ADAC Studie: Teils große Preisunterschiede bei ÖPNV Tickets
Vergleich der Ticket-Preise in 21 deutschen Großstädten / Größte Preisdifferenzen bei Wochenkarten / Künftig mehr Flextarife angesichts veränderter Arbeitsmodelle
Bremer Ticket-Preise mal über mal unter dem Durchschnitt
Bei der Nutzung von Bus, Tram und U-Bahn in deutschen
Großstädten ist das Angebot der Standardtickets an Einzelfahrten, Tages-,
Wochen- und Monatstickets in den Städten identisch. Große Überraschungen
dürften ÖPNV-Kunden jedoch beim Bezahlen der jeweiligen Fahrscheine erleben: Um
mehr als das Doppelte unterscheiden sich teils die Preise einzelner Tickets je
nach Stadt, obwohl überwiegend gleichwertige Leistungen enthalten sind. Das ist
das Ergebnis eines ADAC Preisvergleichs zum ÖPNV in 21 deutschen Städten. Die
größte Spannweite von über 100 Prozent fanden die Tester bei den Wochenkarten
für Erwachsene, die in Berlin 36 Euro und in München 17,80 Euro kosteten. Die
Wochenkarte in Bremen kostet 23,80 Euro (Durchschnitt: 27,15 Euro). Erfreulich
für die Verbraucher: Seit dem ersten ADAC Vergleich 2019 sind die Preise je
nach Ticketart insgesamt nur moderat zwischen 1,33 und 5,11 Prozent gestiegen.
Bremen beim Kurzstrecke-Ticket mit dem günstigsten Preis im Großstädtevergleich
Ähnlich große Unterschiede ermittelten die ADAC Tester bei den Monatstickets
für Erwachsene. Hamburg verlangt dafür 112,80 Euro, München 57 Euro – eine
Differenz von fast 100 Prozent. Bremen verlangt 67,80 Euro für das
Monatsticket (Durchschnitt: 80,60 Euro). Für Tageskarten mussten
Erwachsene in Berlin sowie die im selben Verkehrsverbund organisierten Städte
Köln/Bonn 8,80 Euro und damit knapp 65 Prozent mehr bezahlen als in Frankfurt,
wo das Ticket mit 5,35 Euro zu Buche schlägt. In Bremen zahlt der ÖPNV
Nutzer 8,00 Euro (Durchschnitt 7,30 Euro).
Bei den Einzelfahrkarten war München am teuersten. Hier mussten Erwachsene
mit 3,40 Euro deutlich tiefer in die Tasche greifen als ÖPNV-Kunden in Hamburg
mit 2,40 Euro und in Bremen mit 2,85 Euro (Durchschnitt: 2,88 Euro). Auch
Kinder werden bei Einzelfahrscheinen auf unterschiedlichste Weise zur Kasse
gebeten. In Berlin und Mannheim lösten sie die Tickets für 1,90 Euro, in
Leipzig dagegen für 1,20 Euro und somit fast 60 Prozent weniger. Auch für
Kurzstrecken veranschlagten die Städte unterschiedliche Preise. In Berlin,
Köln/Bonn und Leipzig waren dafür zwei Euro fällig, in Bremen, Frankfurt
und Stuttgart dagegen 1,50 Euro.
Alle getesteten Städte hatten Einzelfahrscheine sowohl für Kinder als auch
Erwachsene im Angebot, ebenso Tageskarten und Monatstickets. Wochen- und
Monatskarten konnten bis auf einzelne Ausnahmen flexibel an beliebigen Tagen
angetreten werden – das war im Jahr 2019 beim ersten ADAC Preisvergleich noch
nicht durchgängig der Fall. Die Fahrradmitnahme war in allen überprüften
Städten entweder mit einem Einzelfahrschein oder einem Tagesticket möglich, in
Frankfurt, Hamburg und Hannover sogar kostenlos.
Durch die Corona-Pandemie und den massiven Rückgang der Kundenzahlen wurde den
Verkehrsverbünden ein tiefes Loch in die Kassen gerissen. Gegensteuern wollen
einzelne Städte durch neue Bonus- oder Abo-Modelle sowie mit Rabatten. Damit
wollen die ÖPNV-Verbünde verlorene Kunden zurückgewinnen und veränderten
Arbeitsmodellen Rechnung tragen.
Die Zukunft dürfte auch so genannten Multimodalitätstarifen gehören. So können
etwa die ÖPNV-Kunden in Augsburg für einen fixen monatlichen Preis verschiedene
Verkehrsmittel wie Bus, Tram, Leihrad und Carsharing kombinieren und nutzen.
Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch arbeitgeberfinanzierte Mobilitätsbudgets.
Den Trend zu innovativen eTarifen greift München mit seinem Pilotprojekt
„Swipe+Ride“ auf, bei dem mittels eines Check-Ins und eines Check Outs nach der
Fahrt per Smartphone die tatsächlich gefahrene Strecke einfach erfasst und
abgerechnet werden kann.