Green NCAP 2025: Die Ökobilanz aktueller Automodelle

Wer ein umweltfreundliches Auto kaufen will, hat hier eine Orientierungshilfe: Green NCAP bewertet die Umweltfreundlichkeit von Autos.
Neues Testschema 2025
12 neue Modelle im Test
Lebenszyklusanalyse (LCA) mit interaktivem Tool
Wie umweltverträglich ist der Neuwagen, den man sich gerade im Autohaus angeschaut hat? Sind E-Autos wirklich so viel besser als Verbrenner, und wie sieht es da eigentlich mit dem CO₂-Rucksack des Akkus aus? Genau diesen Fragen geht Green NCAP (New Car Assessment Programme) mit seinem neuen Bewertungsschema auf den Grund.
Seit 2025 stützt sich Green NCAP auf eine vollständige Lebenszyklusanalyse (LCA). Das bedeutet: Emissionen und Energiebedarf werden nicht nur während der Fahrt gemessen, sondern über den gesamten Lebensweg eines Fahrzeugs ermittelt – von Rohstoffgewinnung und Produktion über Nutzung und Wartung bis hin zu Entsorgung und Recycling.
Dieser "Cradle-to-Grave"-Ansatz liefert realistische Einblicke, etwa dass Elektroautos zwar im Betrieb sehr sauber sind, in der Produktion (insbesondere der Batterie) aber höhere Emissionen verursachen können. Der tatsächliche Vorteil hängt stark vom Strommix und der Fahrzeugmasse ab.
Die Initiative Green NCAP bewertet bereits seit 2019 die Umweltfreundlichkeit von Pkw nach einheitlichen und zukunftsorientierten Standards – nach dem Vorbild des ADAC Ecotests.
Was ist Green NCAP?

Green NCAP ist eine Initiative von Euro NCAP, die – analog zu den bekannten Crashtests – die Umweltfreundlichkeit von Autos bewertet. Statt nur auf Sicherheit zu schauen, geht es hier um Schadstoffemissionen, Energieverbrauch und Treibhausgase. Ziel: ein europa- bzw. weltweites Verbraucherschutzprogramm, das Herstellern klare Umweltstandards setzt und Kaufentscheidungen transparenter macht.
Testprogramm und Bewertung
Das Testprogramm kombiniert anspruchsvolle Labor- (u.a. WLTP/WLTC, Kalt- und Warmstart bei -7 °C, Autobahnzyklus BAB130) und Straßentests (RDE) mit LCA-Berechnungen nach anerkannten Methoden.
Es misst etwa NMHC (Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe), CH₄ (Methan), CO (Kohlenmonoxid), NOx (Stickoxide), NH₃ (Ammoniak), Partikel (PN10) sowie CO₂ (Kohlendioxid) und ermittelt den Verbrauch in kWh/100 km für alle Antriebsarten. Neu ist auch die Einbeziehung von Nicht-Abgasemissionen wie Reifen- und Bremsabrieb.
Die Bewertung erfolgt wie bei Euro NCAP mit bis zu fünf Sternen – basierend zu je einem Drittel auf:
Clean Air Index (Schadstoffe inkl. Lebenszyklusphasen, z.B. Produktion und Entsorgung)
Energy Efficiency Index (Energiebedarf über den gesamten Lebenszyklus)
Greenhouse Gases (CO₂, CH₄, N₂O als CO₂-Äquivalente über den gesamten Lebenszyklus)
Zusätzlich gibt es eine Driving-Experience-Info (ohne Einfluss auf die Sterne), die Praxisaspekte wie Verbrauch und Reichweite, Winterbetrieb und Ladeverhalten – besonders für Elektroautos – transparent macht.
Warum das für Verbraucher wichtig ist
Green NCAP setzt über gesetzliche Vorgaben hinausgehende Standards – wie schon die Crashtests bei der Sicherheit.
Die Kombination aus echten Straßen-/Labortests und LCA macht Umweltwirkung greifbar und vergleichbar.
Fünf-Sterne-System: schnelle Orientierung, belastbare Entscheidungsgrundlage.
Praxisinfos zur Alltagstauglichkeit verhindern, dass Umweltvorteile zulasten der Nutzbarkeit gehen.
Ergebnisse 2025: 12 Fahrzeuge bewertet
Nach dem neuen Schema wurden bislang 12 Fahrzeuge von Green NCAP bewertet. Das Ergebnis ist wie beim Euro-NCAP-Crashtest eine einfach nachvollziehbare Bewertung mit bis zu fünf Sternen (Bestwertung) für jedes Auto. Zusätzlich zur Sternebewertung werden Fahrzeuge nach den Schadstoffen, dem Kraftstoff-/Energieverbrauch sowie den Treibhausgasen beurteilt. Alle Detailergebnisse sind auch über die Homepage des Green NCAP abrufbar.
Die Bewertung verdeutlicht, dass große Batterien in Elektrofahrzeugen und ein hohes Fahrzeuggewicht sich besonders negativ auswirken können. Während der große Akku viel Energie und Emissionen bei der Herstellung bedeutet, schlägt sich das Gewicht beim Verbrauch nieder. Kleine Fahrzeuge mit weniger Gewicht und E-Fahrzeuge mit kleineren Akkus haben einen deutlich kleineren Einfluss auf ihre Umwelt und finden sich deshalb auch weiter oben im Green-NCAP-Ranking.
Umweltauswirkung über die Lebenszeit
Im Rahmen der Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) werden seit 2022 die Umweltauswirkungen der Autos über ihre gesamte Lebensdauer ermittelt, unter Berücksichtigung des Primärenergiebedarfs und der Treibhausgasemissionen. Diese Beurteilungen fließen zwar (noch) nicht in die Sternewertung ein, sind aber für die Fahrzeuge unter dem folgenden Link bei Green NCAP einzeln abrufbar.
Die interaktive LCA-Plattform
Die interaktive LCA-Plattform zeigt den Energiebedarf und die Treibhausgas-Emissionen eines Fahrzeugs über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zur Entsorgung.
Nutzer können zentrale Vergleichsparameter anpassen, etwa jährliche Fahrleistung, den lokalen Strommix oder verschiedene Fahrzeugmodelle (bis zu drei gleichzeitig). So lässt sich realistisch simulieren, wie sich zum Beispiel ein höherer Anteil erneuerbarer Energien oder ein anderer Nutzungsumfang auf den ökologischen Fußabdruck auswirken.
Wichtig: Schadstoffe (z.B. NOx oder Partikel) werden in der Plattform nicht berücksichtigt, deshalb ist sie ergänzend zu den Green‑NCAP‑Bewertungen zu verstehen und nicht 1:1 vergleichbar. Die deutsche Version der interaktiven LCA-Plattform ist auf dieser Green-NCAP-Website verfügbar.
Fachliche Beratung: Andrea Gärtner, Luis Kalb, ADAC Technik Zentrum