Mit Leidenschaft im Einsatz: Die Stauberater des ADAC

In der Urlaubszeit sind die Stauberater des ADAC Südbayern auf besonders betroffenen Autobahn-Abschnitten im Einsatz.
In der Urlaubszeit sind die Stauberater des ADAC Südbayern auf besonders betroffenen Autobahn-Abschnitten im Einsatz.© Klaus Haag

Wenn der Verkehr auf den Autobahnen in Südbayern im Sommer ins Stocken gerät, ist Christoph Brandl zur Stelle. Seit 2012 ist er bei der ADAC Straßenwacht tätig und arbeitet mittlerweile als Teamleiter vor allem im Innendienst. Um dennoch den direkten Kontakt zu den Menschen auf der Straße aufrecht zu halten, ist er zusätzlich als Stauberater des ADAC im Einsatz.

Über eine interne WhatsApp-Gruppe des ADAC für Hobby-Motorradfahrer stieß Brandl auf das Angebot, Stauberater zu werden. „Das klang super: das Hobby damit zu verbinden, Menschen zu helfen", berichtet er. Seit einigen Jahren ist er an Wochenenden in den Sommermonaten mit dem Motorrad unterwegs, legt bis zu 250 Kilometer täglich auf den südbayerischen Autobahnen zurück und hilft nicht nur ADAC Mitgliedern, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern.

Von der Stauvermeidung zur umfassenden Beratung

Bereits 1982 startete der ADAC das Projekt der Stauberater mit dem Ziel, Stauzeiten zu reduzieren und so einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Seitdem haben GPS und Navigationssysteme die Anforderungen an die Helfer jedoch verändert. Früher gaben die vom Regionalclub gestellten Berater Tipps zur besten Route ins Ausland, heute informieren sie eher über die Vorschriften in Urlaubsländern, wie die Anzahl der mitzuführenden Warnwesten, Abfahrtsperren für den Transitverkehr in Österreich oder etwaige Mautgebühren. Dafür positionieren sich die Stauberater an Rastplätzen und stehen für Fragen zur Verfügung – ohne sich jedoch aufzudrängen, wie Brandl sagt. Sehen sie auf ihren Strecken liegengebliebene Fahrzeuge, bieten sie Hilfe an. „Ein bisschen Werkzeug haben wir dabei“, so Brandl. Die Stauberater liefern erste Einschätzungen für den Pannendienst und sind in Erster Hilfe geschult. In den Seitenkoffern ihrer Motorräder tragen sie zudem Getränke sowie Spielzeug für Kinder mit sich, um die Wartezeit im Stau oder bei solchen Pannen angenehmer zu gestalten.

Weitreichendes Einsatzgebiet

Die Stauberater des ADAC Südbayern sind an den staureichsten Tagen des Jahres auf vorher festgelegten Autobahnabschnitten im Einsatz. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich über den Autobahnring München bis zum Nordkreuz sowie weiter entlang der A8 bis zur Landesgrenze nach Salzburg und Richtung Brenner. „Auf den Straßen in diesem Gebiet trifft sich im Sommer halb Deutschland", erklärt Brandl, besonders hinter dem Irschenberg, wo die Autobahn zweispurig wird und sich Staus häufen. Die Verkehrsdichte sei hier besonders hoch, da viele Urlauberinnen und Urlauber beispielsweise Richtung Italien und Kroatien auf Durchreise sind. Dann arbeiten die Stauberater eng mit den Kollegen aus der Luft, der Autobahnmeisterei und lokalen Radiosendern zusammen, um schnell auf Verkehrsprobleme zu reagieren und die Urlaubsreisenden umfassend zu informieren. Bei besonderen Anlässen wie dem G7-Gipfel 2022 auf Schloss Elmau oder der Central European Rally (CER) sorgen sie zudem für einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss.

Stauberater Christoph Brandl
Christoph Brandl ist Teamleiter bei der ADAC Straßenwacht und als Stauberater tätig.© privat

Mehr als ein Nebenjob

Dabei spielt Teamwork eine besonders große Rolle, auch zwischen den Stauberatern, die via Funk immer in Kontakt miteinander stehen und sich in gefährlichen Situationen gegenseitig unterstützen: „Es gibt natürlich Gefahrensituationen, die alleine gar nicht zu bewältigen sind“, so Brandl. Besonders kritisch werde es demnach, wenn Fahrzeuge hinter Kuppen oder Kurven liegen bleiben und der nachfolgende Verkehr gefährdet wird. Dann müsse man schnell reagieren, meint Brandl, der generell die Abwechslung bei seinen Tätigkeiten schätzt. Ein Ereignis blieb ihm dabei besonders in Erinnerung: „Ein besonderes Erlebnis hatte ich zwischen dem Kreuz München Süd und dem Irschenberg. Ein VW-Bus stand auf dem Seitenstreifen, und ich wollte helfen. Der Fahrer hatte jedoch keine Panne, sondern schlief bei Musik auf voller Lautstärke auf der Rückbank – eine skurrile und durchaus gefährliche Situation, die ich erst klären musste.“ Die Stauberater-Tätigkeit ist für Brandl und seine Kolleginnen und Kollegen jedenfalls weit mehr als nur ein Nebenjob: „Wir sind da, wenn die Leute uns brauchen – mit Rat, Hilfe und Schutz. Wir alle haben ein gewisses Helfersyndrom, wie man heute sagen würde. Wir haben auch Leute dabei von der Polizei, vom TÜV, die einfach sagen: Ich habe daran Freude! Und das teilweise schon 30 Jahre und länger.“

Im Stau gestrandet: Tipps für Autofahrer

An die Reisenden gerichtet hat Brandl derweil klare Empfehlungen für das Verhalten im Stau: „Wir plädieren immer für eine angepasste Geschwindigkeit sowie einen vernünftigen Abstand zum Vordermann.“ Auch Spurwechsel seien kontraproduktiv: „Das Schlimmste, was man im Stau machen kann, ist ständiges Spurwechseln, weil das nichts bringt, sondern nur den Verkehrsfluss hindert.“ Außerdem sei es wichtig, immer darauf zu achten, eine Rettungsgasse zu bilden. Nicht zuletzt ist gute Vorbereitung das A und O für Urlaubsreisende. Man solle immer darauf achten, genügend Kraftstoff oder Energie im Fahrzeug zu haben und lieber ein bisschen Puffer einrechnen. Problematisch würden zudem Fahrer, die möglichst schnell ans Ziel wollen, Pausenzeiten ignorieren und unaufmerksam und gestresst werden. Brandls abschließender Appell: „Fahrt entspannt, macht lieber mal eine Pause und nutzt die Reise schon als Teil des Urlaubs. Wer so denkt, kommt gleich schon viel entspannter am Ziel an!“

Motorrad-Intensiv-Training für ADAC Stauberater in Regensburg

Am 17. Mai trafen sich die Stauberater des ADAC Südbayern und Nordbayern zu einem gemeinsamen Motorrad-Intensiv-Training im ADAC Fahrsicherheitszentrum Regensburg. Zum ersten Mal nahmen beide Teams gemeinsam an einem solchen Training teil – mit dem Ziel, sich optimal auf die neue Saison vorzubereiten und ihre Fahrtechnik unter professionellen Bedingungen zu verbessern.

Bereits am Vorabend kamen alle 24 Teilnehmer zu einer Einweisung in den Seminarräumen des ADAC Fahrsicherheitszentrums Regensburg zusammen. Dabei wurden wichtige Sicherheitshinweise besprochen und organisatorische Abläufe geklärt.

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