Erstmals Abfahrtsverbot bei Stau auf der A8 - überlastete Gemeinden schützen sich vor Ausweichverkehr von der Autobahn

Ab August 2025 werden auf der Autobahn A8 in Bayern erstmals temporäre Abfahrtsverbote eingeführt. Ziel ist es, Anwohner zu entlasten, die bei hohem Verkehrsaufkommen massiv unter dem Ausweichverkehr bei Stau auf der Autobahn leiden. Die Regelung orientiert sich an den Abfahrtssperren in Tirol. Was Reisende jetzt wissen müssen.
Wo und wann gelten die Abfahrtssperren auf der A8?
Ab August treten erstmals in Deutschland sogenannte situationsabhängige Abfahrts- und Durchfahrtsverbote in Kraft, die den Ausweichverkehr von der A8 unterbinden sollen. Die Abfahrtssperren greifen ab dem 15. August – dem Maria Himmelfahrt Wochenende, welches traditionell zu einem der verkehrsreichsten Wochenenden des Jahres zählt. Sie sollen zunächst bis zum Ende der bayerischen Sommerferien erprobt werden.
Betroffen sind mehrere Autobahnausfahrten entlang der A8 zwischen dem Autobahnkreuz München-Süd und dem Inntaldreieck. Detailinformationen, welche Ausfahrten verbindlich betroffen sein werden, sind noch nicht bekannt. Es muss damit gerechnet werden, dass u.a. die nachfolgenden Ausfahrten bei starkem Reiseverkehr gesperrt werden könnten:
Ausfahrt Holzkirchen (AS 97)
Ausfahrt Weyarn (AS 98)
Ausfahrt Irschenberg (AS 99)
Ausfahrt Bad Aibling (AS 100)
Ausfahrt Bad Feilnbach (AS 101)
Die Sperren gelten jeweils freitags bis sonntags sowie an Feiertagen. Die Entscheidung über die Aktivierung der Sperren trifft die Verkehrspolizei kurzfristig in Abstimmung mit der Autobahn GmbH und den betroffenen Landkreisen. Hinweise erfolgen dann über digitale Verkehrstafeln auf der A8.
Alles zu den neuen Abfahrtssperren auf der A8 auf einen Blick
Wann gibt es Abfahrtssperren?
Ab 15. August 2025; freitags bis sonntags sowie an Feiertagen nach Bedarf bei Stau oder stark stockendem Verkehr auf der A8
Wo greifen Abfahrtssperren?
Ortsdurchfahrten entlang der Ausweichrouten auf der A8 zwischen München und Salzburg
Wie wird auf die Abfahrtsverbote hingewiesen?
Neue Verkehrsschilder mit Durchfahrtsverboten werden an neuralgischen Punkten aufgestellt
Für wen gelten die Abfahrtsverbote?
Für den gesamten Durchreiseverkehr; Anlieger und Reisende mit Ziel im Bereich der Abfahrtssperren sind nicht betroffen.
Werden Kontrollen durchgeführt?
Die Polizei wird die Einhaltung der Abfahrtsverbote durch Stichproben überprüfen
Was gilt für Touristen und Zielverkehr?
Wer ein konkretes Reiseziel in den gesperrten Ortschaften hat – etwa eine gebuchte Unterkunft, ein Ausflugsziel oder private Besuchsadresse – darf weiterhin abfahren, muss dies aber bei Kontrollen entsprechend glaubhaft nachweisen können. Solche Nachweise können beispielsweise Hotel- oder Unterkunftsbuchungen, Wohnsitznachweis oder Tickets bzw. Reservierungsbestätigungen von Ausflugszielen sein.
Kontrollen sollen stichprobenartig durch die Polizei erfolgen. Ohne plausiblen Nachweis ist die Weiterfahrt untersagt. Ob auch Bußgelder bei Verstößen verhängt werden, ist derzeit noch nicht bekannt.
Hintergrund: Ausweichverkehr bei Stau belastet Gemeinden
Die A8 zählt zu den wichtigsten Verkehrsverbindungen im Süden. Laut ADAC Staubilanz 2024 ist sie neben der A3 die staureichste Autobahn im Freistaat. Während des Berufsverkehrs, den Ferienzeiten und an stark frequentierten Wochenenden kommt es insbesondere auf der Strecke zwischen München und Salzburg regelmäßig zu Staus.
Auch die österreichische Blockabfertigung bei Kufstein wirkt sich immer wieder negativ auf den Verkehrsfluss der A8 aus. So staute sich der Verkehr durch die Blockabfertigung am 3. Juni 2025 rund 40 Kilometer auf der A93 zurück und reichte auf der A8 bis zum Irschenberg.
Viele Autofahrer und LKW-Fahrer versuchen über die Landstraße und kleine Ortschaften den Stau zu umfahren. Daraus ist ein erhebliches Problem für die betroffenen Gemeinden erwachsen. Lärm, Luftverschmutzung und überlastete Straßeninfrastruktur sind zum Alltag der Anrainer geworden. Besonders stark betroffen sind Orte wie Holzkirchen, Weyarn, Irschenberg und Bad Feilnbach. Die Kommunen setzen sich dagegen nun zur Wehr und haben erfolgreich beim Bundesverkehrsministerium ein Abfahrtsverbot nach Tiroler Vorbild eingefordert.
Vorbild: Abfahrtsverbote in Tirol
Mit der Maßnahme folgt Bayern dem Beispiel Tirols, wo bereits seit 2019 in den Sommermonaten an Wochenenden ähnliche Abfahrtssperren auf der Inntalautobahn (A12) gelten. Dort hat sich gezeigt, dass sich der Ausweichverkehr deutlich reduzieren lässt – zum Vorteil der Anwohner. Auch in Bayern sollen die Sperren nicht dauerhaft gelten, sondern werden als temporäres Steuerungsinstrument gesehen.
Die Maßnahmen der Verkehrssteuerung aus Tirol, die hier in Form des Abfahrtsverbots nun zum Vorbild werden, wurden von Bayern in der Vergangenheit jedoch nicht grundsätzlich positiv bewertet. Zwischen der deutschen und der österreichischen Seite besteht bereits eine jahrelange Diskussion über die Herausforderungen des alpenquerenden Verkehrs und möglicher Lösungsansätze. Insbesondere die Blockabfertigung in Österreich steht dabei immer wieder in der Kritik. Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol hat erst kürzlich beim ADAC Sommerempfang die Sichtweise Tirols dargelegt und die besondere Belastung für sein Bundesland dargelegt. Hier betonte er auch, dass Tirol keine andere Wahl hat, als seine Anwohner unter anderem durch Blockabfertigung und Abfahrtsverbote von den Auswirkungen des kontinuierlich steigenden Transitverkehrs zu schützen. Maßnahmen durch die, die Verkehrsherausforderungen sich in den vergangenen Jahren zunehmend nach Bayern verlagert haben. Als Folge sehen sich nun auch die Gemeinden im südlichen Abschnitt der Autobahn A8 gezwungen, auf das Tiroler Vorbilder der Abfahrtssperren zurückzugreifen.
ADAC-Einschätzung: Abfahrtssperren können nicht die langfristige Lösung sein
Die eigentlichen Probleme auf der A8 und im alpenquerenden Verkehr werden durch die Abfahrtssperren aus Sicht des ADAC Südbayern jedoch nicht gelöst. Dass auch der Freistaat sich inzwischen zur Einführung solcher Regelungen gezwungen fühlt und dafür Rückendeckung aus dem Verkehrsministerium in Berlin erhält, verdeutlicht nur die Brisanz, die das Thema angenommen hat. Aus Sicht des ADAC Südbayern muss vielmehr länderübergreifend gemeinsam an ganzheitlichen Lösungsansätzen gearbeitet werden. Auch der längst überfällige Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und der Grenze bei Piding/Walserberg muss endlich vorangetrieben werden. Bis dahin können Abfahrtssperren nachvollziehbare Versuche sein, die Belastung der betroffenen Gemeinden zu reduzieren. Sie müssen aber ausgewogen sein und ausreichend kommuniziert werden. Neben Beschilderung auf der Autobahn fordert der ADAC auch eine Integration von Hinweisen in den Navigationssystemen. Zudem dürfen Touristen und Anlieger nicht übermäßig eingeschränkt werden. Insbesondere darf der Tourismus in Bayern als wichtiger Wirtschaftszweig nicht unter den Maßnahmen leiden.