Kombilösung - Der neue Autotunnel

© Foto Fabry

Sicher durch den neuen Autotunnel der Karlsruher Kombilösung. Der ADAC Nordbaden hat erste Eindrücke unter der Kriegsstraße gesammelt.

Seit 19. Oktober 2022 ist der Autotunnel unter der Karlsruher Kriegsstraße in Betrieb. Vor der Eröffnung haben die Verkehrsexperten des ADAC Nordbaden den Karoline-Luise-Tunnel unter die Lupe genommen.

Johannes Häberle, Projektleiter für den Umbau der Kriegsstraße der zuständigen Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG), hat Thomas Hätty, Leiter Verkehr und Technik des ADAC Nordbaden e.V., und seinem Kollegen Dennis Plischke einen Blick in die fast fertigen Betonröhren gewährt und dort die Konzepte für Verkehrsführung und Notfälle erläutert.

Portrait von Thomas Hätty, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden e.V.

Die doppelröhrige Bauweise ermöglicht einen hohen Sicherheitsstandard. Wir sind optimistisch, dass der Autotunnel Entlastung für alle Verkehrsteilnehmer schafft.

Thomas Hätty, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden e.V.©Foto Fabry

Die Fakten zum Karoline-Luise-Tunnel in Karlsruhe

  • Der Autotunnel reicht von westlich des Karlstors bis zum Knotenpunkt Ostendstraße in der Ludwig-Erhard-Allee

  • An der Ritterstraße in östlicher und der Lammstraße in westlicher Fahrtrichtung kann der Tunnel verlassen werden, in ihn hinunter geht es Höhe Ritterstraße in westlicher und Höhe Lammstraße in östlicher Fahrtrichtung. Das Parkhaus des Einkaufscenters Ettlinger Tor hat eine eigene Zu- und Abfahrt

  • Wer in die City will, kann weiterhin komplett oberirdisch fahren oder an der Ritter- und Lammstraße ausfahren

  • Länge: rund 1,6 Kilometer (inkl. der Einfahrtsrampen) 

  • Tempolimit 50 km/h, kann verkehrsabhängig auf 30 km/h reduziert werden

  • Festinstallierte Blitzer sollen für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung sorgen

  • Schallabsorbierende Wände in den Einfahrten sorgen für Lärmschutz

Was dem ADAC im Autotunnel positiv auffiel

  • Der Verkehr fließt in zwei getrennten Röhren. Im Notfall wird der Verkehr auch in der Gegenrichtung gestoppt, flüchtende Fußgänger gelangen durch die Fluchttüren in die zweite Röhre und können den Tunnel zu Fuß verlassen

  • Im Notfall wird der nachfolgende Verkehr durch eine Schranke vor der Tunneleinfahrt gestoppt, damit Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge zur Unfallstelle gelangen. Eine Zufahrt über die Gegenfahrbahn (zweite Röhre) ist ebenfalls möglich

  • Kompletter Ausbau des Handynetzes über Verstärker. Im Notfall steuert der Tunnelfunk die Radio-Frequenzen an

  • Mehr Notausgänge als vorgeschrieben: Nach jeweils 150 Metern statt wie vorgeschrieben alle 300 Meter führen die Türen in die zweite Tunnelröhre

  • Unterstützung des Öffnens der Nottüren durch Hydraulik/Absenkung des Luftdrucks

  • Fluchtbeschilderung ist klar, sowie hell und deutlich

  • Notrufboxen mit Telefonen sind groß und deutlich erkennbar

  • Gute Beleuchtung und Beschilderung im Tunnel

  • Gute Ausstattung des Tunnels mit Feuerlöschern und Hydranten sowie einen Wasserspeicher zur Löschwasser-Vorhaltung

  • Strahlventilatoren in 2er und 3er Gruppen sorgen für eine Durchlüftung des 1,6 Kilometer langen Tunnels, wenn die Abgaswerte zu hoch sind oder im Falle eines Fahrzeugbrands

  • Automatische Branderkennung und Lokalisierung des Brandherdes

Als negativ bewertet der ADAC

  • Keine Fluchttüren/Gänge direkt ins Freie (bauartbedingt nicht möglich, stattdessen Flucht über zweite Röhre)

  • Zu kurze Ein- und Ausfädelspur zum Parkhaus des ECE Center, dies könnte zu Rückstaus beispielsweise in der Vorweihnachtszeit führen

  • Keine Pannenbuchten im Tunnel, nur Standstreifen

Das Verkehrskonzept der „neuen“ Kriegsstraße

Vor dem Spatenstich zur Kombilösung verfügte die Kriegsstraße über bis zu zehn Fahrspuren, der Verkehr konnte mit Hilfe von zwei Unterführungen die Kreuzungen Ettlinger Tor und Karlstor unterqueren. Zwei Unterführungen für Fußgänger und zwei Brücken ermöglichten einen sicheren Übergang zwischen der Innenstadt und den angeschlossenen südlicheren Stadtteilen.

Als die Kriegsstraße 1967 eingeweiht wurde, war die Innenstadt damit „autogerecht“ erschlossen. Heute steht nicht mehr der Autoverkehr im Mittelpunkt, stattdessen sollen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer per Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV in ihrer Stadt sicher und schnell vorankommen. Entsprechend gibt es oberhalb des Autotunnels breite Rad- sowie Fußgängerwege, eine neue Straßenbahntrasse mit drei Haltestellen und nur noch eine oberirdische Fahrspur je Richtung für den Individualverkehr. Damit müssen Lieferverkehr, Anwohner und beispielsweise Patienten, die zu Arztpraxen oder anderen Einrichtungen gebracht werden, auskommen. Fußgänger und Radfahrer können die mit Bäumen bepflanzte Straße ebenerdig an sieben Stellen überqueren.

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