Brücken in Bayern: Dringender Handlungsbedarf

A3 Donaubrücke Metten
Die 614 Meter lange Donaubrücke Metten wurde im Jahr 1981 fertiggestellt.© stock.adobe.com/Mario Hoesel

Vollsperrungen, Einstürze und aufwändige Sanierungen: Europaweit wandert der Fokus der Verkehrspolitik verstärkt auf Brücken und deren Zustand. Auch in Bayern gibt es zahlreiche Bauwerke, die dringend saniert werden müssen – doch das ist leichter gesagt als getan.

Welch herausragende Bedeutung Brücken im Straßennetz haben, erleben derzeit Urlauber auf dem Weg in den Süden. Denn auf der Brennerautobahn A 13 muss in den nächsten fünf Jahren die Luegbrücke komplett neu gebaut werden. Die Folgen sind lange Staus und jede Menge Frust bei der Urlaubsreise. Doch ähnliche Szenarien sind auch hierzulande nicht unwahrscheinlich. Und das liegt unter anderem daran, dass es einem Kraftakt gleicht, einen Überblick über die Bauwerke in Bayern zu bekommen – geschweige denn deren Zustand.

Hohes Alter – hohe Belastung

In Bayern ist nicht eine einzige Stelle für alle Brücken in Südbayern zuständig, sondern Bund, Länder und Kommunen teilen sich, wie bei allen anderen Straßen auch, die Verantwortung. Doch auch innerhalb der zuständigen Behörden und Stellen kann man schnell den Überblick verlieren. Das zeigt die aktuelle Statistik der Autobahn GmbH Direktion Südbayern, die derzeit unter anderem 2063 Brücken und 19 Autobahntunnel betreut. Allein der Blick auf die Altersstruktur der Bauwerke zeigt, dass Brücke nicht gleich Brücke ist. Seit 2014 wurden weniger als 500 dieser Brücken errichtet, der Großteil stammt aus den 70er und 80er Jahren und kommt allmählich ans Ende der Nutzungsdauer – und dies erfordert natürlich eine engmaschige Überprüfung sowie die langwierige Vorbereitung der Sanierungs- und Baumaßnahmen. Doch das sind bei weitem nicht die ältesten Bauwerke, die tagtäglich die steigenden Belastungen des Fernverkehrs verkraften müssen. Allein auf südbayerischen Autobahnen stehen 131 Brücken, die zwischen 1930 und 1939 errichtet wurden.

Zahlreiche Baustellen

Auch wenn die Autobahnbrücken die mitunter größten und prominentesten Vertreter sind, handelt es sich tatsächlich nur um die Spitze des Eisbergs. Denn die Zahlen des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr zeigen, dass neben den 5341 Brücken auf Bundesstraßen noch einmal 5534 Brücken an Staatsstraßen und 739 Brücken an Kreisstraßen hinzukommen. Die Masse an Überführungen und Brücken auf kommunaler Ebene ist hier noch nicht erfasst.

Das bayerische Verkehrsministerium teilt die Brücken bei der Beurteilung des Zustands in vier Gruppen ein: 20,1 Prozent der Bauwerke befinden sich aktuell in einem sehr guten bis guten Zustand, 47,3 Prozent sind befriedigend und 27,2 Prozent weisen nur einen ausreichenden Zustand auf. Etwas mehr als fünf Prozent der Brücken in Bayern befinden sich in einem nicht ausreichenden bzw. ungenügenden Zustand. Als bloße Momentaufnahme gibt diese Bestandsaufnahme ein recht positives Bild. Denn die Brücken in Bayern sind sicher und die Gefahr eines Einsturzes wie z.B. bei der Karolabrücke in Dresden besteht nicht. Allerdings zeigt die Bestandsaufnahme auch, dass allein bei rund einem Drittel schon jetzt oder in naher Zukunft dringender Sanierungsbedarf besteht. Dies wiederum stellt alle beteiligten Akteure vor teils große Probleme.

Schwierigkeiten bei der Sanierung und Instandhaltung

Um alle Brücken in Bayern rechtzeitig zu sanieren und damit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu garantieren, warten die nächsten Jahre große Herausforderungen auf Bund, Freistaat und Kommunen. Doch selbst wenn unbegrenzte finanzielle Mittel für den Erhalt des Straßennetzes zur Verfügung stünden, gibt es derzeit zahlreiche andere Probleme, die schnelle Baumaßnahmen verhindern. Vor den teils jahrelangen Bauphasen stehen mindestens genauso aufwändige Planungs- und Ausschreibungsverfahren, die jede Sanierung und jeder Neubau mit sich bringen. Auch können Gemeinden, Anwohner oder Bürger gegen Bauvorhaben klagen und somit zusätzliche Verzögerungen hervorrufen. Deutlich schwerwiegender ist aber der steigende Fachkräftemangel, der sich natürlich auch in der Baubranche bemerkbar macht.

Obwohl die Brücken in Bayern in einem deutlich besseren Zustand als im bundesweiten Durchschnitt sind: Bereits mittelfristig wird der Erhalt der Infrastruktur zu einem Mammutprojekt, das deutlich mehr Kraft erfordert als dies heute schon der Fall ist.