Deinen Rucksack mit Erfahrung.“ Als Straßenwachtfahrer darfst Du nie denken, Du hast ausgelernt. Es braucht rund zwei Jahre, bis man vollkommen in dem Job angekommen ist und sattelfest ist. Und dann ein Berufsleben lang viele Schulungen. Das war bei mir nicht anders. Aber richtig ist auch, dass sich das technische Anforderungsprofil gewandelt hat. Früher hast Du in jeder Schicht im Schnitt mindestens einen Kühlerschlauch und einen Keilriemen gewechselt. Das ist heute natürlich nicht mehr so.

Seit vielen Jahren findet die Transformation des ADAC vom, sagen wir mal, nahezu reinem Pannenhelfer zum allumfassenden Helfer und Dienstleister in vielen weiteren Bereichen der Mobilität, Heim und Gesundheit statt. Wie siehst Du diese Entwicklung?

Überwiegend positiv. Die 2022 eingeführte Pannenhilfe für Fahrräder ist da ein gutes Beispiel. Als die E-Mobilität aufkam, kam die Frage auf, braucht man die Pannenhilfe mittelfristig überhaupt noch. Heute lautet die Antwort: Ja. Ich könnte mir in Zukunft noch viele weitere Aufgaben vorstellen. Ich wurde einmal von einem Mitglied angefordert, dass seine Winterreifen wechseln wollte und schon am ersten Reifen scheiterte. Ein studierter, offensichtlich sehr intelligenter Mann, aber er bekam es nicht hin. Ich habe dann gleich alle vier gewechselt, weil ich dachte, vielleicht passiert sonst etwas.

Hast Du eine ungefähre Vorstellung, wie viele Pannen Du in Deinen 38 Dienstjahren behoben hast?

Nein, aber es waren sicher über 20.000. Seit 2010 war ich ja zusätzlich noch als Trainer tätig, und seit 2014 als Teamleiter überwiegend im Innendienst. Aber ich bin immer noch gerne an Wochenenden zu Großveranstaltungen wie Rock am Ring oder Roko del Schlacko gefahren. Auch bei Nature One war ich schon mal im Einsatz. Oft waren wir hier mit dem Quad unterwegs und haben hauptsächlich jungen Menschen geholfen, die sich mit ihren Musikanlagen die Autobatterie leergesaugt haben, oder sich ausgesperrt hatten.

Anforderungen an einen guten Straßenwachtfahrer

Was zeichnet aus Deiner Sicht einen guten Straßenwachtfahrer aus?

Natürlich braucht es Sachkompetenz. Aber auch viel Empathie und Verständnis für Menschen in Notsituationen. Man muss Spaß am Kontakt mit diesen Menschen haben. Das ist auf der Straße schon etwas anderes als in der Werkstatt.

Bleiben Dir da Situationen in Erinnerung?

Ja natürlich. Die Flutkatastrophe 2021 beispielsweise mit vielen Toten. Ich war mehrere Tage an der Ahr mit einem Quad im Einsatz. Überall winkten einen Menschen zu sich, weil sie sich in den Trümmern Reifenschäden zugezogen hatten oder in der Aufregung die Beleuchtung ihres Fahrzeugs angelassen hatten. Das Telefonnetz funktionierte ja viele Tage nur eingeschränkt. Die Menschen waren so dankbar, wenn sie mich oder meine Kollegen sahen. Das waren sehr bewegende Tage, die man sich aber natürlich nicht noch einmal wünscht.

Auch den Mauerfall hast Du mitgemacht….

Ja, plötzlich waren hunderttausende Menschen in ihren Trabis und Wartburgs hier unterwegs. Die Technik dieser Fahrzeuge kannte ich allenfalls von meinen Mopeds. Oft hatten die Menschen aber Ersatzteile im Kofferraum dabei und wollten von uns nur das Werkzeug geliehen haben. Auch diese Zeit war natürlich eine prägende zwischenmenschliche Erfahrung, an die ich mich gerne zurückerinnere.

Gibt es auch rührende Erinnerungen?

Ja viele, gerade auch in der Wendezeit. Aber eine Geschichte fällt mir auch noch ein. Ich habe einmal eine amerikanische Soldatin, die sich aus ihrem Auto ausgesperrt hatte, wieder Zugang verschafft. Danach strahlte sie mich in ihrer Uniform überglücklich an, umarmte mich und stieß ein „you are my hero“ heraus. Das hat mich in dem Moment sehr berührt.

Thomas, dann wünschen auch wir einem unseren Helden auf der Straße alles Gute im neuen Lebensabschnitt. Vielen Dank für das interessante und kurzweilige Gespräch.

Zwei gelbe ADAC-Fahrzeuge, ein moderner Opel und ein klassischer VW Käfer, stehen nebeneinander vor einem Gebäude. Zwischen den Autos steht eine Person in gelber Warnkleidung.
© ADAC Mittelrhein e.V. / Tom Frey
Drei Männer stehen vor gelben ADAC-Fahrzeugen und einem Quad, alle lächelnd und mit erhobenem Daumen. Im Hintergrund sind Häuser und Bäume zu sehen.
© ADAC Mittelrhein e.V.

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