ADAC Mobilitätsindex: Bremen

Die Bremer Stadtmusikanten ein Kunstobjekt aus Bus, Kleinbus, Mofa, Fahrad vor der Kunsthalle in Bremen
Auf dem Weg zu ihren Auftritten würden die Stadtmusikanten heute häufig im Stau stecken bleiben© Shutterstock/Maykova Galina

Pünktlichere Züge, längere Staus: Was ist in Bremen besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.

  • Die meisten Unfälle, aber die wenigsten Toten

  • Die Züge fahren pünktlicher

  • Staus werden immer länger

Die Freie Hansestadt Bremen ist in Sachen Fläche und Einwohnerzahl das kleinste Bundesland Deutschlands. Der Stadtstaat besteht aus den Städten Bremen und Bremerhaven, die durch einen "niedersächsischen Korridor" voneinander getrennt sind. Zusammen mit den angrenzenden Gemeinden Niedersachsens bilden sie eine eng verflochtene Metropolregion.

Mobil im kleinsten Bundesland

Allerdings unterscheiden sich die beiden Städte in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur zum Teil deutlich. Dazu kommt die geografische Lage: Bremerhaven liegt an der Küste, Bremen im Binnenland. Die Kennzahlen für das Bundesland Bremen sind daher immer ein Zusammenspiel aus den Daten beider Städte.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Bremen und Bremerhaven bilden – bei jeweils eigener wirtschaftlicher Ausrichtung – einen gemeinsamen Wirtschaftsraum. In Bremerhaven herrscht eine maritime Wirtschaft vor, während Bremen ein Wissenschafts- und Dienstleistungsstandort ist. Die Verkehrsverbindungen zwischen den Städten sind gut ausgebaut.

Abgesehen von der Weser als bedeutender Verkehrsader für den Güterverkehr ist die Hauptverbindungsachse die Autobahn A27. Zudem gibt es eine zweigleisig ausgebaute Bahnverbindung zwischen Bremen und Bremerhaven. Es bestehen intensive Pendelverbindungen.

Durch seine Küstenlage ist Bremerhaven schwerer erreichbar als Bremen selbst. Seit 2001 hält dort nur noch vereinzelt und an Wochenenden ein Fernzug, und die Stadt ist deutlich schlechter in das überregionale Straßennetz eingebunden als das Pendant Bremen. Dorthin bestehen mit anderen Metropolen wie Hannover, Hamburg und dem Ruhrgebiet gute Verkehrsverbindungen.

Unfallrekordhalter

Bremen ähnelt in seinen Kennzahlen den anderen Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Die besondere Situation mit zwei räumlich voneinander getrennten Städten mit unterschiedlich gut ausgebautem ÖPNV-Angebot zeigt sich aber in den Daten: Die durchschnittliche Pkw-Fahrleistung beträgt in Bremen über 11.000 Kilometer pro Jahr und erreicht damit das Niveau eines Flächenlands.

Bezogen auf die Verkehrssicherheit hält Bremen einen traurigen Rekord: In keinem anderen Bundesland ereignen sich pro Kopf mehr Unfälle mit Personenschaden als hier. Allerdings sorgen die geringen Geschwindigkeiten im Stadtverkehr dafür, dass nur wenige Menschen ums Leben kommen. Tatsächlich sterben in keinem Bundesland im Verhältnis zur Einwohnerzahl weniger Menschen im Verkehr.

Entwicklung Mobilitätsindex für Bremen

Bremen konnte die Mobilität leicht nachhaltiger gestalten. Der Landesindexwert lag 2021 bei 117 Punkten. Während sich die Verkehrssicherheit sehr positiv entwickelte, erhielt das Gesamtergebnis durch die negativen Entwicklungen bei Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Mobilität einen Dämpfer.

Die Verkehrssicherheit verbesserte sich erheblich auf 150 Punkte, auch wenn diese positive Entwicklung auf sehr niedrigen Fallzahlen basiert. Selbst wenn der generelle Trend hin zu mehr Verkehrssicherheit unstrittig ist, kann also nicht ausgeschlossen werden, dass sich dieser in den kommenden Jahren aufgrund einzelner schwerer Unglücke wieder abschwächt oder sich der Indexwert sogar negativ entwickelt.

Der Indexwert der Verfügbarkeit lag dagegen unterhalb des Bundesergebnisses bei 101. Seit 2015 verschlechterte sich in Bremen der Infrastrukturzugang, ein Trend, den der Ausbau des Radverkehrsnetzes nicht ausgleichen kann. Bremens leichten Anstieg in dieser Kategorie verdankt die Hansestadt dem gewachsenen Carsharing-Angebot sowie gestiegenen Fahrplankilometern im ÖPNV.

Die Zuverlässigkeit (Indexwert 83) von Mobilität entwickelte sich in Bremen schlechter als im Bundesdurchschnitt, da es mehr Staus gab: Von 33 Kilometern Stau je Autobahnkilometer ging es auf besorgniserregende 111 Kilometer nach oben. Kein Vergleich allerdings zu den Stadtstaaten Hamburg und Berlin, in denen die Stauintensität vier- bzw. sechsmal höher liegt. Positiv: In Bremen fahren die Züge pünktlicher als 2015.

Erfreulicherweise gibt es wieder Fortschritte in der Verkehrssicherheit, während die Zuverlässigkeit sowie die Verfügbarkeit von Mobilität nahezu stagnieren. Einem zuverlässigen und attraktiven ÖPNV-Angebot wird hier künftig eine Schlüsselfunktion zukommen, ebenso wie der Verbesserung des Staugeschehens.

Dirk Matthies, Leiter Verkehrsabteilung ADAC Weser-Ems e.V.

Ausblick

Der gute Länderindexwert von Bremen muss mit Vorsicht interpretiert werden. Im kleinsten Bundesland gibt es bei den relativen Veränderungen große Schwankungen. Die Bewertung 2021 ist auf den erneut starken relativen Rückgang der Zahl der Verkehrstoten in Kombination mit einem deutlichen Rückgang der Unfälle mit Personenschäden zurückzuführen. Zu beachten ist jedoch, dass die Zahl der Verkehrstoten damit 2021 wieder auf dem Niveau von 2018 lag.

Interessant dürften für die Zukunft auch die Auswirkungen des Verkehrsentwicklungsplans sein, der etwa eine autofreie Innenstadt bis 2030* vorsieht.

Alle Bundesländer im Überblick

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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