ADAC Mobilitätsindex: Saarland

Autobahn neben einem der Saar in Saarbrücken
Eine alte Industrieregion: Das Saarland © stock.adobe.com/Folker Gratz

Mangelhafter ÖPNV, viele Autos: Trotzdem gibt es im Saarland Grund zur Hoffnung auf nachhaltigere Mobilität. Warum das so ist, zeigt der ADAC Mobilitätsindex.

  • Die Verkehrsinfrastruktur ist im Saarland gut ausgebaut

  • Das ÖPNV-Angebot ist gering

  • In keinem anderen Bundesland ist die Motorisierungsquote höher

Das Saarland ist das kleinste deutsche Flächenland unter den deutschen Bundesländern. Im Westen und Süden grenzt es an Luxemburg und Frankreich und hat damit mehr internationale Nachbarn als deutsche – im Norden und Osten nämlich nur Rheinland-Pfalz. Entsprechend bedeutend sind internationale Verkehrsverflechtungen. Das kleine Bundesland ist Teil der grenzüberschreitenden Region Saar-Lor-Lux.

Die wichtigsten Zahlen und Daten

Eine traditionsreiche Industrieregion

Die Hauptstadt Saarbrücken ist zugleich das wirtschaftliche Zentrum des Bundeslands, daneben gibt es noch weitere traditionsreiche Industriestandorte. Diese liegen oft in unmittelbarer Nähe zu eher ländlichen Regionen, die Bevölkerungsdichte ist für ein Flächenland deshalb auch überraschend hoch. Nur Nordrhein-Westfalen ist dichter besiedelt.

Seiner historisch gewachsenen Industrie verdankt das Saarland eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Die Autobahn A8 führt nach Luxemburg und verläuft nach Osten über die Pfalz Richtung Süddeutschland, die A1 nach Rheinland-Pfalz und weiter nach Norddeutschland. Beide Fernstraßen berühren Saarbrücken und machen die Stadt so zu einem Knotenpunkt.

Die Bahnlinie von Frankfurt am Main nach Frankreich sorgt für gute Fernverbindungen in Ost-West-Richtung. Nach Norden, Richtung Köln, verkehren dagegen nur Regionalzüge. Von Saarbrücken aus erschließen Regionalbahnen sternförmig größere Landesteile.

Bus und Bahn: Viel Luft nach oben

Das Gesamtangebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist gering: In keinem anderen Bundesland werden pro Kopf so wenige Platzkilometer angeboten. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass das Saarland die mit Abstand höchste Motorisierungsquote aller Bundesländer hat.

Portrait von Volker Schillo

Wenn sich ÖPNV und Ladeinfrastruktur weiter in die richtige Richtung entwickeln, würde das wesentlich zu nachhaltiger und klimafreundlicher Mobilität beitragen.

Volker Schillo, Vorstand für Verkehr, ADAC Saarland e.V.©Ann-Iren Ossenbrink

Gleichwohl fahren diese Pkw meist keine langen Strecken, da die Wege bis zu den nächsten Zentren recht kurz sind. Staus sind selten, Lkw-Transitverkehr fließt nur spärlich, die Stickstoffdioxid-Belastung ist deshalb sehr niedrig. Das Saarland kann hier sogar den niedrigsten Wert im bundesdeutschen Vergleich vorweisen.

Entwicklung Mobilitätsindex Saarland

Das Saarland schnitt bei der Entwicklung der Mobilität in Richtung Nachhaltigkeit ähnlich wie der Bund ab. Die 112 Punkte im Jahr 2021 belegen den Fortschritt gegenüber 2015 – der allerdings zum Großteil auf die Kontakt- und Reisebeschränkungen in Folge der Corona-Pandemie zurückzuführen ist.

Beim Thema Verfügbarkeit gibt es kaum Veränderungen, allerdings läuft im Saarland die Mobilität zuverlässiger ab als in den meisten anderen Bundesländern. Ein hoher Wert von 124 für 2021 ist die Folge.

In der Verkehrssicherheit rangiert das Saarland mit 113 Punkten unterhalb des Bundeswerts. Aufgrund der niedrigen absoluten Zahl von Verkehrstoten kann das Ergebnis jedoch erheblich von wenigen schweren Unfällen beeinflusst werden. So lag der Wert der Verkehrssicherheit im Jahr 2020 noch bei 119.

In der Bewertungsdimension Klima und Umwelt weist das Saarland mit 118 Punkten einen ähnlichen Indexwert auf wie der Bund. Die starke Reduktion der Luftschadstoffe fiel dabei besonders auf. So sank der Jahresmittelwert von 2015 auf 2021 um 38 Prozent. Diese Entwicklung war allerdings in erster Linie auf die verkehrlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückzuführen.

Ausblick

Anders als in anderen Bundesländern ist es um die Voraussetzungen für nachhaltige Mobilität im Saarland bestens bestellt. Die gute Infrastruktur und die hohe Bevölkerungsdichte bieten eine gute Grundlage, nicht nur vom Privatauto abhängig zu sein. Einen Schritt in die richtige Richtung geht das Saarland im ÖPNV insbesondere mit der seit Mitte 2021 gültigen größten Tarifreform* seit Gründung des saarVV. Ab Mai könnte das Deutschlandticket einen weiteren Anreiz zum Umstieg auf Bus und Bahn im Regionalverkehr bieten.

Ganz grundsätzlich liegen die Probleme beim ÖPNV im Saarland allerdings nicht an zu hohen Fahrpreisen. Vielmehr gibt es gerade im ländlichen Raum auch nach der Einführung des Deutschland-Tickets kein dichteres Streckennetz, Bus und Bahn fahren nicht häufiger. Hier muss angesetzt werden, um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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