Städte der Zukunft – Neue Stadtkonzepte im Blick
Egal, ob Arbeit, Wohnen, Freizeitgestaltung oder Wochenendeinkäufe – Städte sind eine zentrale Anlaufstelle für unser tägliches Leben. Umso wichtiger, dass diese sich weiterentwickeln und an soziale, gesellschaftliche und verkehrsbedingte Herausforderungen anpassen. Ein zentraler Aspekt ist die Mobilität in der Stadt.
Lesen Sie mehr über Stadtkonzepte von klein bis groß, von ersten Erfolgen und Zukunftsmusik
Bespielbare Stadt: Mobilität aus Sicht der Kinder
„Übung macht den Meister“. Je öfter sich Kinder im Straßenverkehr bewegen, desto schneller und nachhaltiger lernen sie, Situationen eigenständig einzuschätzen. Das hierdurch gewonnene Selbstvertrauen wirkt sich positiv auf das Verhalten der Kinder im Straßenverkehr aus.
Städte wie Griesheim in Südhessen haben sich zum Ziel gesetzt, den öffentlichen Raum für Kinder attraktiver zu machen und diese zu ermutigen, ihre eigenständige Mobilität zu entdecken und zu fördern. Dafür nutzen sie das Konzept der Bespielbaren Stadt, das sich an der Neugier und den Erfahrungen orientiert. Im Mittelpunkt stehen Orte und Wege, die von Grundschülern häufig genutzt werden, zum Beispiel rund um Schulen, Spielplätze oder Vereinsheime. Diese werden durch ein Netz sicherer Wege verbunden und durch Spielobjekte aufgewertet.
Kleine Spielgeräte und Attraktionen werden in die normale Infrastruktur der Stadt integriert. So kann eine normale Mauer zu einer Kletterwand umfunktioniert werden. Durch das Erkunden der Geräte lernen Kinder Mobilität, kombiniert mit einer Portion Spaß. Die gemeisterten Situationen sind Erfolgserlebnisse, die das Selbstbewusstsein steigern.
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Vorgestellt wurde das Konzept der Bespielbaren Stadt 1984 von Prof. Bernhard Meyer. Das hessische Griesheim war 2009 die erste deutsche Stadt, die das Stadtkonzept in die Praxis umsetzte. In 2024 Jahr wird im Zuge der Neugestaltung von Jena-West das Konzept der Bespielbaren Stadt integriert, um dort die Fußwege für Kinder spannender und sicherer zu machen.
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Besitzbare Stadt: Fußverkehr stärken
In Anlehnung an die Bespielbare Stadt haben Gemeinden wie Griesheim oder Brühl in Nordrhein-Westfalen weitere Stadtkonzepte für die Entwicklung ihrer Wege herangezogen, darunter das Konzept der „Besitzbaren Stadt“. Dieses Stadtkonzept richtet sich an Personen, deren Bewegungsmöglichkeit durch Alter, Krankheit oder Behinderung eingeschränkt ist. Durch die Einbindung unterschiedlicher Sitzobjekte können sich diese Personen kurzzeitig ausruhen, um auf längeren Strecken Kraft zu tanken.
Für ältere Menschen, denen das Gehen schwerfällt, wird der Weg zur nächsten Bushaltestelle erst dadurch wieder möglich. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und fördern die Teilhabe am öffentlichen Leben z. B. in der Nähe von größeren Plätzen oder in der Innenstadt. Das Stadtkonzept der Besitzbaren Stadt fördert so die Integration und Lebensqualität mobilitätseingeschränkter Mitmenschen im öffentlichen Raum.
Superblocks: Nachhaltige Wohnviertel in der Stadt
Weniger Autos, mehr Lebensqualität – mit diesem Ziel entstand 2017 der erste Superblock in Barcelona. Im Zuge dieses Stadtkonzeptes werden bis zu neun Häuserblocks zu Wohnblock zusammengefasst. Innerhalb der Superblocks haben Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang. Der Autoverkehr wird reduziert, und auf den verbleibenden Einbahnstraßen darf lediglich mit 10 bis 20 km/h gefahren werden. Die Einbindung von Hochbeeten, Blumenkübeln und Bäumen vermindert die Entstehung von Hitzeinseln.
Nach der Umsetzung in Spanien gibt es auch in Berlin, Hamburg und Stuttgart Initiativen, Wohnblocks nach diesem Vorbild zu errichten. Als erste hessische Stadt soll in Darmstadt ein Testversuch für ein autoarmes Quartier umgesetzt werden, um Platz für Fahrräder, Fußgänger und Kinder zu schaffen.
Als Fläche für den ein Jahr dauernden Verkehrsversuch wurde der Lichtenbergblock im Südosten des Martinsviertels ausgewählt. Der "Heinerblock"-Entwurf sah ein Einbahnstraßensystem im ganzen Lichtenbergblock vor, Straßenabschnitte und die Flächen rund um die Plätze im Quartier sollten komplett autofrei werden. Nach Diskussionen und Anpassungen des Konzepts wird es frühestens Ende 2024 einen Projektstart geben, statt eines Superblocks wird nur eine Straße am Lichtenbergplatz für Autos gesperrt. Einbahnstraßen werden nur dosiert eingesetzt, Fahrradwege werden nicht gebaut.
15 Minuten Stadt: Stadt der kurzen Wege
In Paris wird das Thema der Quartiersbildung schon weitergedacht. Nach dem Vorbild der 15-Minuten Stadt sind bereits heute viele Straßen entlang des Seine-Ufers in Paris für den Autoverkehr gesperrt, um mehr Raum für Parks- und Freizeitflächen zu schaffen. Nach diesem Konzept sollten die Bewohner, Alles, was sie grundlegend zum Leben brauchen, zu Fuß in 15 Minuten oder mit dem Rad erreichen können - auch in einer Großstadt. Dazu gehören nicht nur Supermärkte, Schulen, Kitas und der Friseur, sondern auch Gesundheitsangebote, Bildungsinstitutionen und im besten Fall sogar der Arbeitsplatz. Neben Vorteilen für das alltäglich Leben soll dieses Stadtkonzept zudem Entlastung für den Straßenverkehr bringen.
Smart City: Mobilität in der digitalisierten Stadt
Mobilität gilt als Motor für Wachstum und Fortschritt. Doch was passiert, wenn dieser Motor ins Stocken gerät? Gerade in Großstädten kommt die Verkehrsinfrastruktur immer häufiger an ihre Grenzen, denn immer mehr Verkehrsteilnehmer konkurrieren um den knappen Straßenraum.
Das Smart City-Konzept nimmt sich dieser Herausforderungen an, indem es Aspekte wie intelligente Verkehrssteuerung, Förderung des Nahverkehrs und eine bessere Vernetzung aller Verkehrsteilnehmenden in einer stadtweiten Kommunikationsinfrastruktur einbindet. Zu diesem Zweck werden stetig Verkehrsdaten gesammelt und ausgewertet.
Praktische Anwendungsfälle der smarten Mobilität lassen sich in drei Oberkategorien einordnen:
1. Intelligente Parksysteme
Intelligente Parksysteme befassen sich mit dem Aspekt der Steuerung des Parksuchverkehrs. Dieser ist zu einem großen Teil für die innerstädtische Verkehrsbelastung verantwortlich. Für die Umsetzung intelligenter Parksysteme werden Belegungsdaten öffentlicher Parkhäuser sowie Tiefgaragen zusammengeführt und den Verkehrsteilnehmern online zur Verfügung gestellt. Auch digitale Reservierungs- sowie Zahlungsmöglichkeiten sind Teil des smarten Parkens.
2. Digitales Verkehrsmanagement
Beim Verkehrsmanagement nutzen Smart Cities wie Mannheim oder Berlin Sensoren zur Bewertung des motorisierten Individualverkehrs. Auf Basis dieser Daten kann der Verkehr analysiert werden, um Maßnahmen zur Verkehrssteuerung, Verkehrsplanung oder Verkehrswarnungen umzusetzen.
In vielen Städten geschieht das bereits über digitale Verkehrsschilder oder intelligente Ampelschaltung. Anwendung findet diese Art der Verkehrssteuerung auch in Einfahrtsbereichen der Städte während des Berufsverkehrs oder zur Lenkung des Besucherverkehrs während Großveranstaltungen, wie Konzerten oder Sportevents.
3. Integrierte Mobilitätsstrategien
Ein weiterer Bestandteil des intelligenten Stadtkonzepts sind integrierte Mobilitätsstrategien. Diese beinhalten unter anderem die Bündelung relevanter Mobilitätsanbieter wie Sharing-Betreiber (Auto, E-Scooter etc.) und ÖPNV-Betriebe in einer App. Verbraucher können so ihre Wege nach ihren individuellen Bedürfnissen gestalten und finden dazu die passende Mobilitätsform (Auto, Bus, Zug, Leihfahrrad) auf einer zentralen Plattform.