Neue Technik für Eichelbergtunnel in Thüringen
Von ADAC Redaktion Hessen-Thüringen

Der Eichelbergtunnel ist einer von insgesamt 12 Straßentunneln in Thüringen, die eine beeindruckende Länge von insgesamt 42 Röhrenkilometern aufweisen. Gesteuert, überwacht und instand gehalten werden sie rund um die Uhr von der Zentralen Betriebsleitstelle in Zella-Mehlis. Bis Mai 2026 wird der Autobahntunnel an der A71 noch grundsaniert und mit neuester Technik ausgestattet.
„Nach etwa 20 Jahren Betrieb der Thüringer Tunnel befinden wir uns mitten im ersten Erhaltungszyklus“, sagt Steffen Meier, Geschäftsbereichsleiter Tunnel und Telematik. Herr Meier kennt die Tunnel wie kaum ein anderer und weiß über Chlorid-Einträge im Beton, Rostprobleme an Kanaldeckeln und Rettungskonzepte bestens Bescheid.
Technik auf dem neuesten Stand

Im Zuge der Sanierung wird der Tunnel praktisch von innen neu ausgestattet. „Wir erneuern die komplette Technik – von der Beleuchtung über die Brandmeldeanlage bis hin zur Lüftung“, so Meier. Auch Teile der Tunnelwand werden saniert: Durch Chlorid beschädigter Beton wird abgetragen und ersetzt. Außerdem wird die Fahrbahnoberfläche durch sogenanntes Grinding aufgeraut, um die Griffigkeit und Sicherheit zu verbessern.
Die Thüringer Tunnel gelten als die am besten gesicherten Autobahnabschnitte: Hier finden Kamera- und Geschwindigkeitsüberwachung statt, es gibt Rauchmelder und Rettungswege und eine reduzierte Geschwindigkeit von meist 80 km/h. Die Geschwindigkeitsreduzierung dient nicht nur der Verkehrssicherheit, sondern auch der Schadenminimierung am Bauwerk: So sind die Aufprallkräfte von Fahrzeugen bei Tempo 100 deutlich höher als bei 80 km/h, da sie mit der Geschwindigkeit zum Quadrat zunehmen.
Zum Rettungskonzept der Tunnel gehören auch Pannenbuchten für havarierte Fahrzeuge und Verbindungen zwischen den beiden Tunnelröhren, die sogenannten „Querschläge“. Durch diese Querschläge können Personen bei Bränden oder Unfällen in die zweite, nicht betroffene Röhre gelangen und sich so in Sicherheit bringen. Jeder zweite dieser Querschläge ist zu einer Überfahrt erweitert, damit auch größere Feuerwehrfahrzeuge im Ereignisfall in die jeweils andere Röhre wechseln können.
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Rettungsinformation in Echtzeit
Damit die gesamte Sensorik im Tunnel durch die Leitstelle in Echtzeit genutzt werden kann, ist ein Glasfasernetz Grundlage für die Kommunikation. Ein Beispiel: Sobald Induktivschleifen in der Pannenbucht ein Fahrzeug detektieren, springt das Kamerabild in der Leitstelle auf das möglicherweise havarierte oder brennende Fahrzeug.
In den Thüringer Straßentunneln hat die Autobahn GmbH die Abstände der Kameras von den früher üblichen 150 auf 75 Meter reduziert. Das dient dazu, auch bei schlechten Sichtverhältnissen im Brandfall die bestmöglichen Informationen zu erhalten, die den Einsatzkräften einen gezielten Einsatz ermöglichen.
Neue Beleuchtung für mehr Sicherheit

Durch den Austausch der Beleuchtung von den alten Natrium-Dampf-Lampen auf langlebige LED-Leuchten werden Verkehrsbeeinträchtigungen bzw. Tunnelsperrungen vermieden, da der Tausch defekter Lampen entfällt. Überraschend: Etwa 80 Prozent der Stromkosten für die Beleuchtung entstehen durch die Einfahrtsbeleuchtung. Diese muss besonders hell sein, damit sich das Auge bei der Einfahrt in den Tunnel an das dunklere Licht im Tunnelinneren gewöhnen kann.
In Zukunft will die Autobahn GmbH sogar selbst erzeugte Energie für die Tunnelbeleuchtung nutzen und sucht dafür bereits geeignete Flächen für die Photovoltaikerzeugung. Zuletzt hatte die Bundesregierung den autobahnnahen Flächen sogar eine besondere Priorität für die Erzeugung Erneuerbarer Energien zugeordnet, sodass die Autobahn GmbH auf eine zügige Genehmigung dieser Projekte hoffen kann.
Bei der Tunnelbeleuchtung kommt den Ingenieuren ein besonderer Umstand zugute: Der Energiebedarf der besonders leistungsstarken Einfahrtsbeleuchtung ändert sich proportional mit der Sonneneinstrahlung. Das heißt: Anders als bei den meisten Anwendungen passen hier Stromerzeugung und Nachfrage sehr gut zusammen.
Kaum Einschränkungen für Autofahrer
Für Verkehrsteilnehmer sind die Einschränkungen der Tunnelsanierung derweil gering. Da der Eichelbergtunnel - wie alle Tunnel der A 71 - aus zwei Röhren besteht, kann jeweils eine Seite saniert werden, während der Verkehr durch die andere im Gegenverkehr läuft. Das umliegende Straßennetz, insbesondere die Stadt Meiningen, müssen durch den Gegenverkehrsbetrieb so nicht über die gesamte Bauzeit den gesamten Autobahnverkehr aufnehmen.

Ursprünglich waren die Bauwerke für dieses Szenario nicht ausgelegt. Daher musste die Tunnellüftung neu programmiert, Gutachten erstellt und Alarmpläne für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste angepasst werden. Sogar spezielle Einsatzübungen fanden im Vorfeld statt. Für den Brandfall mussten die Gutachter nachweisen, dass Personen im Tunnel 10 Minuten Zeit haben, um sich selbst retten zu können. Die Lüftungsanlagen sind deshalb so programmiert, dass der Rauch an den Tunnelfirst steigt und dort so verteilt wird, damit darunter die Sicht frei bleibt und so die sogenannte Selbstrettung ermöglicht wird.
Vor der Verkehrsfreigabe beider Röhren im Mai 2026 muss trotz aller Berechnungen noch ein Brandversuch durchgeführt werden. Dabei kommen benzingefüllte Brandwannen sowie ein flüssiggasbefeuerter PKW-Brandsimulator zum Einsatz, der auf einen PKW-Anhänger montiert ist.
Tunnelüberwachung im eigenen Haus
Eine weitere Besonderheit bei den Thüringer Tunnel liegt darin, dass die Zentrale Betriebsleitstelle in Zella-Mehlis eigene Mitarbeiter für sowohl für die Tunnelüberwachung als auch für die Tunnelwäsche beschäftigt. Weiterhin werden wichtige Teile der Tunneltechnik durch eigene Mitarbeiter betreut und instandgesetzt. Dadurch baut die Autobahn GmbH Kompetenz im eigenen Haus auf, von der auch andere Leitstellen profitieren können.
Nächste Tunnelsanierungen auf der A71
Im Tunnel Behringen auf an der A71 wird ab Herbst 2025 bis zum Jahr 2027 die Beleuchtungsanlage erneuert. Zudem werden im Tunnel Schmücke, ebenfalls auf der A71, bereits in diesem Jahr vorbereitende Maßnahmen für den Gegenverkehrsbetrieb für die ab 2026 geplante Sanierung durchgeführt. In den kommenden Jahren steht auch dem Rennsteigtunnel, dem längsten Straßentunnel Deutschlands, eine umfassende Sanierung bevor.
Um bestmöglich auf unvorhergesehene Ereignisse während einer Tunneldurchfahrt reagieren zu können, sollten Autofahrer Folgendes beachten:
Abblendlicht einschalten
Verkehrsfunk im Radio einschalten
Zulässige Höchstgeschwindigkeit beachten und ausreichend Abstand zum Vordermann einhalten
Auf Ampeln und Verkehrszeichen achten
Sicherheitseinrichtungen wie Notausgängen und Notrufstationen im Blick behalten
Weitere Tipps zum richtigen Verhalten bei Stau, Panne oder Feuer im Tunnel finden Sie auf adac.de.