BMW 5er Touring gegen Opel Insignia Sports Tourer – Der Kombi-Test

Opel Insignia Sports Tourer und BMW 5er Touring fahren auf einer Strasse
Neue Größe: Der Opel Insignia Sports Tourer (links) ist vier Zentimeter länger als der BMW 5er Touring© ADAC/Wolfgang Groeger-Meier

Mit dem neuen Insignia trumpft Opel richtig auf. Der Kombi überragt dank fast fünf Metern Länge sogar den BMW 5er Touring. Ob das Familienauto auch sonst dem noblen Bayern das Wasser reichen kann, klärt der ADAC Vergleichstest

Es ist schon ein paar Jahrzehnte her, dass Opel mit Admiral, Commodore und Senator in der oberen Mittelklasse glänzen konnte. Heute haben Audi, BMW und Mercedes das Nobelsegment so fest im Griff, dass kaum noch Platz für andere Hersteller bleibt.

Umso verwunderter reibt man sich angesichts des neuen Insignia die Augen: Mittelklasse ist das nicht mehr! Knapp fünf Meter Länge sind eine Kampfansage an BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6. Und das zum deutlich günstigeren Preis: Zwischen der Basisversion eines 5er Touring und einem Opel Insignia Sports Tourer liegen satte 22.000 Euro. Bietet Opel also die clevere Alternative für Schnäppchenjäger, oder ist der "Premium"-Aufschlag für den BMW gerechtfertigt? Wir haben uns die Details angesehen.

Vergleich des Kofferraums bei BMW und Opel Kombi
Viel Platz haben beide Kofferräume. In den Opel (links) passt nach ADAC Messung etwas mehr Gepäck als in den BMW© ADAC/Wolfgang Groeger-Meier

Nutzwert: Opel punktet mit großem Kofferraum

Beim Öffnen der Heckklappe des Opel Insignia ist man erst mal beeindruckt. Hier tut sich ein riesiger Raum auf, der darauf wartet, das Gepäck einer Großfamilie einzusaugen. Wer an der Stoßstange steht und nicht allzu groß ist, muss sich schon richtig strecken, um ans Ende des Kofferraums zu gelangen. Zwar ist auch das Gepäckabteil des BMW groß genug, um ein fünfteiliges Kofferset aufzunehmen, doch die ADAC Messwerte sprechen für den Opel: Mit bis zu 1,99 Metern Ladelänge bei umgeklappter Rückbank und ermittelten 460 bis 1480 Litern Fassungsvermögen kann der BMW-Kombi (1,85 Meter Ladelänge, 395 bis 1455 Liter) nicht mithalten.

Auch nicht mit der immensen Beinfreiheit des Insignia in Reihe zwei. Der BMW hat andere Stärken: Seine Rückbank hat eine größere Sitzfläche, ist auf langen Strecken also bequemer. Und sein kleinerer Wendekreis sowie die direktere Lenkung machen den 5er im Alltag handlicher.

Antrieb: Leichte Vorteile für BMW

Unter 184 PS geht beim BMW 5er gar nichts: Der getestete 520i ist die schwächste Version. Am ehesten vergleichbar damit ist der 1,5-Liter-Turbo des Opel, der "nur" auf 165 PS kommt. Die reichen aber allemal. Der Vierzylinder treibt den Opel energisch voran, verliert seinen Mumm auch in höheren Gängen nicht und sorgt für gute Fahrleistungen. Nur im direkten Vergleich stellt man fest, dass der BMW noch etwas lebhafter loslegt: Er erreicht Tempo 100 eine Sekunde schneller.

Zudem läuft der BMW-Motor geschmeidiger als der des Opel mit seinem raueren Unterton. Zwar sind auch in Bayern die Zeiten lange vorbei, als unter jeder Haube ein Sechszylinder schnurrte, doch der Vierzylinder-Turbo des 520i hält sich dezent zurück. Was die Messwerte belegen: Bei 130 km/h geht es im BMW (65,9 dB) leiser zu als im Opel (68,5 dB).

Vergleich des Cockpit bei BMW und Opel Kombi
Besonders an der Materialqualität merkt man, dass der BMW (rechts) einen anderen Anspruch hat© ADAC/Wolfgang Groeger-Meier

Komfort: BMW schwebt über die Landstraße

Die serienmäßig luftgefederte Hinterachse lässt den BMW im Verbund mit adaptiver Dämpferregelung (1190 € Aufpreis) so soft gleiten, dass man ins Grübeln kommt: Ist das noch ein 5er oder ein kleiner 7er, der hier so kommod über die Landstraße schwebt? Auch die perfekt schaltende serienmäßige Automatik mit acht Stufen macht die Fahrt im 5er zum entspannten Vergnügen.

Ein Automatikgetriebe kostet bei Opel 2000 Euro Aufpreis und das "FlexRide"-Fahrwerk mit adaptiver Dämpferregelung ist für den 1,5-Liter gar nicht erhältlich. Im Vergleich zum BMW fällt der
Federungskomfort des Opel daher ab, für sich betrachtet, macht aber auch er seine Sache gut und schüttelt die Insassen nicht über Gebühr durch.

Schlüssel eines Opel und eines BMW
Macht was her: Der BMW-Schlüssel mit Display (links, 290 € extra)© ADAC/Wolfgang Groeger-Meier

In der 88-seitigen Preisliste des BMW finden sich deutlich mehr Luxusextras als beim Opel. Ob es Sitze mit acht Massageprogrammen (990 €), in Keramik eingefasste Bedienelemente wie Schalthebel und iDrive-Knopf (550 €) oder einen Schlüssel mit Display (290 €) wirklich braucht, muss jeder selbst entscheiden – doch gerade diese Features machen ein komfortables zu einem luxuriösen Auto. Und was gibt es Cooleres, als vor dem Auto zu stehen, auf den Knopf zu drücken und den BMW ferngesteuert in die Parklücke rollen zu lassen? Der Opel kann zwar ebenfalls automatisch einparken, aber hier muss der Fahrer noch selbst Gas geben und bremsen. Bei den Sicherheitssystemen ist Opel jedoch fast genauso bestückt wie BMW und baut etwa einen Notbremsassistenten serienmäßig ein.

Umwelt: BMW reinigt die Abgase besser

Das rund 300 Kilogramm höhere Leergewicht fordert beim BMW seinen Tribut: Der Bayer verbraucht mit gemessenen 7,3 Litern Super im Schnitt 0,6 Liter mehr als der sparsamere Opel. Leider enttäuscht der Insignia bei den Schadstoffen: Vor allem auf der Autobahn bläst sein Direkteinspritzer zu viele Partikel aus dem Auspuff (einen Partikelfilter gibt es nicht), und auch der Anteil des toxischen Kohlenmonoxid (CO, nicht zu verwechseln mit dem Klimagas CO2) ist erhöht. Zum Vergleich: Beim ADAC EcoTest kommt der Insignia auf einen CO-Wert von 1416 mg/km, der 5er auf 144 mg/km. Offenbar nimmt BMW das Thema Abgasreinigung deutlich ernster.

Vergleich der Rückbank bei BMW und Opel Kombi
Mehr Platz ist eindeutig im Opel (links), im BMW sitzt es sich dafür deutlich bequemer© ADAC/Wolfgang Groeger-Meier

Kosten: Opel macht es 20.000 Euro günstiger

Ein BMW 5er ist einfach ein teures Vergnügen. Da hilft es auch nicht, dass er besser ausgestattet ist als der Opel – rund 20.000 Euro Preisunterschied bleiben. Zu den Anschaffungskosten und dem größeren Wertverlust addieren sich höhere Kosten für Inspektion und Versicherung. Unterm Strich kostet ein 520i bei vier Jahren Haltedauer 1011 Euro im Monat, der Opel "nur" 666 Euro. Der Preis-Leistungs-Sieger kommt daher klar aus Rüsselsheim, das bessere Auto aber aus München.

Technische Daten


BMW 520i Touring Steptronic

Opel Insignia Sports
Tourer 1.5 DI Turbo

Motor

4-Zyl.-Turbobenziner, 1998 cm³, 135 kW/184 PS, 290 Nm bei 1350 U/min

4-Zyl.-Turbobenziner, 1490 cm³, 121 kW/165 PS, 250 Nm bei 2000 U/min

Fahr-leistungen

8,2 s auf 100 km/h, 225 km/h Spitze

9,2 s auf 100 km/h, 218 km/h Spitze

Maße

L 4,94 / B 1,87 / H 1,50 m

L 4,99 / B 1,86 / H 1,50 m

Preis

Luxury Line: 53.400 €, Baureihe ab 49.100 €

Business Edition: 28.890 €, Baureihe ab 26.730 €

ADAC Urteil

2,0

2,7

Das hat uns gefallen

Hohe Qualität. Komfortables und sicheres Fahrverhalten. Gute Sicherheitsausstattung. Hervorragende Automatik.

Viel Platz für Passagiere und Gepäck. Hohe Zuladung. Sehr gutes LED-Licht (optional). Sichere Fahreigenschaften.

Das hat uns nicht gefallen

Hoher Preis. Kleinliche Ausstattungspolitik. Teuer im Unterhalt.

Erhöhter Schadstoffausstoß im ADAC EcoTest. Großer Wendekreis.

Fazit: Das teurere Auto ist ganz klar das bessere. Wer keinen Wert auf das Fahrgefühl eines geschrumpften 7er legt und auf etwas Luxus verzichtet, bekommt mit dem Opel aber ein solides Fahrzeug mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis.

BMW 5er und Opel Insignia im ausführlichen Einzeltest

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