ADAC Mobilitätsindex: Baden-Württemberg

Luftaufnahme einer kurvigen Strasse, die durch Weinberge und Wald führt
Straße durch die Weinberge: Ländliche und städtische Regionen wechseln sich in Baden-Württemberg ab© stock.adobe.com/Stefan Schurr

Hohe Wirtschaftskraft und viel Verkehr: Was ist in Baden-Württemberg besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.

  • Die Luftverschmutzung ging zurück

  • Bundesweit höchster Anteil von E-Autos am Bestand

  • Deutlich weniger Schwerverletzte im Verkehr

Baden-Württemberg gehört zu den wirtschaftlich stärksten Bundesländern. Dies zeigt sich nicht nur an einer hohen Wertschöpfung pro Kopf. Die Menschen in Baden-Württemberg verfügen auch über überdurchschnittlich hohe Einkommen. Nur die Bayern verdienten 2019/2020 mehr.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Wirtschaftsstarke Metropolen

Eine wichtige Grundlage dieser Wirtschaftskraft sind die übers ganze Land verteilten Ballungsgebiete, allen voran die Landeshauptstadt Stuttgart. Auch Mannheim, Freiburg und Karlsruhe haben große Einzugsbereiche.

Ähnlich wie zum Beispiel in Rheinland-Pfalz gibt es in Baden-Württemberg grenzüberschreitende Verflechtungsräume – vor allem mit Bayern (Ulm/Neu-Ulm), Hessen (Rhein-Main-Neckar) und der Schweiz (Lörrach/Basel). Darüber hinaus pendeln viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Frankreich. Neben diesen Metropolregionen gibt es in Baden-Württemberg auch dünn besiedelte Landesteile wie den Schwarzwald und die Schwäbische Alb.

Baden-Württemberg ist in Nord-Süd-Richtung durch drei Autobahnen (A5, A7, A81) sehr gut mit den angrenzenden Regionen verbunden. Die Autobahnen sind dabei so günstig verteilt, dass sie ausgedehnte Gebiete erschließen. Die Ost-West-Verbindungen konzentrieren sich hingegen auf die Metropolregionen Stuttgart und Heilbronn im Norden und verbinden sie mit Hessen und Bayern. In Stuttgart schneiden sich besonders viele dieser Verbindungen und bilden so ein enges Netz um die Stadt.

Auch das Schienennetz in Baden-Württemberg ist bis in die ländlichen Räume hinein ausgesprochen gut ausgebaut. Neben den Fernverkehrsstrecken zwischen den Metropolen gibt es viele Nahverkehrsverbindungen, die von den Metropolen aus das Umland erschließen.

Beim Fernverkehr sind die Nord-Süd-Richtungen besser als die Ost-West-Verbindungen. Wie gut die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut ist, zeigt sich auch an ihren Ausmaßen. Nur in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz ist ihr Anteil an der Siedlungsfläche höher.

Viele Autos, viel Verkehr

Trotz guter Bahnverbindungen hat Baden-Württemberg eine überdurchschnittliche Motorisierungsquote. Daraus folgt eine hohe Verkehrsdichte – und viele Staus: Auf einen Autobahnkilometer kommen in Baden-Württemberg 97 Staukilometer. Nur in einem Flächenland, nämlich Nordrhein-Westfalen, liegt dieser Wert noch höher.

Eine weitere Folge der vielen Pkw: Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind die Flächenländer mit den höchsten Stickstoffdioxid-Belastungen. Daran ändert auch der hohe Anteil reiner E-Fahrzeuge im Bestand nichts. Denn die hohe Elektrifizierungsquote reicht bei Weitem noch nicht aus, um die Emissionen des Verkehrs erkennbar zu senken. Die Anzahl der Carsharing-Fahrzeuge pro Kopf ist in keinem anderen Flächenland höher.

Mobilitätsindex für Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat sich – wie ganz Deutschland – zwischen 2015 und 2021 in Richtung nachhaltige Mobilität bewegt. In den ersten Jahren des Betrachtungszeitraums stagnierte der ADAC Mobilitätsindex für das Bundesland. 2019 stieg er leicht auf 103 an, 2020 dann sprunghaft auf 118, und 2021 verblieb der Landesindex auf diesem Wert.

Fast alle Verbesserungen waren coronabedingt, daher war zuletzt bei der Nachhaltigkeit keine Steigerung zu messen. Und bei zwei der fünf Bewertungsdimensionen gab es 2021 sogar wieder einen Rückgang.

Der Rückgang der Verkehrsleistung führte zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit. Die Anzahl der Unfälle war bereits 2020 um zwölf Prozent gesunken und nahm 2021 weiter ab. Die Zahl der Getöteten hatte sich 2020 mit einem Rückgang um 46 Prozent am positivsten entwickelt, stieg jedoch 2021 wieder leicht. Dagegen hatte die Zahl der Schwerverletzten 2020 gegenüber 2015 um fast 30 Prozent abgenommen und war 2021 noch mal um fast 15 Prozent niedriger. So erreichte der baden-württembergische Index der Verkehrssicherheit 2021 den Wert 128.

Innerhalb der Bewertungsdimension Klima und Umwelt bewegte sich Baden-Württemberg im Bundesdurchschnitt. Hier wurde 2020 und 2021 der Wert von 122 Indexpunkten erreicht. Ursächlich hierfür war die positive Entwicklung praktisch aller Leitindikatoren. Nur die Stickstoffdioxid-Belastung und damit der Leitindikator Luftschadstoffe entwickelte sich noch positiver als auf Bundesebene.

Auch die Entwicklung bei der Zuverlässigkeit ist insgesamt positiv: Nach mehreren Jahren des Rückgangs bis 2019 stieg sie in der Pandemie 2020 sprunghaft auf den Wert 126, fiel dann aber 2021 wieder auf 119. Dabei war der Straßenverkehr zuletzt deutlich zuverlässiger als der der Schiene.

Portrait von Carl-Eugen Metz

Baden-Württemberg nimmt als Mutterland des Automobils in vielen Bereichen eine wichtige technologische Vorreiterrolle ein. Hier werden innovative, ganzheitliche Mobilitätskonzepte für morgen entwickelt. Die derzeit größte Herausforderung besteht aber darin, die Mobilität für alle Menschen nachhaltig und zugleich bezahlbar zu gestalten. Mobilität darf auch zukünftig nicht zum Luxusgut werden.

Carl-Eugen Metz, Vorstand Verkehr & Umwelt ADAC Württemberg e.V.©Frank Eppler

Ausblick

Die Entwicklung in Baden-Württemberg ist im Ländervergleich positiv zu bewerten. Allerdings waren die Emissionen sowohl von Kohlenstoff- als auch Stickstoffdioxid in den Jahren 2015 bis 2019 immer sehr hoch und sanken erst durch den Rückgang der Verkehrsleistung im Zuge der Pandemie 2020. Es sind weitere Anstrengungen nötig, um den beobachteten Fortschritt zu verstetigen und zu verstärken. Die überdurchschnittlich hohe Elektromobilitätsquote und das gut ausgebaute Schienennetz bieten dafür gute Ansatzpunkte.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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