Laden an der Autobahn

Zwei Drittel der E-Autofahrer und 85 Prozent der E-Langstreckenfahrer laden ihr Fahrzeug gelegentlich bzw. üblicherweise entlang der Autobahn. Der ADAC hat deshalb erstmals die Ladebedingungen an den 15 längsten Autobahnen auf Infrastruktur und Komfort untersucht. Ergebnis: Von jeweils 25 Rastanlagen und Autohöfen sind über die Hälfte „mangelhaft“ bis „sehr mangelhaft“, nur 13 erhalten das Urteil „gut“, keine ein „sehr gut“. Autohöfe schnitten dabei insgesamt besser ab als Rastanlagen.
Kriterien waren die Anzahl der Ladesäulen bzw. -punkte, deren Ladeleistung, die generelle Funktionstüchtigkeit sowie Bezahlmöglichkeiten und Kostentransparenz. Am meisten punkten konnten Anlagen, wenn sie über mindestens zehn Ladepunkte verfügten, die jeweils 150 kW Leistung oder mehr lieferten und betriebsbereit waren. Zu einem Viertel ins Gesamturteil floss ein, welchen Komfort die Anlagen in Form einer Überdachung, Gastronomie oder Sanitäranlagen boten.
In Nordbayern untersuchten die Tester einen Autohof und zwei Rastanlagen. Die Rastanlagen Rhön Ost und Würzburg Nord erhielten am jeweiligen Testtag im Mai das Urteil „sehr mangelhaft“. Negativ fiel auf, dass hier nur Ladesäulen bis 50 kW vorhanden waren und ein Superschnellladen mit mindestens 150 kW somit nicht möglich war. Nach Durchführung des Tests wurden laut Aussage des Ladesäulenbetreibers Entdrosselungen der Ladesäulen von 50 auf 100 kW vorgenommen, was für das Laden entlang der Autobahn allerdings immer noch zu langsam ist. Positiv in Bezug auf den Komfort war bei beiden Anlagen die Beleuchtung der Ladeinfrastruktur sowie das Vorhandensein eines Restaurants jeweils im direkten Umfeld der Ladeinfrastruktur. Jedoch waren die Ladesäulen bei beiden Anlagen nicht überdacht.
Der Total Autohof Tennenlohe wurde mit „mangelhaft“ beurteilt. Hier waren zwar Ladesäulen mit 175 kW Ladeleistung vorhanden, vereinzelte Ladepunkte waren jedoch defekt. Insgesamt war die Anzahl der Möglichkeiten zum Superschnellladen zu gering. Auch wurden die entstandenen Kosten nach Beendigung des Ladevorgangs nicht angezeigt und eine Direktzahlung mit Kreditkarte war nicht möglich. Nach Aussagen der Betreiber sollen mehrere Standorte zukünftig mit Kartenterminals ausgestattet werden, um eine Direktzahlung zu ermöglichen. Positiv beim Komfort war die Beleuchtung der Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit eines Restaurants sowie von sanitären Anlagen im direkten Umfeld.
Kritisch sieht der ADAC insgesamt, dass nur ein Viertel der deutschlandweit getesteten Anlagen mit einer Ladeleistung von mindestens 150 kW über zehn oder mehr Ladepunkte und damit über ein zahlenmäßig ausreichendes Angebot, bezogen auf den aktuellen Bedarf, verfügte. Für Langstreckenfahrer sind hohe Ladeleistungen von mindestens 150 kW je Ladepunkt entscheidend, damit die Ladezeit etwa zwischen 20 und 30 Minuten beträgt. Wichtig ist dabei, dass Ladepunkte an einer Ladesäule mit mehreren Ladepunkten (sog. Splitting) auch einzeln diese Leistung erbringen. Hinzu kam, dass die Tester auf knapp einem Drittel dieser Anlagen mindestens einen defekten Ladepunkt vorfanden.
Für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität sollten daher deutlich mehr und leistungsstärkere Ladepunkte entlang der Autobahnen bereitgestellt werden. Preise sollten transparent und Bezahlmodalitäten einfach sein, mit der Möglichkeit zur Kartenzahlung an allen Ladesäulen. Auch eine Überdachung sollten die Betreiber unter anderem zur Verfügung stellen – damit Laden genauso einfach und bequem funktioniert wie Tanken.