Radschnellwege in NRW
Schnelligkeit, Sicherheit, Zeitgewinn und Fahrspaß – das sind die Vorteile von Radschnellwegen, die vor allem Städte mit dem Umland oder verschiedene Ballungsräume miteinander verbinden sollen.
Was sich in den Niederlanden längst bewährt hat, steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen und ist vielerorts sogar noch eine Vision. Dabei zeigen niederländische Erfahrungen, dass nach dem Bau einer Fahrrad-Schnellroute etwa 5 bis 15 Prozent der in der Gegend bislang Autofahrenden auf Fahrräder umsteigen – sicherlich für so manchen staugeplagten Landstrich eine deutliche Erleichterung.
"Radschnellwege sind durchaus eine geeignete Maßnahme, um Berufspendler auf Distanzen bis 15 Kilometer zum Umstieg vom Auto oder ÖPNV auf das Fahrrad und vor allem auf das Pedelec zu motivieren. Daher sind sie ein wichtiger Baustein, um den Verkehrsproblemen in NRW Herr zu werden."
Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW
In Nordrhein-Westfalen – „Deutschlands Stauland Nummer 1“ – hat man bereits vor einigen Jahren die Bedeutung von Radschnellwegen für das gesamte Verkehrssystem erkannt und die Radschnellverbindungen des Landes auf eine Stufe mit Landesstraßen gestellt. Das bedeutet, dass der Bau der Radschnellwege so je nach Ortsgröße in der Baulast des Landes liegen und komplett getragen bzw. bei Städten mit über 80.000 Einwohnern zu 70 Prozent gefördert werden kann.
In den nächsten Jahren sollen in NRW rund 270 Kilometer Radschnellwege entstehen:
Radschnellweg Ruhr RS1
Die „A 40 für Fahrradfahrer“ führt mitten durch die Metropole Ruhr und verbindet die Städte Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Kamen, Bergkamen und Hamm auf einer Länge von rund 101 Kilometern.
2010 wird die Projektidee geboren
2015: Eröffnung des ersten sechs Kilometer langen Teilabschnitts zwischen Mülheim und Essen
2021: Eröffnung zweier Abschnitte in Essen und Gelsenkirchen
Radschnellweg Westmünsterland RS2
Rund 45 Kilometer von Isselburg an der niederländischen Grenze über Bocholt, Rhede, Borken, Ramsdorf bis nach Velen.
2016: grünes Licht für die Umsetzung
2018: vertiefende Planungen beginnen
Radschnellweg OWL RS3
Verbindet die Städte Herford, Löhne, Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Minden auf einer Strecke von etwa 36 Kilometern.
2017: erste Planungsphase beginnt
2020: Vorplanungen laufen mit noch nicht genau festgelegter Trasse
Radschnellweg Euregio RS4
Die Trasse soll mit 14,4 Kilometern Länge die Stadt Aachen mit Herzogenrath auf deutscher und Kerkrade auf niederländischer Seite verbinden. Über einen Abzweig von weiteren elf Kilometern Länge wird die niederländische Stadt Heerlen als Oberzentrum angebunden.
2012: erste Überlegungen
2017: Vorplanung
bis 2021: Linienfindungsverfahren
Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet
Verbindet die Städte Gladbeck, Bottrop und Essen über eine Strecke von rund 16 Kilometern miteinander.
2017: Machbarkeitsstudie liegt vor
Radschnellweg Neuss, Düsseldorf, Langenfeld/Monheim
Rund 30 Kilometer von Neuss über Düsseldorf bis nach Langenfeld und Monheim
2017: Machbarkeitsstudie liegt vor
2020: Abschluss Umweltverträglichkeitsstudie
2021: Linienbestimmungsverfahren
Radschnellweg Köln-Frechen
Rund 8 Kilometer von der Kölner Innenstadt bis nach Frechen
2013: Teilnahme am Planungswettbewerb
2020: Vorplanung wird erstellt
Bei allen sieben Projekten kann laut Verkehrsministerium NRW noch keine seriöse Aussage zur Fertigstellung getroffen werden. Dafür müsse erst Baurecht bestehen. Einzelne Abschnitte des RS1 sind bereits soweit fortgeschritten, dass sie 2021 eröffnet werden können, wie zum Beispiel die Brücke über dem Berthold-Beitz-Boulevard in Essen oder der im Bau befindliche Abschnitt in Gelsenkirchen.
Noch ist viel Geduld nötig
„Und warum dauert das alles so lange?“, wird sich manch einer fragen. Unter anderem sorgen langwierige Abstimmungsprozesse mit Anwohnern oder Eigentümern, zwischen Land und Kommunen sowie Hürden im Planungsrecht, einzuholende Studien zur Umweltverträglichkeit und fehlende Ingenieure für Verzögerungen.
ADAC Motorwelt
Im NRW-Regionalmagazin der ADAC Motorwelt aus dem Herbst 2020 finden Sie viele weitere Informationen rund um die neue Leverkusener Brücke, die Radschnellwege in NRW und weitere Großprojekte.
Die ADAC Motorwelt gibt es für Clubmitglieder kostenlos in allen Service-Centern/Geschäftsstellen des ADAC sowie bei über 1850 Edeka- und Netto-Märkten in Nordrhein-Westfalen.
Kriterien für Radschnellwege
Radschnellwege – nicht zu verwechseln mit normalen Radwegen – sind qualitativ hochwertige, direkt geführte und leistungsstarke Verbindungen zwischen Landkreisen, Kommunen oder Stadtteilen. Sie führen ohne viele Umwege und Kurven von A nach B. Ohne große Unterbrechungen durch Kreuzungen, so schnell, bequem und sicher es eben geht und natürlich auf einem Untergrund, der es erlaubt, flott voranzukommen.
Das sind die Kriterien für Radschnellwege:
durchgängige Trennung zwischen Rad- und Fußgängerverkehr
bei baulichen Radwegen eine Mindestbreite von vier Metern
möglichst Vorfahrtberechtigung und grüne Ampelwelle
wenig Steigungen
Wegweisung nach NRW-Standards
innerorts Beleuchtung
geregelten Winterdienst und Reinigung
Servicestationen und Raststätten