A49: neue Verbindung für Hessen

Mit dem Lückenschluss der A49 gibt es in Hessen eine neue, zentral gelegenen Verbindung von Nord nach Süd. Verkürzte Reisezeit, weniger Stau und ein besserer Anschluss für Anwohner sind die ehrgeizigen Ziele dahinter. Eine Übersicht zum Großprojekt.
Bauphase nach über vier Jahren beendet
schnellere Verbindung der Wirtschaftsräume Kassel und Rhein-Main
Kritik an Auswirkungen für die Umwelt
Eröffnung der A49
Das letzte Teilstücke der A49 zwischen Gießen und Kassel ist seit März 2025 für den Verkehr freigegeben. Damit ist die A49 vom Ohmtal-Dreieck an der A5 bis Kassel durchgängig befahrbar und die kürzeste Autobahnverbindung zwischen Kassel und Frankfurt. Die ersten beiden Abschnitte der A49 zwischen Fritzlar und der Anschlussstelle Schwalmstadt sind bereits seit längerem für den Verkehr freigegeben. Im September 2020 startete dann die Bauphase für das letzte Teilstück mit der Verbindung zur Bundesautobahn 5. Auf dem 31 km langen Neubauabschnitt ist je Fahrtrichtung ein Rastplatz bei Appenrod entstanden. Die Plätze sind mit Pkw- und Lkw-Stellplätzen sowie sanitären Anlagen ausgestattet.
Zudem soll eine Raststätte im Ohr der Anschlussstelle Schwalmstadt entstehen. Hier sollen neben einer Tankstelle mit Fast-Food-Gastronomie auch sieben Lkw-Stellplätze, mehrere E-Ladesäulen, eine Autowaschanlage sowie Plätze zum Aussaugen der Fahrzeuge gebaut werden. Ein Baustart ist im Sommer 2025 geplant.
Ziel: Besserer Verkehrsfluss durch Lückenschluss
Mit dem Bau der neuen Autobahn wurden mehrere verkehrspolitische Ziele verfolgt: Neben einer Entlastung der parallel verlaufenden Autobahnen 5 und 7 soll der Ausbau der A49 auch die Unfallgefahr auf diesen Strecken verringern. Das Ziel ist es, den Verkehr zu entzerren und auf die verschiedenen Autobahnen zu verteilen, um so die bekannten Stau- und Unfallpunkte abzubauen.
Verkehrstechnisch schafft das neue Teilstück eine schnellere Verbindung zwischen den Wirtschaftsräumen Kassel und Rhein-Main. Damit einher geht die Erschließung weiterer Regionen in Mittelhessen sowie deren Anbindung an das überregionale Autobahnnetz.
Rückgang des Staugeschehens

Autofahrer, die aus Frankfurt in Richtung Nordhessen unterwegs waren, mussten bisher über die A5 und A7 fahren. Mit 50.000 bis über 70.000 Fahrzeugen pro Tag sind diese Strecken besonders belastet. Hinzu kommen weiträumige Baustellenabschnitte, die den Verkehr insbesondere am Hattenbacher Dreieck noch bis Frühjahr 2027 beschränken. Laut ADAC Staubilanz gehören diese Autobahnabschnitte regelmäßig zu den größten Stau-Hotspots in Hessen. Eine aktuelle Auswertung der Staudaten durch den ADAC zeigt: die Eröffnung des Teilstücks der A49 hat tatsächlich zu dem erwarteten Rückgang des Staugeschehens auf der A5 und A7 geführt.
Im Jahr 2024 hat der ADAC vom 21. März bis 30. Juni insgesamt 763 Staukilometer auf der A7 zwischen Hattenbacher Dreieck und Dreieck Kassel-Süd in Fahrtrichtung Norden gemessen. Im gleichen Zeitraum 2025 waren es nur noch 180 Staukilometer. Das ist eine Reduzierung um über 76 Prozent, die auf den Lückenschluss zurückzuführen ist. Im Bereich der A5 zwischen AS Alsfeld-Ost und Hattenbacher Dreieck in Fahrtrichtung Osten konnte im Zeitraum vom 21. März bis 30. Juni 2025 eine Verringerung der Staukilometer um 85 Prozent zum Vorjahr gemessen werden (2024: 557 km vs. 2025: 84 km).
Vorteile für Autofahrer
Eine klare Verbesserung bietet die A49 in Sachen Reisezeit: Die Verbindung zwischen Kassel und Frankfurt über die A49 ist 22 km kürzer als über die östlich verlaufenden A5 und A7, vorausgesetzt man geht vom Kreuz Kassel West als Startpunkt aus. Für Autofahrer ergibt sich bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h eine Zeitersparnis von etwa 11 Minuten. Dabei sind Zeitvorteile durch weniger Staus noch nicht eingerechnet.
Hinzu kommt, dass die Strecke im Fahrprofil deutlich flacher und damit weniger energieintensiv ist. Ein Punkt, der womöglich besonders im Güterverkehr positiv angenommen werden könnte. Bisher musste sich der Lkw-Verkehr über die A7 fortbewegen, die durch ihren kurvenreichen und steilen Streckenverlauf besonders anspruchsvoll für den Schwerlastverkehr ist. Als Verbindung zwischen den Logistikzentren Nord- und Südhessen wird die Strecke durch den Wirtschaftsverkehr künftig rege genutzt. Die kürzere und flachere Strecke der A49 führt dabei zu erheblichen Einsparungen sowohl bei Energie- als auch Personalkosten bei den Unternehmen.

Neben den Vorteilen für den Transitverkehr ermöglicht die A49 eine direkte Erschließung von Teilen Mittelhessens. Mit den neuen Anschlussstellen der Neubaustrecke erhalten Homberg (Ohm), Stadtallendorf und Neustadt (Hessen) einen direkten Autobahnanschluss. Zudem profitieren die südlich von Kassel gelegenen Orte Schwalmstadt, Borken und Fritzlar von einer direkten Verbindung in Richtung Rhein-Main. Damit entlastet die A49 auch die stark befahrenen Ortsdurchfahrten an der Strecke und verbessert die Lebensqualität vor Ort.
Für Urlauber und Reisende ergeben sich ebenfalls Vorteile durch die neue Streckenführung. Insbesondere der Edersee, aber auch weitere touristische Highlights wie die Fachwerk-Altstadt in Homberg (Ohm) oder der Kurort Bad Wildungen sind schneller mit dem Auto erreichbar.
Kritik am Verkehrsprojekt
Trotz der Vorteile für Autofahrer und Anwohner stand das Verkehrsprojekt von Beginn an auch in der Kritik. Ein zentraler Kritikpunkt waren die damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt durch die Teilrodung des Dannenröder Forstes sowie die mit dem Bau verbundenen CO2-Emissionen. Durch viele Millionen Tonnen Beton, Stahl und anderen Baustoffen hat der Bau der Autobahn in den vergangenen Jahren eine große Menge an CO2 freigesetzt. Ebenso fallen durch die neue Infrastruktur weitere CO2-Emissionen durch Unterhalt und Betrieb an.