Barrierefreie Mobilität für Alle

Die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ist für mobilitätseingeschränkte Personen häufig mit Hürden verbunden.© Adobe Stock

Selbstbestimmt unterwegs: Was für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit ist, stellt andere vor große Herausforderungen. Menschen mit körperlichen Einschränkungen müssen durch bauliche oder strukturelle Gegebenheiten häufig deutlich längere Wege in Kauf nehmen oder können manche öffentlichen Räume kaum oder gar nicht erreichen. Regionale Projekte helfen dabei, Barrierefreiheit zu stärken und Menschen zusammenzubringen.

Teilhabe mit Hindernissen

„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ - so steht es in Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In der Realität werden mobilitätseingeschränkte Menschen jedoch häufig mit Hindernissen konfrontiert, die eine solche Teilhabe erschweren oder verbauen. Neben fehlenden Aufzügen an U- oder S-Bahn-Stationen und nicht vorhandenen Leitsystemen für blinde und sehbehinderte Menschen können schon erhöhte Geschäftseingänge mit Treppenstufen ein Hindernis darstellen.

Barrierefreie Mobilität bedeutet, die Verkehrsinfrastruktur so zu gestalten, dass sich alle Menschen – sowohl mit als auch ohne Behinderungen – frei, selbständig und ohne Einschränkungen im öffentlichen Raum bewegen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Dabei profitieren nicht nur Menschen mit einer dauerhaften Behinderung von barrierefreier Gestaltung des öffentlichen Raums, sondern auch Personen, die vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind – etwa durch Krankheit oder Operation – sowie Senioren, Schwangere oder Eltern mit Kinderwägen.

Welchen Hürden sich Menschen mit Mobilitätseinschränkungen täglich Stellen müssen und wie kleinen und großen Hilfen den Alltag erleichtern, erzählt Handbike-Weltrekordhalter Lars Hoffmann aus Sachsen im Podcast.

„Lego-Oma“ öffnet neue Türen

Wie einfach ein barrierefreier Zugang an manchen Stellen geschaffen werden kann, zeigt ein Projekt aus Hanau. Unter dem Namen „Lego-Oma“ baut Rita Ebel seit sechs Jahren Auffahrhilfen für Geschäfte aus kleinen Klemmbausteinen. Sie selbst ist seit fast 30 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen und kennt die alltäglichen Probleme. Zusammen mit ihrem achtköpfigen Team aus Freiwilligen hat sie mittlerweile bereits 138 Auffahrhilfen hergestellt – für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen. Die Rampen vor Geschäften und Restaurants sind ein bunter Hingucker im Stadtbild. In der Zwischenzeit sind sie so populär, dass es eine Warteliste gibt und das nicht nur in Hanau.

Auch weltweit sorgt Rita Ebel mit ihrem Projekt für Aufsehen. Für passionierte Bastler bietet die „Lego-Oma“ eine Bauanleitung für ihre Auffahrhilfen in neun verschiedenen Sprachen an, die bereits mehrere hundert Mal verschickt wurde. Im Juli 2025 reiste sie für einen Weltrekordversuch eines internationalen Kongresses über Inklusion nach Hongkong und unterstützte dort beim Bau einer 30 Meter langen Rampe.
Der schöne Nebeneffekt dieses Projektes: selbst Menschen, die sich bisher keine Gedanken über Barrierefreiheit gemacht haben, werden durch die bunten Hingucker auf das Thema aufmerksam und sensibilisiert.

„MobilLotsen“ in Gera helfen im Alltag

Wer sich von A nach B bewegen möchte und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, stößt leider noch häufig auf Barrieren bei den Einstieghöhen. Das Projekt der „MobilLotsen“ in Gera vereinfacht diese Wege für viele Menschen – sie helfen bei der Orientierung und zielsicheren Nutzung der Verkehrsmittel. Egal ob ins Theater oder Kino, zu Behörden oder zum Arzt: Wer im Rollstuhl sitzt, eine Geh- oder Sehbehinderung oder andere körperliche Einschränkung hat, kann den Service kostenlos bei einer Fahrt mit Bus oder Bahn in Gera dazu buchen. Gezahlt wird nur der Fahrschein.

Silvana Spranger ist eine von sieben "MobilLotsen" in Gera.© GVB

Die „MobilLotsen“ sind ein Gemeinschaftsservice der Verkehrs- und Betriebsgesellschaft Gera mbH (GVB) mit der Stadt Gera, dem Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen e.V., der Otegau und dem Jobcenter.

„Reisen für Alle“ ermöglicht Zugang zu touristischen Zielen

Nicht nur im Alltag, auch unterwegs braucht es barrierefreien Zugang für Alle. Detaillierte und verlässliche Informationen über die Nutz- und Erlebbarkeit touristischer Angebote sind dabei entscheidend für die Reiseplanung. Das Projekt „Reisen für Alle“ stellt dabei eine bundesweit gültige Kennzeichnung im Bereich Barrierefreiheit dar. Durch das System, das 2011 mit initialer Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelt wurde, können Informationen zu touristischen Zielen und Angeboten geteilt und für alle erlebbar gemacht werden.

Mehr Informationen zu den Projekten sowie einen Einblick in die Hürden des Alltags bietet die aktuelle Ausgabe der ADAC Motorwelt inklusive Regionalmagazin für Hessen, Thüringen und Sachsen.

Hier finden Sie die Motorwelt in Ihrer Nähe

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