Expertentipp: Was kann ich tun, wenn ich geblitzt wurde?

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© Moritz Wolf from Pixabay

Zu schnell gefahren? Was nun? ADAC Anwalt Thomas Kuhne erklärt was man tun kann, wenn man geblitzt wurde. Gerade wenn es teuer wird und sogar ein Fahrverbot droht, sollte man mit einem Anwalt die Situation betrachten. Häufig finden sich noch Details, die vielleicht zur Milderung der Lage beitragen.

„Bitte Lächeln!“ Bei diesen Worten fühlt man sich an die Zeit erinnert, in der es weder Fotohandys noch Digitalkameras gab und ein Foto noch immer entwickelt werden musste. Da kostete jeder Abzug noch bares Geld und so musste auf dem Foto alles passen und eben freundlich gelächelt werden. Teure Fotos kennen wir heute allerdings nur noch, wenn die Kamera unauffällig am Straßenrand steht und beim Betrachten der Fotos einem jenes Lächeln vergeht.

Sie sind also geblitzt worden? Zuerst einmal ist das kein Grund zur Panik, das ist schon so manchem von uns passiert – einigen auch mehr als einmal. Häufig steckt hinter dem Verhalten auch keine böse Absicht, denn durch eine kurze Ablenkung oder das Fahren in einer unbekannten Region kann schnell mal eine Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen werden. Gerade wenn man sonst regelkonform fährt, ist das Resultat aber mehr als ärgerlich.

Es kann mehrere Monate dauern, bis die Gewissheit per Post im Briefkasten landet. Und wenn dann die „Anhörung“ der Bußgeldstelle da ist, wird erst klar wie groß das Übel ist. Allerdings muss die Bußgeldstelle innerhalb von drei Monaten verjährungsunterbrechende Maßnahmen ergreifen, sonst ist der Vorwurf verjährt. Hier muss man sich zu gegebener Zeit den Verfahrensverlauf genau anschauen. Zwischen einem „einfachen“ Bußgeld und zusätzlich bis zu drei Monaten Fahrverbot ist alles drin. Gut, ein Fahrverbot droht nach dem geltenden
Bußgeldkatalog unter bestimmten Umständen erst bei einem Überschreiten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 26 km/h, aber ab da wird es dann nicht nur richtig ärgerlich, sondern kann auch richtig teuer werden.

Rechnen sie einmal durch, mit welcher Strafe Sie eventuell zu rechnen haben:
adac.de/verkehr/recht/bussgeld-punkte/bussgeldrechner/

Stellen Sie sich vor, es kommt so weit, dass Ihre Geschwindigkeitsüberschreitung nicht nur teuer, sondern auch noch mit einem Fahrverbot belegt ist. Damit ist der Führerschein für mindestens einen Monat weg und die zwei Punkte, die im Fahreignungsregister in Flensburg eingetragen werden, bleiben dort auch für fünf Jahre sichtbar. Sofort wabern Fragen durch
den Kopf: Wann muss ich den Führerschein abgeben? Was sagt mein Chef dazu? Kann
man da nicht irgendwas tun?

Wie gehe ich jetzt mit diesem „Blitzer“ um?

Ungeprüft sollte man die Sache nicht hinnehmen, auch wenn es vielleicht nicht um ein Fahrverbot geht. Nur nach einer sachkundigen Beratung durch einen Anwalt kann man auch sachgerechte Entscheidungen treffen. Häufig gibt es Details, die nur ein Verkehrsjurist mit sicherem Blick erkennt und die Ihnen helfen können mit einer milderen Strafe aus der Angelegenheit hervor zu gehen. Seien es Messfehler, falsch eingestellte oder gar fehlerhafte Messgeräte, Beweisschwierigkeiten der Bußgeldstelle – ein Profi weiß worauf er zu achten
hat.

Selbst wenn Ihnen eine qualifizierte Anwältin oder ein qualifizierter Anwalt letztlich vielleicht mitteilen muss, dass die Messung wohl nicht anzugreifen sein wird, kann man durch ein solches Verfahren auch Lehren für die Zukunft ziehen und ähnliche Situationen in Zukunft vermeiden.

ADAC Mitglieder haben den Vorteil, dass sie sich auch ohne eine Rechtsschutzversicherung kostenfrei bei den Vertragsanwältinnen und Vertragsanwälten des ADAC erstberaten lassen können. Diese Rechtsberatung ist eine Mitgliederleistung, die durch den Mitgliedsbeitrag abgedeckt ist. Verfügt man dazu noch über eine „Verkehrsrechtsschutzversicherung“, übernimmt diese normalerweise auch die Kosten einer Rechtsanwältin oder eines Rechtsanwaltes für eine Vertretung in einem Bußgeldverfahren. Eine „Verkehrsrechtsschutzversicherung“ kann gleichzeitig auch den Kostenschutz bei einem Verkehrsunfall gewähren, um die eigenen Interessen durchzusetzen.

In Sachsen sind flächendeckend Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte im Auftrag des ADAC tätig, an die Sie sich in allen verkehrsrechtlichen Fragen vertrauensvoll wenden können.

Hier finden Sie eine Übersicht der ADAC Vertragsanwälte in Sachsen:
adac.de/der-adac/regionalclubs/sachsen/rat-und-hilfe/

Italien ist Spitzenreiter beim Blitzen

In Deutschland sind fast 4700 Blitzer fest installiert. Damit stehen wir in Europa auf Platz vier der Länder mit den meisten Blitzern. Russland und Italien sind fast gleichauf und
teilen sich im Grunde Platz 1 mit jeweils knapp über 10.500 Geschwindigkeitsmessgeräten.

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Diagramm: Festinstallierte Blitzer in Europa© © Statista 2021: Statistik der Anzahl fest installierter Blitzer in Europa – Plätze 1 bis 8.

Blitzen ohne Lichteffekt

Der grelle Lichtblitz wird beim Blitzen regelmäßig bemängelt. Gerade in der Dunkelheit stellt der Lichteffekt ein hohes Verkehrsrisiko dar. Im Schreckmoment können Fahrzeugführer das Lenkrad verreißen oder sind von dem Licht kurz geblendet. Aus diesem Grund werden immer häufiger auch Schwarzlichtblitzer installiert. Die auch mobil einsetzbaren Geräte schießen
dabei noch immer ein Bild von dem ertappten Verkehrssünder, aber eben ohne den
Blendeffekt. Allerdings wird diese Technik bisher fast ausschließlich in Tunneln eingesetzt, da hier die Gefahr für Unfälle durch die Ablenkung eines Blitzes am größten ist. Das „fehlende Blitzlicht“ hat aber auf der anderen Seite auch den Nachteil, dass die Betroffenen nicht merken, dass sie einen Verkehrsverstoß begangen haben können.

Die großen Hersteller haben immer wieder neue Ideen, um die Technik noch ausgereifter und dadurch vor allem rechtssicher zu machen. 

Thomas Kuhne
Rechtsanwalt
Clubsyndikus des ADAC Sachsen e.V.
Schongauerstr. 29-31
04328 Leipzig
Tel.: 0341 52 05 89 30

Quellen:
https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/bundesland-mit-den-meisten-radarfallen-ausgezeichnet-157895/

https://www.bussgeldkatalog.org/mobile-blitzer/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3514/umfrage/anzahl-der-fest-installierten-blitzer-in-ausgewaehlten-laendern-europas/

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