Aus dem Leben eines ADAC Straßenwachtfahrers und Türöffners

Raffaele Bugelli bringt als Gelber Engel seit über 25 Jahren liegengebliebene Fahrzeuge zum Laufen und öffnet jetzt auch Wohnungs- und Haustüren. Worauf es bei den Einsätzen des ADAC Helfers ankommt und wann bei Männern schon mal Tränen fließen.
"Eine Wohnungstür aufmachen? Geht schneller als ein Auto zu öffnen"“, sagt Raffaele Bugelli und lacht. Der Straßenwachtfahrer gehört zu den Gelben Engeln, die in einigen deutschen Städten neuerdings nicht nur bei Autopannen helfen, sondern auch dabei, schnell wieder in die eigene Wohnung bzw. ins eigene Haus zu kommen.
15 Sekunden, schätzt Bugelli, brauche er im Durchschnitt, um eine zugefallene Tür zu öffnen. Dafür stehen ihm diverse Hilfsmittel zur Verfügung, zum Beispiel Karte und Draht. Sein Revier ist der Großraum Düsseldorf. Dort bringt der 51-Jährige havarierte Autos wieder zum Laufen und verschafft ausgesperrten Bewohnern wieder Zugang zu ihrem Zuhause – und befreit so Menschen aus Notsituationen.

Der ADAC Schlüsseldienst hilft in sieben Städten
Seit 2019 bietet der ADAC einen Schlüsselnotdienst in München an, inzwischen auch in Köln, Düsseldorf, Hamburg, Berlin/Potsdam, Frankfurt am Main und Stuttgart. Bugelli ist einer von 49 Gelben Engel, die die Weiterbildung zum Schlüsselnotdienst absolvierten. "Das Aufgabenfeld erweitern, Herausforderungen annehmen, das macht immer Spaß", begründet der Dormagener, der seit über 25 Jahren beim ADAC als Straßenwachtfahrer arbeitet, sein Engagement.
Dabei sei Haustüren zu öffnen nur eine logische Fortführung und Verfeinerung seiner bisherigen Kenntnisse und Fähigkeiten. Neben der erlernbaren Technik ist es auch hier wichtig, zu vermitteln: "Ich helfe, wir bekommen das zusammen schon hin." So beruhigt Bugelli die oft aufgeregten Menschen. Dieser psychologische Ansatz sei das A und O. Und mit den fairen Konditionen des ADAC Schlüsseldienstes trage er auch dazu bei, den oft von halbseidenen Anbietern durchsetzten Markt klarer und transparenter zu gestalten.
Nach wenigen Sekunden ist eine geschlossene Tür offen
Verschlossene Türen zu öffnen, ist ihm schon lange vertraut: Fast täglich steht er als Straßenwachtfahrer vor einem verschlossenen Auto. "Das passiert jedem Mal", sagt der Profi. "Egal ob Mann oder Frau, alt oder jung, der Schlüssel ist schnell weggesperrt." Mit seiner Erfahrung brauche er oft nur wenige Sekunden, um das Auto zu öffnen.
Allerdings nur, wenn er auch sicher ist, den Besitzer vor sich zu haben. Autofahrer weisen sich oft mit dem Fahrzeugschein aus. Ist der nicht zur Hand, lässt sich Bugelli den Inhalt des Handschuhfachs oder des Kofferraums beschreiben. Auf jeden Fall etwas, das in dem Moment nicht einsehbar ist. Bisher sei immer alles gut gegangen. "Ich sage schon auch deutlich, dass ich das Auto wieder zumache, wenn ich das Gefühl habe, da stimmt etwas nicht."
Betrüger haben keine Chance
Bei den noch sensibleren Wohnungs- und Hausöffnungen sei das ähnlich. Nicht jeder habe einen Ausweis dabei, wenn er sich aussperrt. Dann ließe sich der Straßenwachtfahrer auch hier etwas in der Wohnung beschreiben oder fragt Nachbarn.
"Ist die Tür auf, gehen wir zusammen rein und schauen uns das an", erklärt Bugelli sein Vorgehen. Und wenn etwas nicht stimmt? "Dann gehen wir eben wieder raus, und ich rufe die Polizei." Dabei kommt dem Straßenwachtfahrer sicher zugute, dass er vor langer Zeit mal als Personenschützer gearbeitet hat.
Der Mensch steht immer im Mittelpunkt
"Als Pannenhelfer und Türöffner", sagt Raffaele Bugelli, "ist man alles, Helfer, Psychologe, Seelsorger." Er hat sogar schon gestandene Männer weinen sehen, als er ihnen sagen musste, dass ihr Wagen einen Motorschaden hat. Da ist Einfühlungsvermögen gefragt, das hat Bugelli in 25 Jahren auf der Straße gelernt. "Wir wissen ja, dass der Mensch Hilfe braucht. Das Auto wird nur repariert oder die Tür geöffnet."
Das Helfen liegt dem 51-Jährigen im Blut. Neben seiner Aufgabe als Nothelfer des ADAC ist er in der freiwilligen Feuerwehr aktiv und außerdem Freizeit-Camper. Da helfe man sich ebenfalls unentwegt gegenseitig. Von den Erfahrungen, die er dabei sammelt, profitiert auch seine Arbeit als Gelber Engel.
So musste der Dormagener schon mal bei einem Wohnmobil, das drohte in Flammen aufzugehen, die Gasleitungen sperren. Weil sein Disponent wusste, dass Bugelli nicht nur ein Mann der Straßenwacht, sondern auch Feuerwehrmann und Wohnmobil-Besitzer ist, hatte er ihn zu diesem besonderen Einsatz geschickt.
Seine neu erworbenen Fähigkeiten als Haustüröffner hat Bugelli nach seiner Weiterbildung übrigens gleich seiner Frau demonstriert und die eigene Wohnungstür geknackt. Seitdem schließt seine Frau die Tür immer ab, denn dann dauert das Öffnen auch bei einem Profi länger als etwa 15 Sekunden.
Text: Roman Breindl