Ablenkung am Steuer – Gefährlicher Blindflug

Das Radio einstellen, ein Gespräch mit dem Beifahrer oder quengelnde Kinder auf dem Rücksitz. Die Ablenkungsmöglichkeiten am Steuer sind vielfältig. Nicht selten wird dabei der Blick für mehrere Sekunden vom Verkehrsgeschehen abgelenkt, das Autofahren wird dabei kurzzeitig zur Nebensache. Ein Blindflug, der fatale Folgen haben kann.
Autofahrt mit Risiko
Wer autofährt, kennt das: nicht selten gibt es Situationen, in denen der Blick von der Straße abgelenkt wird. Vermeintliche kurze Nebentätigkeiten verlangen dabei aber deutlich mehr Konzentration von uns, als den meisten Autofahrern bewusst ist. Insbesondere der Faktor der ständigen Erreichbarkeit und unmittelbaren Reaktion kann beim Autofahren zum gefährlichen Risiko werden. Allein das kurze Lesen einer Nachricht für zwei Sekunden während der Fahrt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h führt zu rund 30 Meter Blindflug. Gerade in dicht besiedelten Wohngebieten kann auf dieser Strecke so einiges auf der Straße passieren. Auf der Autobahn wird das Bild noch erschreckender: Wer hier mit 140 km/h unterwegs ist und den Blick für fünf Sekunden von der Straße abwendet, fährt fast 200 Meter blind!
„Es scheint, als ob die Gefahr bekannt ist, das Benutzen eines Smartphones aber als sozial adäquat angesehen wird. Das muss sich zwingend ändern!“
Gerald Baier, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion in der Polizeidirektion Dresden.
In einer vom ADAC Hessen-Thüringen im Frühsommer 2023 durchgeführten Befragung unter Teilnehmern eines ADAC Fahrsicherheitstrainings in Hessen und Thüringen zeigt sich: den Befragten sind die Gefahren durch unachtsames Fahren bewusst, dennoch wird bei einem „Ping“ häufig trotzdem zum Handy gegriffen. Während knapp 90 Prozent der Teilnehmer das Tippen von Textnachrichten als sehr gefährlich einstuften, waren es beim Lesen von Textnachrichten nur 75 Prozent.
Doch warum wird das Handy so häufig benutzt? Der häufige Griff zum Handy ist auch auf den Ablageort des Mobiltelefons zurückzuführen. Bei der Mehrheit aller Befragten liegt es regelmäßig in der Mittelkonsole oder steckt in einer Handyhalterung. Praktisch, um einen kurzen Blick auf das Display zu werfen.

Ablenkung im Auto
Neben der Nutzung digitaler Geräte können auch andere Faktoren die Aufmerksamkeit von der Straße ablenken und so die Fahrtüchtigkeit einschränken. Besonders häufig nannten die Befragten in diesem Zusammenhang emotionale Gespräche mit ihren Mitfahrern, Essen und Trinken während der Fahrt oder das quengelnde Kind auf der Rückbank. Nicht in jeder Situation können diese Ablenkungsfaktoren komplett vermieden werden, mit der richtigen Vorbereitung können Ablenkungen jedoch stark verringert werden.
Der ADAC empfiehlt:
Bereits vor der Abfahrt die Route für den Tag inklusive aller Zwischenziele ins Navi eingeben. Wer mit Beifahrerinnen und Beifahrern unterwegs ist, sollte darauf achten, emotionale Themen besser während einer Fahrtpause zu besprechen. Das Handy sollte zudem möglichst außer Reichweite deponiert werden. Wer sich leicht durch ein „Ping“ ablenken lässt, der sollte das Handy während der Fahrt lieber auf Flugmodus stellen.