Mercedes E-Klasse Cabrio: Der Reiz des Besonderen

Nach Limousine und T-Modell wurde 2020 auch das Mercedes E-Klasse Cabriolet überarbeitet. Wie nur noch wenige Cabrios bietet es einen Hauch von Grandezza. Testfahrt, Daten, Bilder, Preis
Nur wenig optische Änderungen im Vergleich zum Vorgänger
Mit elektrifizierten Benzinern soll das Cabrio weniger verbrauchen
Preis: Ab 57.679 Euro für den E 200
Cabriofahren heißt genießen: Verdeck auf, die Sonne ins Auto lassen und den Wind über die Haare streichen lassen. So macht Autofahren Spaß. Zwar schrumpft der Markt an Cabrios, aber Mercedes hält an seinem Modell der oberen Mittelklasse fest.
Nach nur drei Jahren Bauzeit wurde das E-Klasse Cabrio Mitte 2020 überarbeitet. Nötig wäre das nicht unbedingt gewesen, aber weil Limousine und T-Modell technisch auf den neuesten Stand gebracht wurden, profitiert davon auch die offene Version.
Platz für vier zum hohen Preis

Zum Schnäppchenpreis gibt es die aber nicht: Ab 57.679 Euro (E 200) ist der Luxusliner zu haben. Im Gegensatz zum SL finden hier aber vier Personen auf weichen Sitzen ausreichend Platz, Raum für das Gepäck gibt es obendrein. Das Stoffverdeck öffnet in 20 Sekunden bis 50 km/h nahezu unhörbar und versteckt sich sorgfältig gefaltet in einem separaten Heckkasten. Ein Rollo trennt das Verdeck und das verbleibende Kofferraumvolumen, so dass von den 360 Litern im geschlossenen Zustand noch 285 Liter übrig bleiben. Ausreichend für den Alltag.
Damit das Cabrio auch bei kühleren Temperaturen komfortabel offen gefahren kann, bietet Mercedes ein Windschottsystem und eine Kopfraumheizung an. Bei Ersterem wird der Wind effektiv über den Innenraum gelenkt, bei Zweiterem strömt Luft aus den Kopfstützen und wärmt den Nacken. Fans puristischer Cabrios werden hier die Nase rümpfen, doch zu einem luxuriösen Cabrio passen solche Gimmicks eben doch ganz gut.
Im Vergleich zum seit 2017 verkauften Vorgänger hat sich optisch wenig geändert. Die Modellpflege erkennen Fans an serienmäßigen LED-Scheinwerfern in einem flacheren Gehäuse, zwei "Powerdomes" auf der Motorhaube und einem serienmäßigen Diamantgrill. Die Rückleuchten haben ein neu gestaltetes Innenleben. Aerodynamisch designte Räder sollen beim Spritsparen helfen. Statt auf drei Ausstattungsvarianten setzt das Cabrio nur noch auf Avantgarde und AMG Line.
Auch bei Sonne sind die Bildschirme gut ablesbar

Größere Veränderungen finden sich im Innenraum. Über ein neues Lenkrad mit integrierter Sensormatte und neuen Bedienelementen lassen sich die meisten Funktionen des Autos steuern. Die dünnen Tasten arbeiten wie ein Smartphone-Display kapazitiv und fühlen sich gut an. Der rechte Daumen bedient so den rechten Monitor, der linke Daumen die Anzeigen im Cockpit. Alle Infos werden über die beiden 10,25 Zoll großen Displays, optional auch über 12,3 Zoll große Monitore angezeigt. Erstaunlich, dass selbst bei starker Sonneneinstrahlung von verschiedenen Blickwinkeln aus die Bildschirme noch klar und deutlich ablesbar sind, eine Spiegelung oder Blendung wird vermindert.
Mit der Sprachsteuerung können Fahrer und Beifahrer nun viele Funktionen steuern. Das klappt selbst bei geöffnetem Verdeck gut, im geschlossenen Zustand gibt es kaum Unterschiede zum Coupé. Neu ist auch, dass der Sprachassistent den Fahrer duzt.
E-Klasse Cabrio: Benziner mit Elektro-Unterstützung
Moderner werden auch die Motoren. Cabrio und Coupé erhalten genau wie Limousine und T-Modell überarbeitete Antriebe. Zur Wahl stehen die Diesel E 220 d (ab 59.411 Euro), E 300 d (ab 66.515 Euro) und E 400 d (ab 74.226 Euro) sowie die Benziner E 200, E 300, E 450 und E AMG 53 mit einer Preisskala bis 91.565 Euro. Die Leistung reicht bei den Dieseln von 194 bis zu 330 PS, bei den Benzinern von 211 bis 457 PS.
Unterstützt werden die Ottomotoren allesamt von einem Integrierten Startergenerator (ISG) der eine elektrische Leistung von 10 kW/14 PS bzw. 16 kW/22 PS (E 450 und AMG) für einen geringeren Kraftstoffverbrauch zuliefert. Der Selbstzünder E 300 d wird elektrisch mit 15 kW/20 PS assistiert.
Plug-in-Hybride wie bei Limousine oder Kombi bietet Mercedes beim Cabrio nicht an, dafür einen Allradantrieb. Der ist optional für für E 220 d und E 200 zu haben, bei allen anderen Varianten außer dem E 300 ist er obligatorisch.





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Der E 450 hat zwei Gesichter
Auf einer Testrunde konnte der ADAC den E 450 bewegen. Zum Cabrio passt der Antrieb perfekt. Der weich laufende 3,0-Liter-Reihensechszylinder leistet 367 PS und erhält in bestimmten Situationen Unterstützung vom 22 PS starken ISG. Im Standard-Programm Eco oder Comfort cruist das Cabrio entspannt über Landstraßen oder durch die Stadt. Federung und Dämpfer sind weich abgestimmt, schlucken die meisten Unebenheiten, die Lenkung arbeitet leichtgängig. Vom dem säuselnden Sechszylinder-Turbo bekommen die Insassen akustisch so gut wie nichts mit, so dezent hält er sich im Hintergrund. Ein echter Gleiter zum Genießen.
Ein anderes Gesicht zeigt das Cabrio im Sport-Modus. Dann spannt es seine Muskeln, die Lenkkräfte nehmen spürbar zu und die Dämpfer regeln straffer und härter. Vor allem aber wird es sportlich-kernig. Das Cabrio scheut auch eine ambitionierte Fahrweise im Kurvengeschlängel nicht und reagiert direkt auf Gas- und Lenkbefehle. Bei Vollgas drückt es die Insassen merklich in die Sitze. Allerdings ohne harte Gangwechsel und Drehzahlsprünge. Dafür sorgt unter anderem der ISG, der den Sechszylinder unterstützt und anschiebt, kurz bevor der Turbo in seinen Ladebereich kommt.
Von 0 auf 100 km/h vergehen nur 5,2 Sekunden, die Spitze liegt bei 250 km/h. Offen will sich aber ohnehin keiner so ein Tempo zumuten. Es bleibt zwar lange leise, doch jenseits der Autobahn-Richtgeschwindigkeit zieht ein heftiger Wind im Innenraum auf. Dann also doch lieber cruisen und genießen.
Technische Daten Mercedes E 450 4Matic Cabriolet
Herstellerangaben | |
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Motor/Antrieb | Sechszylinder-Turbobenziner, 2999 cm³, 270 kW/367 PS + 16 kW/22 PS Boost, 500 Nm bei 1600 U/min |
Fahrleistungen | 5,2 s auf 100 km/h, 250 km/h Spitze |
Verbrauch (WLTP) | 8,2 - 8,7 l Super/100 km, 187 – 199 g CO₂/km |
Maße | L 4,83 / B 1,86 / H 1,43 m |
Kofferraum | 285 – 510 l |
Leergewicht / Zuladung | 2040 / 525 kg |
Preis | ab 74.655 €, Baureihe ab 57.679 € |
Text: Fabian Hoberg
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