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Autoversicherung bei Steinschlag: Ratgeber zur Schadensregulierung

• Lesezeit: 5 Min.
Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe ist kein Problem mit der richtigen Autoversicherung.
Steinschlag in der Windschutzscheibe – Teilkasko übernimmt die Reparatur meist vollständig.© gettyimages

Jeder, der regelmäßig mit dem Auto unterwegs ist, kennt das Risiko: Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe passiert schneller, als gedacht – und sorgt jährlich für rund zwei Millionen Schadensfälle auf deutschen Straßen. Wer richtig handelt, erspart sich nicht nur Ärger mit der Autoversicherung, sondern bleibt auch finanziell auf der sicheren Seite.

  • So vermeidet man Ärger bei der Schadensabwicklung.

  • Welche Versicherung zahlt wann und wie bei einem Steinschlag?

  • Checkliste für eine schnelle und unkomplizierte Regulierung.

Dieser Praxisratgeber zeigt, wie sich der entstandene Schaden optimal regulieren lässt, welche Versicherung greift und wie die Checkliste des ADAC dabei hilft, Fehler und Kostenfallen konsequent zu vermeiden. Schon kleine Glasschäden können ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen und sich während der Fahrt blitzschnell vergrößern – deshalb sollte der Weg zum Fachmann keine Zeit verlieren.

Steinschlag: Reparieren oder Austauschen?

Der Mechaniker prüft den Umfang des Schadens und entscheidet dann, ob sich eine Reparatur mittels Vakuumpumpe und Kunstharz lohnt oder die Scheibe komplett getauscht werden muss. Dies ist auf jeden Fall notwendig, wenn nur einer dieser Punkte zutrifft …

  • der Steinschlag einen Durchmesser von mehr als 2 Zentimetern hat

  • im Sichtfeld des Fahrers liegt

  • der Abstand zum Rahmen weniger als 10 Zentimeter beträgt

Abzuraten ist hingegen von den vor allem im Internet beworbenen Do-it-yourself-Methoden: Eine Windschutzscheiben-Reparatur ist nichts für Hobbybastler!

Teil-, Vollkasko oder Haftpflicht: Wer zahlt?

Selbst Hand anzulegen oder mit dem Schaden einfach weiterzufahren, macht vor allem deswegen keinen Sinn, da dieser durch die Versicherung gedeckt ist. Steinschläge an Windschutzscheibe, Rückleuchte oder Scheinwerfer sind immer ein Fall für die Teilkaskoversicherung.

Zwar enthalten die meisten Policen eine Selbstbeteiligung von durchschnittlich 150 Euro, doch das ist nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Kosten: Denn gerade in modernen Fahrzeugen, in deren Scheiben Sensoren und Kameras verbaut sind, beläuft sich ein Austausch mit anschließender Neu-Kalibrierung auf 1.500 Euro und mehr.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Teilkasko auch ohne Selbstbeteiligung abschließen. Doch dafür zahlt man je nach Versicherung zehn bis 30 Prozent höhere Beiträge. Wichtig: Eine Hochstufung gibt es im Schadensfall bei der Teilkasko nicht – selbst wenn binnen kurzer Zeit gleich mehrere Steinschlagschäden gemeldet werden müssen.

Die Vollkaskoversicherung wird bei Lackschäden durch Steinschlag wichtig, die Kfz-Haftpflichtversicherung deckt keine Steinschlagschäden am eigenen Fahrzeug.

Übersicht: Kostenübernahme Kfz-Versicherung

AspektTeilkaskoVollkasko*

Glasschäden

Ja, für beschädigte Windschutzscheibe, Scheinwerfer, Rückleuchte

Ja, für beschädigte Windschutzscheibe, Scheinwerfer, Rückleuchte


Lackschäden

Nicht abgedeckt

Ja, Lackschäden durch Steinschlag werden abgedeckt


Reparaturkosten

In der Regel bei Reparatur in der Partnerwerkstatt ohne Selbstbeteiligung (kann je nach Versicherer und Vertrag abweichen)

In der Regel bei Reparatur in der Partnerwerkstatt ohne Selbstbeteiligung (kann je nach Versicherer und Vertrag abweichen)


Austauschkosten

Übernahme abzüglich Selbstbeteiligung

Übernahme abzüglich Selbstbeteiligung


*alle Leistungen der Teilkasko sind in der Vollkaskoversicherung enthalten

90 Euro Bußgeld, 1 Punkt – keine HU-Plakette

Steinschläge im sichtrelevanten Bereich der Scheibe sind übrigens keine Bagatellsache: So wird der Prüfer spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung die Plakette verweigern, so lange der Schaden nicht behoben wird. Und: Gerät man in eine Polizeikontrolle, drohen wegen des mangelhaften Betriebszustandes 90 Euro Bußgeld und sogar ein Punkt in der Verkehrssünderdatei in Flensburg.

Wie läuft die Schadensabwicklung ab?

Kleiner Stein, große Wirkung: Gerade im Herbst und Winter kann sich Rollsplitt bei höherer Geschwindigkeit zu kleinen Geschossen entwickeln. Wenn es einen erwischt hat, sollte man die Fahrt zum Fachmann nicht lange hinauszögern.

Wichtig dabei: Den Schaden unbedingt vorher bei der Versicherung melden. Da viele mit festen Vertragspartnern zusammenarbeiten, muss der Geschädigte diese zur Regulierung ansteuern. Bei Policen ohne die sogenannte Werkstattbindung ist man bei der Wahl frei und kann zwischen einem Kfz-Fachbetrieb oder einem Autoglaser wählen.

Dieser entscheidet dann, ob die Scheibe getauscht oder vielleicht sogar noch repariert werden kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, der sollte ins Handschuhfach ein sogenanntes Scheibenpflaster packen (gibt es für 10 Euro). Damit kann der Steinschlag sofort abgeklebt und verhindert werden, dass Schmutz oder Salz in die kleinen Risse eindringen. Einen Besuch in der Fachwerkstatt ersetzt dies freilich nicht. Dort wird dann die Scheibe professionell repariert oder ausgetauscht. Die meisten Betriebe wickeln dann den Schaden direkt mit der Versicherung ab, so dass für die Geschädigten lediglich die Selbstbeteiligung zu bezahlen ist.

Checkliste und Anleitung: Was tun bei Steinschlag?

  1. Tempo reduzieren, anhalten und die Tiefe des Steinschlags prüfen.

  2. Ist der Schaden zu groß, die ADAC Pannenhilfe rufen: Pannenhilfe Deutschland,
    Telefon: 089 20 20 40 00, Pannenhilfe Ausland, Telefon: +49 89 22 22 22

  3. Mit Scheibenpflaster den Schaden abdecken.

  4. Versicherung kontaktieren, Schaden melden und Werkstattbindung prüfen.

  5. Termin beim Kfz-Fachbetrieb oder Autoglaser vereinbaren.

  6. Gegebenenfalls Ersatzfahrzeug/Leihwagen organisieren.

  7. Vignetten und Plaketten austauschen.

  8. Regulierung der Schadensumme mit der Werkstatt besprechen und eventuell Selbstbeteiligung überweisen.

  9. Neues Scheibenpflaster besorgen und im Handschuhfach deponieren.

So lassen sich Steinschläge vermeiden

Abstand halten ist die mit Abstand wirkungsvollste Methode, um Steinschläge zu verhindern. Ist genügend Platz zum vorausfahrenden Fahrzeug, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass aufgewirbelte Steinchen oder harte Schmutzpartikel die Scheibe treffen. Vor allem hinter Lkw und Gespannen mit großen Reifen und tiefen Profilen ist besondere Vorsicht geboten. Hier empfiehlt es sich, den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand von einem halben Tacho – zum Beispiel 50 Meter bei 100 km/h – sogar noch zu vergrößern.

Eine große Gefahr für Steinschläge sind Baustellenabschnitte, auf denen die Straße verschmutzt ist. Deswegen ist hier besondere Vorsicht geboten. Weitere Risikofaktoren sind auch Schutt- und Kiestransporter sowie Betonmischer. Auch hier können jederzeit kleine Teilchen herabfallen und zum Geschoss auf die Windschutzscheibe werden. Auch hier gilt: Sicherheitsabstand halten und den Überholvorgang gerade auf Autobahnen rechtzeitig einleiten.

Fazit

Steinschläge und Glasbrüche zählen zu den häufigsten Schadensfällen bei den Kfz-Versicherungen. Wer sein Auto Teil- oder Vollkasko versichert hat, bleibt bis auf die gängige Selbstbeteiligung zum Glück nicht auf den Kosten sitzen. Und nicht nur deswegen ist es wichtig, bei einem Steinschlag unverzüglich eine Fachwerkstatt aufzusuchen und eine Reparatur oder einen Austausch zu veranlassen. Selbst kleine Sprünge können die Sicherheit des Autos massiv beeinträchtigen, im schlimmsten Fall weiterreißen und während der Fahrt die Sicht nehmen. Zudem drohen bei Kontrollen Bußgelder.

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