Von A bis Z: So entstehen Straßennamen

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Vom „Lederhosenpfad“ über die „Freitagsgasse“ bis hin zur „Himmelspforte“ – in Hessen und Thüringen gibt es die unterschiedlichsten Straßennamen. Manchmal kurios, manchmal ganz besonders witzig. Für die tägliche Orientierung sind Straßennamen unerlässlich und müssen ohne Probleme gefunden werden können. Doch woher bekommen Straßen und Wege ihre Namen und wie können Bürgerinnen und Bürger hier mitbestimmen?

  • Die Hauptstraße gibt es in Deutschland am häufigsten

  • Straßennamen sind politisches Erbe der jeweiligen Zeit

  • Dopplung von Straßennamen kann für Verwirrung sorgen

Die Geschichte(n) hinter den Straßennamen

Straßennamen erzählen Geschichten und sind zeitgleich ein Zeugnis unserer bewegten Geschichte. Häufig erinnern sie an bedeutende Persönlichkeiten, weisen auf ehemalige Örtlichkeiten hin oder geben Rückschlüsse auf die einstigen Anwohner der Straße. Dabei sind sie ein Teil der Erinnerungskultur und spiegeln Weltanschauungen, gesellschaftliche Verhältnisse oder Kultur der jeweiligen Zeit wider.

Manche Straßennamen gehen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Im Mittelalter gab es in größeren Städten häufig kleine Gassen, in denen eine bestimmte Handwerkszunft oder Bevölkerungsschicht lebte. In vielen Altstädten sind daher heute noch Straßenschilder mit Namen wie Schustergasse, Fleischergasse, Krämergasse oder Müllergasse aufzufinden. Straßen, die zu einem Stadttor führten oder Teil einer Fernstraße waren, wurden häufig mit der Zielrichtung bezeichnet, zum Beispiel die Mainzer Landstraße in Frankfurt oder die Weimarische Straße in Erfurt.

Straßenbenennungen nach Personen waren bis ins 18. Jahrhundert die Ausnahme und bezogen sich meist auf ein Anwesen oder den früheren Eigentümer des neu bebauten Grundstücks. Erst im 19. Jahrhundert wurden bedeutende Persönlichkeiten der Gegenwart oder Vergangenheit als Namensgeber für bestimmte Straßen herangezogen. Heute werden üblicherweise keine lebenden Personen mehr mit Straßennamen geehrt, sondern nur Verstorbene. Die Benennung nach Personen ist eine hohe Form der Ehrung des Namensgebers durch die jeweilige Stadt.

Mannheim - Stadt ohne Namen

Eine Ausnahme zu der gängigen Straßenbenennung in Deutschland bietet die Mannheimer Innenstadt. Anders als viele andere Städte ist diese in Quadrate unterteilt. Statt Straßennamen zu verwenden, nutzt die Stadt ein System aus Buchstaben und Zahlen, um für Orientierung zu sorgen. Adressen in der Innenstadt heißen beispielsweise „T3 5“ oder „D16 8“. Die Benennung der Häuserblocks richtet sich dabei nach der Entfernung zum Mannheimer Schloss als Ausgangspunkt. Ihren Ursprung haben die Quadrate Anfang des 17. Jahrhunderts: Die Bebauung nach dem Gittermuster hatte vor allem militärische Zwecke, Mannheim wurde als Festungsstadt gebaut.

Wie Straßen ihre Namen bekommen

Die Straßenbenennung dient in erster Linie der Orientierung und Auffindbarkeit von Gebäuden. Das ist nicht nur für die Postzustellung wichtig, sondern gewährleistet auch die öffentliche Sicherheit und Ordnung, da Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst so direkt wissen, wo Hilfe benötigt wird.

Das Recht, öffentlichen Straßen, Plätzen oder Brücken ihren Namen zu geben, ist eine Selbstverwaltungsangelegenheit der Städte und Gemeinden. Im Normalfall können Bürger Vorschläge zu neuen Straßennamen, zum Beispiel in Neubaugebieten, machen. Die regionalen Verwaltungen geben dann eine Empfehlung ab, bevor der Stadt- oder Gemeinderat über die Benennung entscheidet. Der Stadt oder Gemeinde steht bei der Wahl des Straßennamens weitgehende Gestaltungsfreiheit zu.

Die Benennung von Straßen folgt jedoch bestimmten Grundsätzen: Straßennamen sollen grundsätzlich nur einmal innerhalb einer Stadt oder Ortschaft vorkommen. Der gewählte Straßenname darf nicht anstößig sein oder gegen die demokratische Grundordnung verstoßen. Zudem soll eine negative (herabsetzende) Wirkung auf die Straßenbewohner vermieden werden.

Die Hauptstraße ist deutschlandweit die häufigste Straße.© ADAC Hessen-Thüringen e.V.

In neueren Stadtvierteln oder Neubaugebieten können zudem thematische Muster angewandt werden, um ein Viertel einzuordnen. So gibt es Stadtviertel, deren Straßen nach Städten oder Regionen (Bayreuther Straße, Pfälzer Straße) oder nach Flora oder Fauna (Kiefernweg, Tulpenweg) benannt werden. In Frankfurt am Main ist dieses Muster im Dichterviertel mit Straßennamen wie Eichendorffstraße, Klaus-Groth-Straße oder Fontanestraße zu finden.

Aus A mach B – Gründe für Umbenennung von Straßen

Die Benennung von Straßen kann nachträglich angepasst werden, allerdings ist dies häufig mit viel Aufwand sowie Kosten für Anwohnerinnen und Anwohner verbunden. Die Änderung von Straßennamen ist meist politisch motiviert oder verwaltungstechnisch notwendig.

Die häufigsten Gründe für eine Straßenumbenennung sind:

  • ständige Verwechslung zweier Straßen durch ähnliche Schreibweise

  • Dopplung von Straßennamen nach Gebietsreformen

  • Namensgeber mit undemokratischer oder verfassungsfeindlicher Gesinnung

Kein Mitbestimmungsrecht für Anwohner

Das Recht zur Straßenumbenennung liegt bei der jeweiligen Stadt oder Gemeinde. Dabei sind bestehende Interessen der Anwohner an der Beibehaltung des bisherigen Straßennamens im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen. Ein direktes Mitspracherecht für Anwohner gibt es allerdings nicht.

Exkurs: Autobahnen und ihre Nummerierung

Bereits seit 1975 gibt es in Deutschland ein festgelegtes Nummernsystem für Bundesautobahnen. Bedeutende Fernautobahnen sind durch einstellige Nummern von 1 bis 9 sowie niedrige zweistellige Autobahn-Nummern in den ostdeutschen Bundesländern (A14) erkennbar. Autobahnen mit Nummern von 10-99 dienen dem überregionalen Durchgangs- und Verbindungsverkehr. Strecken mit Autobahnnummern ab 100 sind Zubringerautobahnen für die jeweiligen Regionen. Autobahnen mit geraden Nummern führen in der Regel in Ost-West-Richtung, die ungeraden Nummern sind den Autobahnen in Nord-Süd-Richtung zugeordnet.

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