Elektromobilität im Alltag: Tipps aus der Praxis für die Praxis

Laden vor der ADAC Zentrale in München
Laden vor der ADAC Zentrale in München© ADAC SE

Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht? Elektromobilität boomt in Deutschland! Wir sind nach China der zweitgrößte Markt für elektrische Autos geworden.

  • E-Autos müssen ein Sound-Warnsystem haben

  • Laden mit Wechsel- und Gleichstrom möglich

  • Reichweite im Alltag meist kein Problem

Obwohl die Elektromobilität boomt, gibt es immer noch Vorbehalte. Es mehren sich aber die praktischen Erfahrungswerte. Der ADAC bietet seinen Mitgliedern seit einigen Jahren nicht nur günstige Leasingangebote an, sondern gibt auch nützliche Tipps aus der Praxis für die Praxis.

E-Autos müssen ein Sound-Warnsystem haben

Für alle neu zugelassenen elektrifizierten Autos gilt seit 1. Juli 2021 eine EU-Verordnung, nach der alle neuen Elektroautos, Hybrid-Pkw oder auch Wasserstofffahrzeuge ein Sound-Warnsystem haben müssen. Die künstlichen Töne, die beim E-Auto natürlich ohne Mitwirkung eines Motors entstehen, sollen vor allem Fußgänger und Radfahrer schützen, die E-Autos überhören könnten. Bei Geschwindigkeiten bis 20 km/h und beim Rückwärtsfahren wird das AVAS-System aktiviert. Es darf aus Sicherheitsgründen nicht ausgeschaltet werden.

AVAS heißt "Acoustic Vehicle Alerting System" - auf Deutsch etwa "Fahrzeug-Warngeräusch-Generator". Dr. E erklärt, wie es funktioniert:

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Fürs Elektroauto haben die Hersteller ganz verschiedene Sounds auf Lager - allerdings nie lauter als 75 Dezibel. Und: sie basteln weiter an den Tonkonstruktionen. „The art of noise“ eines Pkw ist eben - wie das Auto selbst – emotional getriggert und daher an Bedeutung nicht zu unterschätzen.

Über 20 km/h ist das Abrollgeräusch der Reifen bei modernen Fahrzeugen meistens lauter als der Motor selbst. Ein zusätzliches Geräusch ist für die Verkehrssicherheit nicht mehr unbedingt relevant und würde für mehr Lärm sorgen.

E-Auto-Tipps für den Alltag: Wie und wo kann ich laden?

● Zu Hause: Elektroautos können hier mit einer fest installierten Wallbox geladen werden. Eine Box kostet rund 600 Euro zuzüglich Installation. Vom Laden an einer herkömmlichen Steckdose raten Experten ab.

● Unterwegs: Besitzer eines Elektroautos können die Batterie an öffentlich zugänglichen Ladepunkten aufladen. Eine Ladesäule lässt sich per Smartphone-App freischalten. Bezahlt wird ebenfalls per Smartphone-App, mit der Netzkarte des Anbieters oder mit einer sogenannten Mobilitäts-Karte, wie ADAC e-Charge. Das Laden mit Wechselstrom (AC) dauert länger als mit Gleichstrom (DC). Für das schnelle Laden mit Gleichstrom gibt es zwei Ladestecker-Varianten: CCS und CHAdeMO. An Ladesäulen mit Wechselstrom gibt es eine Steckdose "Typ 2". Mit einem entsprechenden Adapter können auch E-Autos geladen werden, die über einen Stecker "Typ 1" verfügen.

Reicht die Reichweite?

Heute sind Elektroautos mit einer Alltagsreichweite von 300 Kilometern Standard. Die Energiedichte der Batterien hat zugenommen, Akkus können mehr Strom speichern. Auch die Ladeinfrastruktur wird ausgebaut.

Im zweiten Quartal des Jahres 2023 lag die Anzahl der Ladestationen in Deutschland bei rund 85.000. Noch vor gut einem Jahre waren etwa 50.000 weniger. 80 Prozent der E-Auto-Fahrer legen laut NPE (Nationale Plattform Elektromobilität) ca. 40 Kilometer täglich mit dem Auto zurück. Die technischen Möglichkeiten reichen hierfür allemal.

Was kostet der Unterhalt?

Eine grundsätzliche Aussage über die Unterhaltskosten eines Elektroautos im Alltag lässt sich ebenso wenig treffen wie über die Anschaffungskosten. Eine Vielzahl von Faktoren spielt hierbei eine Rolle – Modell, Konfiguration, Kilometerleistung.

Der Unterhalt eines Elektroautos ist aber günstiger ist als der eines vergleichbaren Verbrenners. Elektroautos sind wesentlich einfacher aufgebaut und benötigen beispielsweise kein Motoröl oder Abgassystem. Mit nur rund 200 beweglichen Teilen am Motor haben sie im Vergleich zu Verbrennern (bis zu 1500 Teile) deutliche Kostenvorteile bei Reparatur und
Wartung.

Zudem sind vollelektrisch betriebene Pkw von der Kfz-Steuer befreit und es gibt für die Halter im Rahmen des THG-Bonus (Treibhausgasminderungsquote) sogar Geld zurück - derzeit ca. 300 Euro pro Jahr.

Elektroauto und Umwelt

Im städtischen Bereich haben E-Autos in Bezug auf ihre Umweltfreundlichkeit Vorteile. Sie sind lokal emissionsfrei und hinsichtlich des Lärms unschlagbar – es gibt nur das Geräusch der Reifen ab etwa 20 km/h.  Bei der Lebenszyklus-Analyse kommen auch die CO2-Emissionen, die bei der Produktion des jeweiligen Fahrzeugs anfallen, hinzu. Durch die energieaufwendige Produktion der Batteriezellen sind E-Autos aber nicht ohne „Nebenwirkungen“.

Im Fahrbetrieb holt das Elektroauto allerdings wieder auf – je sauberer der Betriebsstrom hergestellt wird, umso schneller. Also: Wird der Strom grüner, bringt das E-Auto noch mehr Entlastung für die Umwelt.

Wer sicher sein will, dass sei E-Auto hauptsächlich grünen Strom "tankt", sollte in eine Photovoltaik-Anlage investieren. Hier kann man beim ADAC seine individuell möglichen Sonnenkilometer ausrechnen.

Außerdem versuchen die Hersteller bei der Produktion der Batterien immer weniger kritische Rohstoffe zu nutzen. Recycling und Second-Life-Anwendungen machen das E-Auto in Sachen Umwelt noch besser. Durch bidirektionales Laden, was immer mehr zum Thema wird bei den Herstellern, wird das E-Auto zum Energiespeicher und somit in Effizienz-Fragen noch interessanter.