Auto, Bus, Bahn und Rad: Mobilität wird bezahlbarer

Die Bezahlbarkeit von Mobilität hängt auch vom verfügbaren Einkommen ab
Die Bezahlbarkeit von Mobilität hängt auch vom verfügbaren Einkommen ab© Shutterstock/Werner Spremberg

Zwischen 2015 und 2019 sind zwar die Preise für Autos und Benzin, Bahn- und Bustickets gestiegen, die Einkommen aber noch stärker. Am Verkehr teilzunehmen, ist dadurch bezahlbarer geworden. Das zeigt der erste ADAC Mobilitätsindex.

  • Überdurchschnittlich teurer wurden Autos

  • Auch die Preise für Bustickets stiegen stark an

  • Wachsende Einkommen sorgen trotzdem für bessere Bezahlbarkeit

Um die Bezahlbarkeit von Verkehr und Mobilität beurteilen zu können, muss man nicht die Kosten für Neuwagen und Fahrkarten betrachten. Vielmehr ist eine umfassendere Betrachtung nötig: Die Veränderung muss im Verhältnis zur Einkommensentwicklung gesehen werden.

So wurde die Bezahlbarkeit definiert

Für die Bewertungsdimension Bezahlbarkeit im ADAC Mobilitätsindex wurden drei sogenannte Leitindikatoren definiert, und Daten dazu ausgewertet: der motorisierte Individualverkehr (MIV), der öffentliche Verkehr (ÖV) und der Radverkehr. Diese drei Leitindikatoren wurden unterschiedlich gewichtet. Der motorisierte Individualverkehr wurde mit 75 Prozent am stärksten berücksichtigt:

Das Beispiel Monheim am Rhein

Innovativ und bezahlbar ist der öffentliche Personennahverkehr in Monheim am Rhein. In der Stadt mit 40.000 Einwohnern bezahlen die Passagiere in der Regel – nichts. Monheims autonome Busflotte ist die erste Deutschlands und besteht seit 2020. Die Elektro-Kleinbusse sind mit einer Aufsichtsperson besetzt, die notfalls eingreifen kann, und bieten Platz für bis zu zwölf Passagiere.

Das ist der ADAC Mobilitätsindex

Ein Fahrradladen 2019: Noch ist die Auswahl groß, sind die Preise moderat © Shutterstock/Africa Studio

Der ADAC Mobilitätsindex ist eine aus vielen einzelnen Indikatoren berechnete Zahl, die den Stand in den fünf Bewertungsdimensionen zusammenfasst. Als Ausgangsbasis für das Jahr 2015 wurde der Wert 100 festgesetzt. Durch die Berechnung des Index für die folgenden Jahre ist auf einen Blick ersichtlich, ob die Nachhaltigkeit der Mobilität in Deutschland Fortschritte macht. Eine Verbesserung der Situation würde sich – so die Definition – beim Gesamtindex und den fünf Bewertungsdimensionen in einem Wert zeigen, der über 100 liegt. Eine Verschlechterung zeigt sich in einer Zahl, die unter 100 liegt.

So hat sich die Bezahlbarkeit von Mobilität in Deutschland von 2015 bis 2019 entwickelt:

Da der Index in der Bewertungsdimension Bezahlbarkeit 2019 bei 104 lag, kann man von einer Verbesserung zwischen 2015 und 2019 sprechen. Mobilität wurde also trotz nominaler Preissteigerungen real bezahlbarer, weil die Kosten dafür weniger stark stiegen als die Einkommen. Diese können im sogenannten Nominallohnindex gemessen werden, der von 2015 bis 2019 um elf Punkte stieg. Demgegenüber erhöhte sich der Verbraucherpreisindex für alle Güter nur um fünf Punkte, ähnlich wie die Werte für die drei Leitindikatoren. Der reale Kaufkraftzuwachs konnte Verteuerungen in der Mobilität also mehr als kompensieren.

Private Haushalte geben im Schnitt etwa 440 Euro pro Monat für Mobilität aus, also etwa zwölf Prozent des durchschnittlich verfügbaren Monats-Einkommens. Dass der Preisdruck zuletzt zugenommen hat, zeigt sich unter anderem an den 2021 stark gestiegenen Benzin- und Dieselpreisen. Es ist anzunehmen, dass sich die Bezahlbarkeit der Mobilität in naher Zukunft nicht mehr so positiv entwickeln wird wie in den vergangenen Jahren. Denn auch die individuelle Kaufkraft wird wahrscheinlich nicht bei allen Menschen in gleichem Maße zunehmen.

Motorisierter Individualverkehr

Spritpreise haben auf die Bezahlbarkeit von Mobilität großen Einfluss © ddp/Torsten Sukrow

Der motorisierte Individualverkehr hatte 2019 einen Indexwert von 104. Ermittelt wurde er aus sechs unterschiedlich gewichteten Indikatoren: Die Anschaffung eines Fahrzeugs wurde mit 30 Prozent am höchsten bewertet. Den größten Anteil hatte dabei die Anschaffung eines Fahrzeugs. Zwar sind die Neuwagenpreise bis 2019 gestiegen, aber die verfügbaren Einkommen stiegen etwas stärker. Das schlägt sich im Indexwert von 104 nieder. Für Sprit und Motoröl, mit 28 Prozent gewichtet, lag der Index bei 106.

Öffentlicher Verkehr

Den Flug mit einer Billig-Airline kann sich – fast – jeder leisten © imago images/Chromorange

Auch der Indexwert der öffentlichen Verkehre lag 2019 bei 104. Mit 35 Prozent hatte die Preisentwicklung im Schienenverkehr die stärkste Gewichtung unter den sechs Indikatoren und 2019er-Indexwert 106. Bei einzelnen Verkehrsträgern, etwa Bussen und Taxis, lag die Preisentwicklung dagegen deutlich über dem Verbraucherpreisindex. Im Luftverkehr stiegen die Preise seit 2015 sehr moderat. Auch im öffentlichen Verkehr überkompensieren steigende Einkommen die Verteuerungen.

Radverkehr

Von 2015 bis 2019 war die Preisentwicklung in Radwerkstätten recht moderat © istock.com/Ferran Traite

Dieser mit fünf Prozent am geringsten gewichtete Leitindikator hatte 2019 mit 107 den höchsten Indexwert. Hier ist die Preisentwicklung besonders auffällig: Die Anschaffungskosten für Räder, bewertet mit 60 Prozent, lagen in der Nähe des Verbraucherpreisindex. Die Preiserhöhungen bei Ersatzteilen, berücksichtigt mit den restlichen 40 Prozent, fielen zwischen 2015 und 2019 sehr gering aus. In jüngster Zeit allerdings sind Fahrräder wegen Lieferschwierigkeiten so teuer wie seit Langem nicht.

Das sagt der Experte

Für die Mobilität der rund 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland sind die Semestertickets für den öffentlichen Personennahverkehr zentral. Sie sollten, wo noch nicht geschehen, aufs gesamte jeweilige Bundesland ausgeweitet und auf keinen Fall verteuert werden. Die Kosten für die Mobilität sind schon jetzt der drittgrößte Ausgabenposten im studentischen Budget, nach Miete und Ernährung, und wegen der stark gestiegenen Mieten in vielen Hochschulstädten sind Studierende auf eine gute ÖPNV-Anbindung ins Umland angewiesen.

Für die Mobilität der rund 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland sind die Semestertickets für den öffentlichen Personennahverkehr zentral. Sie sollten, wo noch nicht geschehen, aufs gesamte jeweilige Bundesland ausgeweitet und auf keinen Fall verteuert werden. Die Kosten für die Mobilität sind schon jetzt der drittgrößte Ausgabenposten im studentischen Budget, nach Miete und Ernährung, und wegen der stark gestiegenen Mieten in vielen Hochschulstädten sind Studierende auf eine gute ÖPNV-Anbindung ins Umland angewiesen.

Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, Präsident des Deutschen Studentenwerks©Kay Herschelmann

Das müsste sich verbessern

Um weitere Fortschritte bei der Bezahlbarkeit zu erreichen, sind unter anderem die folgenden Schwerpunkte und Empfehlungen zu nennen:

Als Anreiz für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sollten die Preise dort langsamer steigen als im motorisierten Individualverkehr.

Damit Mobilität bezahlbar bleibt, sind Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Modernisierung der Infrastruktur möglichst kosteneffizient durchzuführen.

Steigende Mobilitätskosten sind sozial abzufedern und auch durch Anpassungen bei der Entfernungspauschale oder der Mobilitätsprämie zu kompensieren.

Konsumentinnen und Konsumenten brauchen Zeit, um nachhaltige Mobilität bei Lebensentscheidungen, Investitionen und im Verhalten zu berücksichtigen.

Fragen und Antworten

Das sind die Ergebnisse im Detail

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
PDF, 9,07 MB
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Helmuth Meyer
Helmuth Meyer
Redakteur
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