Crashtest: So einfach können Wohnmobile sicherer werden

Crashtest mit Wohnmobil-Rückbänken im ADAC Technik Zentrum in Landsberg ∙ Durch Anklicken des Vorschaubildes mit dem Play-Button werden Sie auf die Internetseite von YouTube weitergeleitet. Für deren Inhalte und Datenverarbeitung ist der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich. ∙ Bild: © ADAC/Uwe Rattay

Beim Wohnmobil-Crashtest 2020 brach beim Testfahrzeug die Rückbank aus Holz völlig zusammen. Ein aktueller ADAC Test zeigt, dass sich das Verletzungsrisiko der Insassen mit einem einfachen Metallunterbau deutlich verringern lässt.

  • Mehr Sicherheit durch Metall- statt Holzunterbau der Sitzfläche

  • Keine Gefahr von schweren Verletzungen für Mitfahrer

  • Stabile Konstruktion lässt sich in Wohnmobilen auch nachrüsten

Das Ergebnis des Wohnmobil-Crashtests 2020 war verheerend: Die Holzkonstruktion der Rückbank bricht zusammen, das Polster verrutscht, legt den Rohrrahmen der Rückenlehne frei – wenn statt der Dummys hier Menschen gesessen hätten, wären sie schwer verletzt worden. Im schlimmsten Fall lebensgefährlich. Die Rückbank-Konstruktion aus Holz des Crash-Fahrzeugs ist typisch für Wohnmobile.

Ein Mann setzt 2 Dummies auf eine Rücksitzbank in der Crashanlage in Landsberg
Fertig zum Crash: Letzte Handgriffe an den Dummys, deren Sensorik wertvolle Daten liefert © ADAC/Uwe Rattay

Die ADAC Tester wollten wissen, ob andere Rückbänke die Sicherheit der hinten sitzenden Mitfahrer erhöhen und das Verletzungsrisiko verringern. Im ADAC Technik Zentrum Landsberg wurden nacheinander zwei mit Dummys besetzte Doppelsitzbänke auf einem Testschlitten montiert und exakt unter den Bedingungen des Wohnmobil-gegen-Auto-Crashs von 2020 getestet. Die Simulation von Unfallsituationen mit dem Testschlitten ist beim ADAC ein bewährtes Verfahren, das auch beim Kindersitz-Test genutzt wird.

Sitzbänke mit Metallunterbau sind sicherer

Anders als die in den meisten Wohnmobilen verbauten Sitzbänke aus Sperrholzplatten hatten beide getesteten Rückbänke, die für Selbstausbauer angeboten werden, einen stabilen Unterbau aus Metall: Eine Bank mit einem einfachen Grundrahmen, den die Tester mit passenden dünnen Polsterauflagen ausstatteten. Und eine klappbare Doppelsitzbank, die nach Kundenwunsch konfiguriert wird, mit einer dickeren Polsterung.

Das Resultat des Crashtests ist eindeutig: Auf den Sitzbänken mit Metallunterbau ist das Verletzungsrisiko deutlich niedriger als bei der in Wohnmobilen weit verbreiteten Holzkonstruktion: In beiden Fällen hält die Metallkonstruktion den Belastungen des Aufpralls stand. Die Dummys werden durch die Gurte im Beckenbereich gut geschützt, und ihre Köpfe bewegen sich nur leicht nach vorne. Im Ernstfall wäre die Gefahr schwerer Kopf- und innerer Verletzungen für die Passagiere sehr gering.

Etwas besser schneidet überraschenderweise im Test die einfachere Bank mit dem dünneren Polster ab. Die wesentlich dickere und damit nachgiebigere Sitzpolsterung der klappbaren Doppelsitzbank erhöht die Brustbelastungen beider Dummys. Das macht zwar das Verletzungsrisiko etwas größer, aber so gefährlich wie beim Holzunterbau wird es für die Insassen bei einem Unfall nicht.

Das Verletzungsrisiko auf den drei Rückbank-Systemen

Die Auswertung der Sensoren-Daten der Dummys zeigt, dass die in den meisten Wohnmobilen verbaute Standard-Sitzbank (Gurtbock) im Crash deutlich schlechter abschneidet als die Rückbänke mit Metallunterbau: das einfache Sitzgestell und die Sitzbank.

Crashtest Sitzposition Rückbank Wohnmobil
© ADAC e.V.

ADAC empfiehlt Wohnmobil-Herstellern Metallkonstruktion

ADAC Projektleiter Andreas Ratzek, der für den Crashtest verantwortlich ist, weiß, wie ein auch für Mitfahrer sicheres Wohnmobil aussehen muss. "Die Rücksitze müssen so stabil sein, dass sie bei einem Unfall nicht unter der Last der Insassen kollabieren", sagt er. „Nur so kann verhindert werden, dass der Sicherheitsgurt bei einem Unfall vom Becken abrutscht, in den Bauch einschneidet und schwere innere Verletzungen verursacht.“

Ratzek empfiehlt Wohnmobil-Herstellern dringend, ihre Fahrzeuge in Zukunft mit Sitzbänken aus Metall auszustatten. „Unser Test hat gezeigt“, so der ADAC Experte, „dass das deutlich mehr Sicherheit als die in Standard-Wohnmobilen üblicherweise verbaute Holz-Sitzbank bietet.“

Viel schwerer werden Wohnmobile durch das große Plus an Sicherheit übrigens nicht: Ein stabiler Metallrahmen bringt fünf bis zehn Kilo Mehrgewicht.

Eine weitere Empfehlung der Tester: Die Sitzpolster sollten nicht zu dick sein und die Sitzfläche leicht nach vorne ansteigen. Das verhindert, dass die Mitfahrer bei einem Unfall tief in die Polster sinken und der Beckengurt im Bauch Verletzungen verursachen kann.

Tipps für Camper, die nachrüsten wollen

Ein stabiler Rahmen unter der Sitzbank lässt sich nachrüsten. Wer den bestehenden Sitz in seinem Wohnmobil durch einen Metallrahmen verstärken möchte, kann sich von einem Metallbaubetrieb einen Rohrrahmen anfertigen lassen und einbauen.

Selbstausbauern, die ihr Wohnmobil komplett selber ausstatten, rät Ratzek, ihre Pläne frühzeitig mit einem Sachverständigen abzustimmen. Das erleichtere die Eintragung der Umbauten in die Fahrzeugpapiere.