Testfahrt Yamaha XSR700 XTribute: Ein Hoch auf die Ikone

Yamaha XSR 700 fahrend
Auch abseits asphaltierter Straßen souverän unterwegs: Die Yamaha XSR 700 XTribute© Yamaha

Die Yamaha XSR700 XTribute weckt Erinnerungen an die legendäre XT500 mit puristischem Design und unkompliziertem Fahrverhalten. Testfahrt, technische Daten, Bilder und Preis.

  • Sehr einfach zu fahren

  • Kein Schnäppchen

  • Hohe Qualität

Vorbild der XTribute: Die XT 500

Die Motorradwelt kennt eine Reihe von Ikonen: Die vierzylindrige Honda CB750, die BMW R 80 G/S, die Triumph Bonneville oder die Harley-Davidson Electra Glide beispielsweise. Und, ganz klar, die Yamaha XT, von 1976 bis 1989 gebaut. Die Einzylinder-Enduro, 155 Kilo leicht, lief mit ihren 27 PS gerade mal Tempo 135 – genug für ein langes Leben in den Zweirad-Geschichtsbüchern.

Vom Ruhm der legendären XT will Yamaha noch breiter profitieren und bietet neben der XSR700, der Retro-Version des Erfolgsbikes MT-07, auch eine Art Über-Retro an: die XSR700 XTribute, die farblich und in einigen Ausstattungsdetails an die legendäre XT500 erinnert.

Urban Scrambler im Retro-Design

Seitenansicht der Yamaha XSR 700 stehend
Legendäre Optik: Goldräder, silberner Tank, rote Linien, schwarzer Lenker© Yamaha

Es sind vor allem die Farben Schwarz, Silber und Rot in Verbindung mit goldfarbenen Rädern, die den Bezug zur unvergessenen XT500 herstellen sollen. Doch die Designer haben noch mehr optische Zitate in die XTribute gepackt: eine schwarz eingefärbte Offroad-Lenkstange, gröbere Fußrasten, Faltenbälge an der Telegabel und eine Sitzbank, die ziemlich lang und flach gebaut ist und an ihrem Ende die eingeprägte Modellbezeichnung "XTribute" trägt. Im Sinne seines Charakters als Urban Scrambler (sprich: die XTribute ist keine Enduro) ist das Bike mit stark profilierten Straßenreifen vom Typ Pirelli MT60RS besohlt.

Auf kurvenreichen Straßen sind die Gummis Spitze, Natursträßchen mit Kiesauflage und anderes Soft-Gelände stecken sie ebenfalls leicht weg. Auch auf einem tragfähigen Strandabschnitt fuhren wir mit den Pirellis völlig problemlos. 

Im Test: 73-PS-Motor

Yamaha XSR 700 fahrend in der Kurve
Wendig und agil: Die XSR lässt sich ausgesprochen leicht fahren© Yamaha

Technisch unterscheidet sich die XTribute-Version nicht von der XSR700, die seit 2016 auf dem Markt ist, sieht man vom geringfügig höher montierten Sitz ab. Stahlrahmen und -schwinge, Motor, Sechsganggetriebe, Fahrwerk, Bremsen – alles Wichtige entspricht dem Basismodell. Angetrieben wird sie vom bekannten, 689 Kubikzentimeter großen Crossplane-Zweizylindermotor mit 54 kW/73 PS Spitzenleistung. Er dreht willig, hängt bestens am Gas, drückt im unteren und vor allem mittleren Drehzahlbereich sehr erfreulich.

Zu Recht gilt dieses Triebwerk als einer der besten Zweizylinder seiner Klasse. Seine Trinksitten sind maßvoll; mit 4,3 Litern Benzin kann man 100 Kilometer bereits sehr zügig zurücklegen.

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Auch der Rest der XTribute gefällt: Trotz des bescheidenen Aufwands für die Radführungen funktioniert alles dank guter Abstimmung einwandfrei. Federung und Dämpfung sind ausreichend straff für eine gute Straßenlage und zugleich komfortabel genug, um böse Stöße auf schlechten Streckenabschnitten erträglich zu machen. Die XTribute lässt sich insgesamt sehr leicht fahren, auch die bewährte Bremsanlage samt ABS macht ihre Sache gut. 

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XSR700 XTribute: Gute Qualität, teure Extras

Auspuff der Yamaha XSR 700
Hochgelegter Akrapovic-Auspuff: Feine Accessoires sind aufpreispflichtig© Yamaha

Optisch wirkt an der Yamaha XSR700 XTribute alles sehr gefällig, die Oberflächen erscheinen wertig. Ungewöhnlich ist der Tank: Eine schön gestaltete dreiteilige Aluminiumhülle kaschiert einen darunterliegenden Stahltank. Das optionale LED-Sonderrücklicht in Kreis-Form ist eines von vielen Details zur (umsatzsteigernden) Individualisierung.

Größter Posten bei diesen Extras ist der Akrapovic-Auspuff: Kunstvoll an der rechten Seite im Scrambler-Stil hochgelegt, klingt er noch ein wenig dumpfer als das Serienteil und ist zudem ein bisschen filigraner geraten. Das passt zum insgesamt eher zierlichen Erscheinungsbild der XSR700, die fahrfertig gerade mal 188 Kilo wiegt. 

Cockpit mit spärlichen Infos

Lenker und Tank der Yamaha XSR 700
Minimalismus im Cockpit: Es gibt nicht viel zu schalten © Yamaha

Zum Cockpit: Das asymmetrisch montierte, kreisrunde Zentralinstrument lässt sich gut ablesen. Allerdings gibt der mit allen nötigen Funktionen ausgestattete Bordcomputer seine Geheimnisse während der Fahrt nicht Preis; dazu wäre eine Bedienung vom Lenker aus erforderlich, die es nicht gibt. Nicht optimal erkennbar ist alleine der Drehzahlmesser, doch das ist im Grunde egal: Der Zweizylinder liefert Kraft nach Belieben – mitunter stehen gleich drei Gänge zur Wahl, in denen die XTribute gleichermaßen gut zu fahren ist.

Fast zehn Tausender kostet die hübsch gemachte Yamaha, also deutlich mehr als das XSR-Basismodell. Gönnt man sich dann noch ein paar nette Kleinigkeiten in Erinnerung an die selige XT, ist die 10.000-Euro-Marke sehr schnell überschritten. Merke: Schönheit hat ihren Preis.

Technische Daten und Preis

Herstellerangaben


Motor

Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, DOHC, 689 cm³, 55 kW/75 PS bei 9000 U/min, 68 Nm bei 6500 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette

Fahrwerk

Stahl-Brückenrohrrahmen, 41 mm Telegabel vorne, 130 mm Federweg; Stahl-Zweiarmschwinge hinten, liegendes Monofederbein, Vorspannung einstellbar, 130 mm Federweg; Leichtmetall-Gussräder

Maße und Gewichte

Radstand 1410 mm, Sitzhöhe 845 mm, Gewicht fahrfertig ca. 188 kg; Tankinhalt 14 l, Normverbrauch lt. WMTC-Norm 4,3 l/100 km

Bremsen

Doppelscheibenbremse Ø 282 mm vorne, Einscheibenbremse Ø 245 mm hinten, ABS

Assistenzsysteme

Zweikreis-ABS, drei Fahrmodi, zweistufige, abschaltbare Traktionskontrolle, Antihopping-Kupplung, LED-Beleuchtung, Einwege-Schaltassistent, Tempomat

Basispreis

9674 Euro

Text: Ulf Böhringer/SP-X, Claus Christoph Eicher