Aufhebung der A45-Sperrung: Termin für Freigabe der Brücke Rahmede bei Lüdenscheid steht

Knapp etwas mehr als vier Jahre nach der Sperrung der Talbrücke Rahmede der A45 soll der Neubau nun endlich freigegeben werden. Das Bundesverkehrsministerium nannte nun dafür einen Termin. Die Sperrung wird damit aufgehoben.
Die A45-Talbrücke Rahme ist seit dem 2. Dezember 2021 gesperrt
Der Fernverkehr wird weiträumig über A4, A3, A1 und A44 umgeleitet
Neubau am 5. Oktober 2023 gestartet
Der Neubau wird in Kürze freigegeben
Rahmede Brücke der A45: Neubau wird freigegeben
Die neue Rahmede-Brücke der A45 wird am Montag, 22. Dezember für den Verkehr freigegeben. Das teilte das Verkehrsministerium am Donnerstag, 11. Dezember mit.. "Wir entlasten die Anwohnerinnen und Anwohner vom Durchgangsverkehr und stellen die Sauerlandlandlinie A 45 wieder her", sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Ursprünglich war geplant, die neue Brücke der A45 erst Mitte kommenden Jahres zu eröffnen. Damit wurde der ursprüngliche Plan, die Brücke innerhalb von maximal fünf Jahren neu zubauen und zu eröffnen eingehalten.
Nach der Freigabe am 22. Dezember führt der Verkehr aus Nord und Süd zunächst über je zwei verengten Fahrspuren über das erste Brückenbauwerk, das in die spätere Fahrtrichtung Frankfurt führt. Daneben entsteht noch eine zweite Brücke für die Gegenrichtung. Die Fertigstellung dauert noch weitere Monate.
Rahmede-Brücke/A45 gesperrt: Wie geht es mit dem Neubau weiter?
Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid wurde am Sonntag, 7. Mai, 2023 erfolgreich gesprengt. Ursprünglich sollte die A45-Brücke noch 2022 gesprengt werden. Die spätere Sprengung der Talbrücke Rahmede hat laut Autobahn GmbH aber keinen Einfluss auf den Neubau der Brücke der A45 bei Lüdenscheid.
Das sagt der ADAC in NRW zum Neubau
Die schnellstmögliche Fertigstellung der neuen A45-Talbrücke sei in vielfacher Hinsicht von herausragender Bedeutung. „Wenn die neue Brücke steht, wird das zuallererst für eine erhebliche Entlastung der Lüdenscheider Bürger und der regionalen Infrastruktur sorgen. Auch die Wirtschaft im Sauer- und Siegerland kann aufatmen, weil Transportwege wesentlich erleichtert werden. Für den Fernverkehr steht dann eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Deutschlands wieder zur Verfügung", sagt ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold.

A45 gesperrt: Wie kann ich die Sperrung umgehen?
Der Verkehr der gesperrten Talbrücke Rahmede wird seit dem 2. Dezember 2021 über Umleitungen durch das Stadtgebiet von Lüdenscheid geführt. Das erste halbe Jahr der Sperrung hat gezeigt, dass große Teile des Fernverkehrs weiterhin die Umleitungen durch das Stadtgebiet nutzen, weshalb die Umleitungsstrecken zur A45 sehr stark belastet sind.
Was bedeutet die A45-Sperrung für die Region?
Dass der Verkehr von der Autobahn abgeleitet und durch das Lüdenscheider Stadtgebiet geführt wird, bedeutete für die Anwohner eine hohe Belastung durch das massiv angestiegene Verkehrsaufkommen. Viele Berufspendler müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Auch für die Wirtschaft entsteht durch die großen Zeitverluste durch die Umwege ein Schaden.
Lüdenscheid liegt mitten im Sauerland. Durch die A45 schnell ans Ruhrgebiet und Richtung Frankfurt angebunden. Eigentlich ein guter Wirtschaftsstandort. Doch ohne die Linie ist die Stadt schlecht zu erreichen. Auf bis zu 1,8 Milliarden Euro schätzen Gutachter den wirtschaftlichen Schaden durch die Sperrung der Brücke – massive Folgen für die Unternehmen vor Ort, egal ob kleine oder große. Für viele Unternehmen bleibt Kundschaft aus, die Umsätze gehen stark zurück. Personal bewirbt sich weg, Stellen bleiben unbesetzt. Speditionen müssen viel mehr Fahrtzeit einkalkulieren. Das bedeutet sogleich höhere Kosten und weniger Einnahmen.
A45-Brücke: Warum wurde die Talbrücke Rahmede gesperrt?
Bei der Überprüfung der Brücke wurden zunächst Verformungen in der Stahlwand festgestellt, die die Tragfähigkeit der Brücke beeinflussen können. Ein Expertenteam hat bei weiteren Untersuchungen im Dezember jedoch weitere gravierende Schäden an der Brücke festgestellt.
Das alte Stahlgerüst wies nicht nur Verformungen und Beulen auf, viele Bereiche des Stahls waren stark korrodiert und hatten Risse, zudem waren ganze Schweißnähte gerissen. Das Endergebnis: Die Brücke konnte nicht saniert werden, ein kompletter Neubau ist notwendig. „Deswegen war die Entscheidung richtig, die Brücke im Dezember zu sperren, so schwerwiegend das für die Menschen in der Region, für Spediteure und Pendler ist“, sagte Sauerwein-Braksiek Anfang 2022. Die großen Verkehrsmengen, aber vor allem auch die gestiegenen Gewichte in den vergangenen Jahrzehnten, seien die wesentlichen Gründe für den Zustand der 53 Jahre alten Brücke.
"Die Situation zeigt, wie dramatisch sich der Zustand der Brückeninfrastruktur in wenigen Jahren verschlechtern kann. Die Talbrücke Rahmede hat 2017 noch die Note drei bekommen und ist jetzt ein Totalausfall", sagt ADAC Verkehrsexperte Suthold. "Brückenprüfungen sollten aufgrund der angespannten Situation zeitlich noch engmaschiger durchgeführt werden als es das Regelwerk vorsieht."
Duisburg, Leverkusen – nun Lüdenscheid: Warum sind so viele Brücken in NRW in schlechtem Zustand?
Viele Autobahnbrücken, auch in Nordrhein-Westfalen, wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut. Damals hat man Prognosen aufgestellt, wie viel Verkehr in Zukunft über die Brücken fahren wird. Der Lkw-Verkehr ist in den letzten Jahrzehnten allerdings enorm gestiegen. Und Lkw belasten Brücken deutlich stärker als Autos: Ein 40-Tonner belastet eine Brücke so sehr wie 60.000 Autos.
Für die heutige Verkehrslast sind die Brücken daher nicht konzipiert worden, deswegen kommt es immer wieder zu Problemen. "Die Prognosen der Vergangenheit gelten nicht mehr. Der Zustand der Brücken aus den 60er und 70er Jahren verschlechtert sich offenbar noch schneller als man bisher gedacht hat", sagt ADAC Fachmann Suthold.
Experten hatten schon Anfang der 2000er gesagt, dass Brücken und Tunnel der 60er und 70er bald saniert werden müssen. Das Bundesverkehrsministerium hat aber trotz politischem Druck aus Nordrhein-Westfalen erst ab 2016 ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt. „Die Politik muss weiter massiv in die Erhaltung und Erneuerung von Brücken investieren. Brücken sind die Achillesferse der Straßeninfrastruktur. Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt kommen, wo in NRW eine Brücke nach der anderen für Lkw oder sogar Pkw gesperrt werden muss“, sagt Suthold.
Ähnlich gebaute Brücken der A45 wurden laut Autobahn GmbH derzeit neben den üblichen Kontrollen zusätzlich auf Schäden untersucht. Ende Januar wurde bekannt, dass langfristig 60 Brücken der A45 neugebaut werden müssen. Der Verkehr soll während der Bauphasen weiterlaufen können.
Wie häufig werden Brücken kontrolliert?
Brückenbauwerke in Deutschland werden regelmäßig gemäß entsprechender Norm (DIN 1076) durch Fachleute geprüft. Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfung durch speziell ausgebildete Bauwerksprüfingenieure statt. Einfache Prüfungen erfolgen alle drei Jahre. Zudem sind jährlich Kontrollbesichtigungen durch die zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien durchzuführen. Zusätzlich erfolgen zweimal jährlich Beobachtungen im Hinblick auf augenscheinliche Schäden. Die Bauwerke werden nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit bewertet.
