Kompaktwagen im Test: Wer ist am besten vernetzt?

Getestete Autos des ADAC Konnektivitäts-Test
© ADAC/Lennart Holtkemper

Digitale Vernetzung und optimale Konnektivität ist nicht nur beim Smartphone gefragt, sondern zunehmend auch im Auto. Der ADAC hat gemeinsam mit der Zeitschrift "Connect" und dem Beratungsunternehmen "Umlaut" elf Fahrzeuge der Kompaktklasse in den Kategorien Infotainment, Navigation, Konnektivität sowie Bedienkomfort getestet und verrät die Kosten.

  • Premiumhersteller bieten die beste Konnektivität

  • Vorsicht Kostenfalle: Die jährlichen Folgekosten

  • Kein einziges Fahrzeug mit CD-Laufwerk erhältlich

Wie gut ist das Konzept der verschiedenen Hersteller? Sind ausreichend Funktionen an Bord, und wie lassen sich diese steuern? Ist die Anbindung des Fahrzeugs an Smartphones und Apps unkompliziert? Lenkt die Fülle an Informationen und Menüs den Fahrer ab? Wie hoch sind die Folgekosten? Diesen Fragen gingen die ADAC Tester nach.

Der Testsieger überzeugt, aber nicht beim Preis

Lenkrad, Display und Bedienungselemente des BMW m125i
Digitales Cockpit: Der BMW M135i xDrive überzeugte im Test© Connect/Lennart Holtkemper

Der Sieger des Vergleichs kommt aus Bayern: In Sachen Konnektivität ist kein Konkurrent in der Kompaktklasse dem BMW M135i xDrive gewachsen. Neben großen hochauflösenden Bildschirmen inklusive Head-up-Display glänzt der BMW mit komfortabler Bedienung und einer ausgeklügelten Smartphone-App.

Schwächen gibt es so gut wie keine, allerdings muss man für die vielen digitalen Annehmlichkeiten auch tief in die Tasche greifen: 48.900 Euro Basispreis für den Testwagen sind kein Schnäppchen. Um das gesamte Konnektivitätspaket im 1er-BMW nutzen zu können, müssen für DAB+, Gestensteuerung und das "Business Paket Professional" zusätzlich noch 3650 Euro extra bezahlt werden.

Hersteller/ModellGrundpreis in EuroTestrelevante Mehrausstattung in EuroADAC UrteilNavigationInfotainmentKonnektivitätBedienkomfortzum Vergleich hinzufügen
BMW M 135i xDrive
48.900
3.650
1,9
1,5
2,0
2,2
1,7
Mercedes Benz A250e Progressive
38.544
4.612
2,0
1,3
2,0
2,3
2,0
Audi Q3 Sportback 35 TDI quattro S tronic
42.200
4.175
2,6
1,4
3,4
3,1
2,3
Volkswagen Golf Style
35.065
2.445
3,1
2,3
2,5
3,8
3,3
Hyundai Ioniq Plug-In Premium
38.800
keine
3,4
2,7
3,9
3,8
3,0
Ford Focus Titanium
27.300
825
3,7
2,8
4,2
4,2
3,6
Peugeot 2008 GT
33.900
150
3,8
3,3
3,8
4,6
3,3
Renault Captur Intens
24.950
800
3,9
2,9
4,2
5,1
3,2
Opel Astra Sports Tourer Elegance
27.480
1.440
4,1
3,2
4,2
5,2
3,6
Toyota Corolla Lounge Touring Sports Hybrid
36.090
890
4,2
3,5
3,5
5,1
4,2
Mazda 3 Selection Skyactiv-X Hybrid
28.090
149
4,3
3,9
4,6
5,1
3,7

    sehr gut

    0,6 - 1,5

    gut

    1,6 - 2,5

    befriedigend

    2,6 - 3,5

    ausreichend

    3,6 - 4,5

    mangelhaft

    4,6 - 5,5

    © ADAC e.V.

    Premiumhersteller führen bei Konnektivität

    Die Plätze zwei und drei belegen Mercedes mit dem A250e und Audi mit dem Q3 Sportback. Während die A-Klasse mit Augmented Reality neue Standards in Sachen Navigation setzt, bieten Audi und auch BMW eine Satellitendarstellung der Karte im Navi an. Eine grafisch ähnlich aufwendige Routenführung bietet sonst keiner der Konkurrenten aus der Kompaktklasse an – nicht einmal der VW Golf VIII, der im ADAC Test auf Rang vier landet. Überraschender Fünfter ist der Hyundai Ioniq, der als bestes Importfahrzeug gemeinsam mit dem Volkswagen das Gesamturteil "befriedigend" erhält. Im Ioniq deutet sich bereits das Infotainmentsystem des neuen Hyundai i30 an, der ab Sommer 2020 verfügbar ist.

    Wenig Vernetzung bei der Konkurrenz

    Lenkrad, Display und Bedienungselemente des Mazda 3 Sky Aktive
    Nicht hochauflösend und ohne Touch-Funktion: Display im Mazda 3© Connect/Lennart Holtkemper

    Die übrigen sechs Fahrzeuge enttäuschten im Test. Während Peugeot 2008, Renault CapturFord Focus und Toyota Corolla wenigstens noch über Grundfunktionen zur digitalen Vernetzung verfügen, besteht im Opel Astra oder im Mazda 3 überhaupt keine Möglichkeit dazu.

    Beim Mazda 3 fällt das Display nicht nur sehr klein aus, es hat auch keine Touch-Funktion und ist nicht hochauflösend. Auch dem Toyota Corolla ist anzumerken, dass der japanische Hersteller beim Multimediasystem und bei der Konnektivität nicht auf der Höhe der Zeit ist. Mehr als die Testnote "ausreichend" ist für Mazda und Toyota daher nicht drin.

    Fahrzeug-Apps mit unterschiedlichem Nutzen

    Gruppenbild aller 11 Modelle beim Konnektivitätstest 2020 in Penzing
    Alle Fahrzeuge im Test verfügten über eine Smartphone-App© Connect/Lennart Holtkemper

    Deutliche Unterschiede ergaben sich beim Funktionsumfang der Smartphone-Apps. Die BMW Connected Drive-App schnitt im Vergleich am besten ab, da sie die meisten Funktionen inklusiv bietet: Fernsteuerung, Zielübertragung, Fahrtenbuch, Statusinformationen und Push-Benachrichtigungen. Beim Toyota Corolla lassen sich dagegen per App lediglich einfache Fahrzeuginformationen wie Standort, Fahrdaten und Kraftstoffstand abrufen, bei Mazda und Opel ist per Smartphone gar kein Informationsaustausch mit dem Fahrzeug möglich.

    Vorsicht Kostenfalle: Die Folgekosten

    Lenkrad, Display und Bedienungselemente des Audi Q3
    Wer weiter Connect-Dienste nutzen will, muss meist zahlen© Connect/Lennart Holtkemper

    Wer das volle Programm der getesteten Multimediasysteme und Hersteller-Apps langfristig nutzen will, erlebt oft böse Überraschungen. Denn nach den ersten Gratismonaten müssen die Funktionen oder Dienste in der Regel kostenpflichtig verlängert werden.

    Doch hier wird es kompliziert. Denn die Preise und Umfänge sind im Internet kaum auffindbar, werden auch nur selten im Neuwagenkonfigurator mit angezeigt. Der Verkäufer im Autohaus – meist nicht speziell für die Connect-Dienste geschult – erwähnt das Thema oft nur am Rande. Vielleicht waren die Dienste im Vorführwagen ja auch nicht freigeschaltet.

    Deshalb wäre es hilfreich, wenn die Preise und Umfänge für die Verlängerung zumindest im Kaufvertrag ausgewiesen werden. Diese Infos sind auch für den Verkauf eines jungen Gebrauchtwagen mit onlinefähigen Multimediasystemen wichtig: Der Käufer weiß dann, welche Folgekosten auf ihn zukommen.

    Denn die Folgekosten sind ja nach Fahrzeugmodell und Leistungsumfang sehr unterschiedlich – in unserem Test von kostenlos bis mehrere hundert Euro. Einige Beispiele der Verlängerungskosten der digital vernetzten Testfahrzeuge:

    Modell

    System (Beispiele)

    Preis pro Jahr in €

    Audi Q3 Sportback 35 TDI

    Audi connect Navigation & Entertainment (div.)

    92,60 – 146,22

    BMW M 135i

    onnected Package (div.)

    38,01 – 271,96

    Ford FocusTitanium

    FordPassConnect

    47,88

    Hyundai Ioniq Plug-InPremium

    Navigationssystem mit Bluelink

    kostenlos

    Mercedes Benz A250e

    Life Traffic/Fahrzeug-Setup

    38-97

    Peugeot 2008 GT

    Connected Services für NAC

    130

    Renault Captur Intens

    R-Link Evolution

    59,90

    Toyota Corolla TS Hybrid

    MyT-App

    29

    VW Golf 8

    We Connect/We Connect Plus

    kostenlos/75-145

    Mit einem Klick auf die Modellnamen kommen Sie zur entsprechenden Angebotsseite des Herstellers*. Hier – oder in diesem PDF, 295,54 KB – finden sie auch Kosten für die Nutzung der bereits eingebauten Funktionen, die erst nachträglich im Auto frei geschaltet werden.

    Unterschiedliche Ansätze bei Car-to-X-Kommunikation

    Ein grauer VW Golf in Frontansicht auf dem Gelände des ehemaligen Penzinger Militärflughafens
    Car to X: Der Golf VIII warnt den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer© Connect/Lennart Holtkemper

    Die Kommunikation zwischen Fahrzeugen (C2C) und der Infrastruktur (C2I) wie z.B. Ampeln wird künftig die Sicherheit im Straßenverkehr weiter verbessern. Davon werden nicht nur autonom fahrende Fahrzeuge profitieren. Durch die C2X-Kommunikation können bereits heute vorausfahrende Autos den nachfolgenden Verkehr vor Gefahrensituationen wie Unfällen, Stauenden hinter Kurven oder Glatteis warnen.

    Je mehr Fahrzeuge ihre Erkenntnisse untereinander teilen, umso besser. Im Testfeld verfügt lediglich der Golf VIII (in allen Varianten ab Grundausstattung) über serienmäßige pWLAN-Technik. Damit warnt der Golf als bisher einziges Auto vor insgesamt elf Gefahrensituationen. Die A-Klasse von Mercedes greift dagegen auf eine Informationsdatenbank zu, die von anderen Autos automatisch versorgt wird: Nicht nur Unfälle werden hier gemeldet, auch vom ESP entschärfte Glatteissituationen.

    Alle Fahrzeuge im Test ohne CD-Laufwerk

    Ein orangefarbener Peugeot 308 auf dem Testgelände in Penzing
    Auch der Peugeot 2008 lässt sich nicht mit CD-Spieler ordern© Connect/Lennart Holtkemper

    Beim Infotainment in modernen Autos spielen auch Radio- und Medienwiedergabe eine große Rolle. Wer seine Lieblingshits oder Hörbücher allerdings gerne von CD hört, wird bei den aktuellen Fahrzeugen der Kompaktklasse enttäuscht: Keines der Autos im Vergleich verfügte über ein CD/DVD-Laufwerk. Selbst gegen Aufpreis ist diese Technik nicht mehr lieferbar, obwohl 2019 noch 40 Millionen Musik-CDs in Deutschland über den Ladentisch gingen.

    Musik kann bei den getesteten Fahrzeugen stattdessen per WLAN, Bluetooth, USB-Schnittstelle, SD-Karte, Streamingdienst, Apple Carplay und Android Auto abgespielt werden. Audi, BMW und Volkswagen verbinden sich kabellos per Apple Carplay mit dem Smartphone, das lästige Suchen des Kabels und das Einstecken in die USB-Buchse entfällt.

    Testsieger BMW unterstützte als einziger Hersteller im Vergleichstest kein Android Auto. Erst Fahrzeuge ab Juli 2020 (Herstellerangabe) sollen diesen Dienst ermöglichen. Mercedes und Volkswagen haben ausschließlich USB-Typ-C-Schnittstellen im Fahrzeug, sodass der Nutzer hier oftmals auf Adapterkabel angewiesen ist.

    Vernetzte Fahrzeuge: Tipps für Verbraucher

    • Ausstattungsmerkmale hinsichtlich des eigenen Bedarfs überprüfen.

    • Zusatzkosten bei Sonderausstattungen berücksichtigen. Lassen Sie sich Preise und Angebotsinhalte schriftlich geben. Manche Dienste und Funktionen lassen sich heute auch teilweise im Auto buchen/freischalten

    • Folgekosten durch eventuelle Datendienste (mit entsprechenden Laufzeiten) bedenken. Wer Connect-Dienste nach Ablauf der Gratis-Zeit nicht bezahlt, kann dadurch den automatischen Hersteller-Notruf verlieren (z. B. bei Audi nach zehn Jahren).

    • Vor der Anschaffung des Fahrzeugs das Bedien- und Anzeigekonzept hinsichtlich der eigenen Präferenzen ausgiebig (auch bei einer Probefahrt) testen. Das kostet dann zwar teilweise Miete, aber die wird bei Kauf häufig zurückerstattet und ist allemal billiger als ein Fehlkauf.

    So haben wir getestet

    Text: Jochen Krauß, Thomas Kroher. Fachliche Unterstützung: ADAC Technik Zentrum Landsberg. Fotos: Connect/Lennart Holtkemper