VW e-Up: Wenig Probleme mit dem Elektroauto nach 35.000 km Dauertest

Ein VW e-UP fährt wärend des Langzeittests durch die Straßen von Landsberg am Lech
VW e-Up im Dauertest: In der Stadt und auf der Kurzstrecke fühlen sich Fahrer und Auto pudelwohl © ADAC/Matthias Zimmermann

Der VW e-Up ist ein richtig gutes Elektroauto für Berufspendler, meinen die ADAC Techniker nach mehr als 1000 Fahrten und rund 35.000 Kilometern. Ein Dauertest-Zwischenbericht.

  • Zwischenfazit nach 35.000 Kilometern mit dem VW e-Up

  • Bisher zwei außerplanmäßige Werkstattbesuche

  • Dauertest wird ohne Begrenzung fortgeführt

Eigentlich hat den VW e-Up niemand mehr so richtig auf dem Radarschirm. Seitdem das Kontingent des kleinen Viertürers mit Elektroantrieb 2021 vergriffen und zwischenzeitlich nicht mehr zu bestellen war, war das Modell gefühlt tot. Doch der Eindruck täuscht gewaltig: Der e-Up ist nämlich ziemlich lebendig. Im Jahr 2021 belegte er mit fast 31.000 verkauften Exemplaren Rang zwei in der Statistik für Elektroautos. Gleich hinter dem Tesla Model 3, weit vor dem VW ID.3 und vielen deutlich moderneren Elektroautos.

Seit August 2020 ist ein VW e-Up im Dienst des ADAC Technik Zentrums Landsberg unterwegs. Genauer: Die Facelift-Version mit 32 kWh großem Akku und 61 kW/83 PS Leistung. Und so viel vorweg: Die Techniker freundeten sich fast unisono sehr schnell an mit dem neuen "Dienstwagen".

Reichweite: Immerhin 200 bis 300 Kilometer

Fahraufnahme des VW E-Up wärend des Langzeittests
Über Land und in der Stadt bewegt sich der VW e-Up in seinem bevorzugten Revier – jedoch nur bis zur 10-Prozent-Marke im Akku© Foto ADAC/Ralph Wagner

Die Gründe für die fast durchweg positive Beurteilung sind vielfältig. Der VW e-Up überzeugt durch seine ordentlichen Fahrleistungen, die Kompaktheit und seine Effizienz. Schnell entpuppte sich der Elektroflitzer als gern genommenes Fahrzeug für alle Arten von Kurzstrecken und Pendelfahrten. Mit der netto 32,3 kWh großen Batterie genügt die Reichweite des e-Up mit 200 bis 300 Kilometern für quasi alle Alltagsaufgaben. Der volle Aktionsradius wurde nur in ganz seltenen Fällen ausgereizt.

Bei guten Bedingungen im Überlandverkehr ist es ohne größere Anstrengung möglich, den Stromverbrauch in den einstelligen Bereich zu bringen. Wenn im Winter der Innenraum geheizt werden musste, stieg der Verbrauch zwar auf 18 bis 20 kWh pro 100 Kilometer an. Der Schnitt lag insgesamt aber bei sparsamen 14,7 kWh/100 km – damit kommt der Verbrauch der Herstellerangabe im Prospekt schon recht nah.

Gut: Platzangebot und Verarbeitung gut

Matthias Vogt beim fahren des VW e-Up wärend des Langzeittests
Gern genommen: Der VW e-Up ist für jeden Dienstweg im Umkreis von 100 Kilometern gut© Foto ADAC/Ralph Wagner

Zu den Platzverhältnissen: Naturgemäß ist der VW e-Up klein und kompakt, dennoch bietet er mehr als genug Platz für Fahrer und Beifahrer. Dass es sich um einen Kleinstwagen handelt, wird nur deutlich, wenn hinten Personen zusteigen möchten oder große und sperrige Gegenstände transportiert werden sollen. Der Kofferraum ist, gemessen an der Fahrzeugklasse, durchaus okay. Zwei Getränkekisten plus ein normaler Einkauf sind jedenfalls kein Problem. Und bei Bedarf sind die Rücksitze im Verhältnis 50 zu 50 schnell umgeklappt. In jedem Fall als sehr praktisch erweist sich der doppelte Ladeboden, unter dem die Ladekabel verstaut werden können.

Auch die Verarbeitung des e-Up ist sehr gut, nichts klappert oder knarzt. Dadurch hinterlässt der Wagen einen soliden Eindruck, wenngleich hier und da sichtbar an den Materialien gespart wurde und hartes Plastik oder in den Türen sogar das Blech zu sehen ist. Die Bedienung geht aufgrund der klassischen Instrumente und Tasten leicht von der Hand.

Defizite sind der Preisklasse geschuldet

Nur wenigen Fahrern erschien der Platz unter dem Strich zu gering. Am Spurhalteassistent wurde moniert, dass er mit Systemen höherwertiger Fahrzeuge nicht mithalten kann: Er greift etwas unsensibel und rigoros ein. Auch wurde bemängelt, dass an den Dichtelementen der Türen gespart wurde. Die Türeinstiege sind ständig verschmutzt.

Zwar kann und soll der künstliche E-Sound des e-Up Fußgänger und Radfahrer vor dem mit geringem Tempo herannahenden Elektrofahrzeug warnen, insbesondere beim Rangieren auf einem Parkplatz, an der Hofausfahrt oder an Kreuzungen in der Stadt. Der Brummton im Innenraum ging den Fahrzeuginsassen aber zum Teil ganz schön auf die Nerven. Da hätte VW ebenfalls etwas mehr investieren dürfen, um das Außenwarngeräusch von den Insassen fernzuhalten.

Wirklichen Verdruss bereitete der VW e-Up aber immer dann, wenn sich seine Batterie dem Ende zuneigte. Denn dann werden dem Nutzer spürbare Komfort- und Leistungseinbußen zugemutet. Unter zehn Prozent Restreichweite ist das Fahren unschön, weil Heizung und Motorleistung auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Überholvorgänge, auch von sehr langsamen Verkehrsteilnehmern, sollte man dann tunlichst unterlassen.

Ladetechnik für ein Pendlerfahrzeug ausreichend

Matthias Vogt beim laden des VW E-Up
Der VW e-Up wurde überwiegend am ADAC Standort in Landsberg geladen© Foto ADAC/Ralph Wagner

Standardmäßig ist der e-Up mit dem Typ-2-Stecker für Wechselstromladung ausgestattet. Der zweiphasige Bordlader lädt die entleerte Batterie mit 7,2 kW in ca. fünf Stunden wieder auf. Das passt zur Batteriegröße. Als Extra kann eine CCS-Lademöglichkeit mit einer Ladeleistung von maximal 40 kW geordert werden (Aufpreis: 625 Euro). Aber natürlich wird der e-Up auch damit nicht zum "Ladewunder". Die Gleichstrom-Ladekurve zeigt maximal 36,9 kW Ladeleistung.

Da die Hochvoltbatterie keine aktive Heizung oder Kühlung besitzt, ist der Akku des e-Up zudem temperaturempfindlich, bei kälterer Batterie wird die Ladegeschwindigkeit an der Schnellladesäule reduziert, und auch die Motorleistung sowie die Reichweite nehmen ab, wenn es draußen sehr kalt ist. Unter dem Strich ist der e-Up daher für Langstrecken nur sehr bedingt geeignet, für Pendelfahrten und regionale Einsätze aber völlig ausreichend.

Konnektivität: Mit der App wird vieles leichter

Ein Handy mit Informationen zum e-up im Hintergrund
Allerlei Infos über den Zustand des e-Up sind per App abrufbar © Foto ADAC/Ralph Wagner

Auch an die Konnektivität wurde bei der Entwicklung des e-Up gedacht. Per WeConnect-App kann man beispielsweise den Ladestand des Akkus einsehen oder die Klimatisierung aktivieren. Außerdem erhält man Informationen über den Zustand von Licht, Türverriegelung, Kilometerstand, Restreichweite, und es gibt Fahrstatistiken. Allerdings arbeitet die App recht zäh, und es kommt auch vor, dass keine Verbindung zum Fahrzeug aufgebaut wird. Man muss also stets nachprüfen, ob der Befehl auch beim Fahrzeug angekommen ist. WeConnect war im ersten Jahr kostenlos, danach lässt sich das VW mit 99 Euro pro Jahr bzw. 180 Euro für zwei Jahre bezahlen.

Ansonsten setzt VW zu Recht auf das, was sowieso jeder Nutzer immer dabei hat: das Smartphone. So gibt es auf der Mittelkonsole einen Halter fürs Handy, das mit dem Infotainment gekoppelt wird und per Maps+more-App über das Smartphone-Display die Navigation, Radiobedienung, Einstellmöglichkeiten und Bordcomputerstatistiken bereitstellt.

Zuverlässigkeit: Defekte und Auffälligkeiten

Der VW E-UP auf der Hebebühne in LL
Der Verschleiß der Bremsen hält sich vorn (Foto) wie hinten in Grenzen© ADAC/Matthias Zimmermann

Bis Kilometerstand 35.000 zeichnet sich der e-Up durch gute Zuverlässigkeit aus. Lediglich ein Gurtschloss am rechten Rücksitz musste ausgetauscht werden, da es nicht mehr einrastete. Und mit der Zeit machte der linke hintere Stoßdämpfer Knarzgeräusche. Ein Tausch brachte Abhilfe. Beides wurde als Garantieleistung behandelt. Hin und wieder hakt zudem der Schlüssel im Lenkradschloss. Nun wird beobachtet, ob sich das Problem mit der Zeit verschlimmert.

Gängig bei Elektroautos ist Rost an den Bremsscheiben, die aufgrund der Rekuperation oft nichts zu tun bekommen. Diesbezüglich zeigt sich der e-Up jedoch unauffällig. Der Zustand der Bremsscheiben vorn ist okay, die hinteren Trommelbremsen sind sowieso weniger anfällig für Korrosion. Auch das wird weiter beobachtet. Der erste Service nach zwei Jahren und 30.000 Kilometern Betrieb kostete lediglich 221 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

Batteriezustand nach 35.000 Kilometern

Der Gesundheitszustand (State of Health/SOH) der Antriebsbatterie wurde das erste Mal nach einem Jahr bei knapp 20.000 und erneut bei 35.000 Kilometern mit dem Aviloo Batteriecheck vermessen. Beide Male wurde ein SoH von 94 Prozent ermittelt. Das heißt, die Batterie hat sechs Prozent weniger Energiekapazität als vom Hersteller angegeben. Bedacht werden muss, dass die Messung eine Toleranz von plus/minus 3 Prozent zulässt. Insgesamt ist dieser Wert der Kilometerlaufleistung angemessen und muss nicht beunruhigen.

Fazit: Für Kurzstrecken und Berufspendler ideal

Teamfoto des Langzeittests VW E-Up in Landsberg
Zufriedene Dienstwagen-Fahrer: Mitarbeiter des ADAC Technik Zentrums Landsberg © Foto ADAC/Ralph Wagner

Das Fazit der Nutzer im Technik Zentrum Landsberg: Zum Pendeln oder für Alltagsfahrten benötigt kaum jemand mehr Auto als einen VW e-up! Bei guten Bedingungen im Überlandverkehr gelang es den Mitarbeitern immer wieder, den Stromverbrauch sogar in den einstelligen Bereich zu bringen. Die mangelhaften Dichtungen der Türen, der teils nervige E-Sound und die zu starke Drosselung der Motorleistung bei weitgehend leergefahrenem Akku fallen zwar negativ ins Gewicht, vermögen den guten Gesamteindruck aber nur wenig zu schmälern.

VW e-Up: Technische Daten und Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

VW e-up! (01/20 - 09/20)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

61

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

83

Drehmoment (Systemleistung)

212 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

11,9 s

Höchstgeschwindigkeit

130 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

258 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,5 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

36,8

Batteriekapazität (Netto) in kWh

32,3

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-7,2 DC:40,0

Kofferraumvolumen normal

250 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

923 l

Leergewicht (EU)

1.235 kg

Zuladung

295 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

3.600 mm x 1.645 mm x 1.507 mm

Grundpreis

21.421 Euro

Bericht und Text: Matthias Vogt/ADAC Technik Zentrum