Mit dem Fahrrad durch Köln: Diese Probleme sieht der ADAC

Fahrrad fahren in Köln
© adobestock / ALTER MIND

Wo liegen die Probleme beim Fahren mit dem Fahrrad durch Köln? Prof.
Dr. Roman Suthold, Leiter des Fachbereichs „Verkehr und Umwelt“ beim ADAC
Nordrhein, spricht über das Radverkehrskonzept und wo es beim Ausbau des
Radnetzes in Köln derzeit noch hapert.

Mit Fahrrad und E-Bike durch Köln: Das sind die Probleme beim Radverkehr

Prof Dr. Roman Suthold über

…das Kölner Radverkehrskonzept: „Köln hat in der Theorie
ein ausgeklügeltes Radverkehrskonzept mit einer engmaschigen Netzstruktur
entwickelt. Die Umsetzung ist aus Bürgersicht nur etwas irritierend, weil immer
abschnittsweise ein paar hundert Meter neue Radwege fertig werden. Das Problem
sind die Knotenpunkte. In Kreuzungsbereichen passieren die meisten Unfälle. Kreuzungen
müssen komplett neu geplant werden. Auf freier Strecke lassen sich Radwege viel
einfacher und zügiger umsetzen. Die Stadtverwaltung will auch schnelle Erfolge
präsentieren können, deshalb kümmert man sich lieber erstmal um die 200 Meter
zwischen zwei Knotenpunkten.“

Roman Suthold
Prof. Dr. Roman Suthold ist Verkehrsexperte beim ADAC Nordrhein.© ADAC Nordrhein / Johannes Giewald

…die langwierige Umplanung von Kreuzungen: „Eine der größten
Herausforderungen sind die Lichtsignalanlagen. Ändert man an einer Kreuzung die
Ampelschaltung, hat das massive Auswirkungen auf das Gesamtnetz, Stichwort
Grüne Welle. Wie sensibel dieses über 40 Jahre gewachsene System in Köln ist,
merken wir zum Beispiel, wenn mal auf einer zentralen Kreuzung die Ampelanlage
ausfällt. Das kann zu Staus in der halben Stadt führen.“

Die Lichtsignaltechniker müssen sich deshalb immer mit den Straßenbauern und
Verkehrsplanern abstimmen. Die KVB ist auch nochmal ein eigenes, sehr
ausgeklügeltes System, das berücksichtigt und mit ins Boot geholt werden muss.
Eine Kreuzung wie den Barbarossaplatz umzuplanen, kann deshalb Jahre dauern.“

…das Potential von Radschnellwegen für Köln: „Wir brauchen
Radschnellwege, zum Beispiel von Frechen aus, die nicht an der Stadtgrenze von
Köln enden, sondern bis mitten in die Stadt führen, damit die Menschen dann
auch mit dem Fahrrad pendeln können. Bei solchen Projekten muss Köln stärker
mit den umliegenden Kommunen zusammenarbeiten.

Das Hauptproblem in Köln ist, dass viele Einpendler nach wie vor mit dem Auto
kommen. Teilweise leider auch noch berechtigt, weil gerade am Stadtrand ein
reibungsloser und schneller Umstieg auf den ÖPNV nicht überall möglich ist. Die
Menschen müssen sich aber sicher fühlen können. Kölns Oberbürgermeisterin hat
nicht nur einmal gesagt, dass sie sich auf dem Fahrrad in Köln nicht so wohl
fühlt. Das ist berechtigt. Noch hapert es an sicherer Infrastruktur.“

Steckbrief Prof. Dr. Roman Suthold

Prof. Dr. Roman Suthold (48) ist seit 2004 beim ADAC und seit 2006 Leiter des Fachbereichs „Verkehr und Umwelt“ beim ADAC Nordrhein. Der gebürtige Kölner lehrt zudem als Honorarprofessor an der Hochschule Fresenius (Köln) zum Thema „Mobilitätsmanagement“ und ist als Lehrbeauftragter an der Hochschule Bochum („Verkehrssysteme und -konzepte“) tätig. Seine Spezialgebiete sind Mobilität in Ballungsräumen, kommunale Verkehrsplanung und Digitalisierung im Mobilitätsbereich.

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