Reisen mit Lungenerkrankungen: Darauf sollten Sie achten

Eine ältere Frau bekommt Sauerstoff über die Nase
Mit den richtigen Vorkehrungen ist trotz Vorerkrankungen der Atemwege eine Flugreise meist möglich© iStock.com/izusek

Auch wenn Sie eine chronische Lungenerkrankung haben, können Sie sich Ihren Urlaubswunsch oft erfüllen. Wichtig dafür: rechtzeitig vorbereiten.

  • Frühzeitige und sorgfältige Reiseplanung und -vorbereitung wichtig

  • Flugtauglichkeit bei chronischen Erkrankungen ärztlich prüfen lassen

  • Bei akuter Lungenentzündung und Pneumothorax ist Fliegen nicht erlaubt

Steht eine Reise an – insbesondere mit einem Flugzeug – sind bei Lungenerkrankungen in Hinblick auf die Reisevorbereitung einige Dinge zu beachten. Lungenerkrankungen können sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich zeigen. Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie sich für eine Reise in einem stabilen Zustand mit Ihrer Lungenerkrankung befinden. Das bedeutet: Sie sollten mindestens 50 Meter gehen können, ohne außer Atem zu kommen. Außerdem sollten Sie gute Werte bei den lungenfachärztlichen Untersuchungen (Sauerstoffgehalt im Blut, Lungenfunktion) haben.

Auch wenn all dies der Fall ist, sprechen Sie Ihr Reisevorhaben möglichst früh, idealerweise vor der Buchung, bei Ihrer Lungenfacharzt-Praxis an. Denn die Bedingungen am Reiseziel oder der Flug können die Funktion der Lunge zusätzlich belasten, wodurch sich der Gesundheitszustand verschlechtern kann.

Lungenerkrankungen mit Reiserisiko

Frühzeitig vor Reisebeginn ärztlich abzuklären sind Lungenerkrankungen, die mit einem Reiserisiko einhergehen. Dies sind unter anderem:

  • Asthma oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung/COPD (Erkrankungen, die mit einer Verengung der Atemwege einhergehen)

  • Lungenfibrose (Vermehrung des Bindegewebes zwischen den Lungenbläschen) oder Lungenemphysem (fortschreitende Überblähung und Zerstörung der Lungenbläschen)

  • Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie, chronisch erhöhter Blutdruck in den Lungenarterien)

  • Lungentumor

Des Weiteren ist es wichtig, chronische oder akute Lungeninfektionen wie Bronchitis vor der Reise ärztlich abzuklären. So darf man beispielsweise bei einer akuten Lungenentzündung nicht verreisen. Bekommt man sie im Urlaub, ist es wichtig, vor dem Rückflug eine Ärztin oder einen Arzt zurate zu ziehen.

Warum Reisen die Lunge beeinflussen kann

Liegt eine Lungenerkrankung vor, ist die Funktion der Lunge – auch unter ärztlicher Behandlung – meist schon etwas vorbelastet. Kommen reisebedingte Faktoren hinzu, kann die Atmung zusätzlich beeinträchtigt werden. Zu diesen zählen beispielsweise:

  • Luftqualität: z.B. starke Luftverschmutzung oder Allergene an Reisezielen

  • Klima: z.B. starke Hitze, hohe oder niedrige Luftfeuchtigkeit vor Ort

  • Höhenaufenthalte: ab einer Höhe von 1500 Metern sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut

  • Fliegen: weniger Sauerstoff in der Luft als am Boden, Sauerstoffsättigung im Blut sinkt

Insbesondere das Fliegen kann bei Menschen mit einer Lungenerkrankung, die normalerweise keinen Sauerstoff über ein Gerät benötigen, genau dazu führen. Wer bereits im Alltag auf ein Sauerstoffgerät angewiesen ist, muss unter Umständen auf Flugreisen die Flussrate (Liter Sauerstoff pro Minute) erhöhen.

Gut zu wissen

Im Flugzeuginneren herrscht ein ähnlicher Luftdruck wie im Hochgebirge. Für gesunde Menschen ist das unbedenklich, aber auch bei ihnen sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut. Der Körper reagiert darauf mit schnellerer Atmung und einem erhöhten Herzschlag, manche werden deshalb müde. Liegt eine Lungenerkrankung vor, reichen diese Gegenmaßnahmen des Körpers manchmal nicht aus, um ihn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Zusätzlicher Sauerstoff wird benötigt.

Wohin reisen mit Lungenerkrankungen?

Um einen unbeschwerten Urlaub genießen zu können, ist es für Menschen mit Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD ratsam, bei der Auswahl des Reiseziels einige Punkte zu berücksichtigen. Es gibt Orte und Klimaverhältnisse, die sich günstig auf Atemwegserkrankung auswirken können. Und andere, die das Gegenteil bewirken.

Natürlich ist dies auch abhängig davon, welche Lungenerkrankung konkret vorliegt und wie ausgeprägt diese ist. Während beispielsweise Tauchen im Roten Meer oder Fernreisen für manche Lungenerkrankte riskant sind, ist das für Menschen mit einer einfachen Bronchitis ohne eingeschränkte Lungenfunktion durchaus möglich.

Empfehlenswerte Reiseziele für Personen mit Lungenerkrankung

  • Luftkurorte in höheren Lagen sind vor allem für Menschen mit Asthma aufgrund des geringeren Allergengehalts in der Luft empfehlenswert.

  • Von der feuchten und salzhaltigen Luft in Küstengegenden profitieren Personen mit COPD, da der Sauerstoffgehalt sehr hoch ist.

  • Tiefe Punkte der Erde wie das Tote Meer weisen einen hohen Sauerstoffgehalt in der Luft auf und können sich für Menschen mit COPD sowie mit Asthma eignen.

Ungünstige Reiseziele für Personen mit Lungenerkrankung

  • Orte mit hoher Luftverschmutzung und/oder Smog können die Atemwege zusätzlich belasten, wie es beispielsweise in vielen Großstädten in Indien wie Neu-Delhi sowie in Mexiko City oder Los Angeles der Fall ist.

  • Ein feucht-heißes Klimagebiet belastet Menschen mit COPD oft mehr als ein trocken-heißer Urlaubsort.

  • Bei Reisezielen mit schlechter medizinischer Versorgung ist bei Lungenerkrankungen eine frühzeitige Rücksprache mit den behandelnden Lungenfachleuten wichtig.

  • Fernreisen sind bei instabilem Gesundheitszustand, eingeschränkter Mobilität oder schwerer (Lungen-)Erkrankung weniger ratsam.

Aber nicht nur das Reiseziel, auch der Reiseweg spielt eine Rolle: Wenn man beispielsweise mit einem allergischen Asthma auf Pollen und Tierhaare in eine pollenarme Küstenregion reist, ist es immer möglich, dass der Fluggast auf dem Nachbarsitz Tierhaare auf der Kleidung trägt und dadurch ein Asthmaanfall ausgelöst wird. Aus diesem Grund ist es in jedem Fall wichtig, die Reise gut vorzubereiten und Notfallmedikamente griffbereit im Handgepäck bei sich zu tragen.

Tipps zur Vorbereitung

An erster Stelle bei einer Lungenerkrankung und dem Wunsch zum Verreisen steht: Sprechen Sie so früh wie möglich Ihre Reisepläne mit Ihrer Lungenfachärztin oder Ihrem Lungenfacharzt ab. Haben Sie das ärztliche Okay, können Sie in die Reiseplanung gehen. Manchmal sind dann noch Tests notwendig, um zum Beispiel Ihre Flugtauglichkeit zu prüfen und abzuklären, wie viel Sauerstoff oder Medikamente Sie benötigen.

Zudem sind unter anderem folgende Tipps vor und während der Reise wichtig:

  • Vermeiden Sie das Rauchen. Hören Sie am besten vor der Reise damit auf.

  • Durch regelmäßige Arztbesuche sorgen Sie dafür, dass die Lungenerkrankung therapeutisch gut eingestellt ist.

  • Eine Grippe- und Pneumokokken-Impfung senkt das Risiko für eine Lungenentzündung.

  • Achten Sie darauf, alle wichtigen Medikamente – insbesondere die Notfallmedikamente – sowie bei Bedarf Sauerstoff ausreichend und immer griffbereit im Handgepäck und zusätzlich im aufgegebenen Gepäck bei sich zu führen. Beachten Sie bei der Einnahme die mögliche Zeitverschiebung.

  • Führen Sie eine ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit der Medikation mit sich und gegebenenfalls eine Therapieempfehlung bei einer möglichen Verschlechterung. Sie können dazu das ADAC Formular zur Medikamentenmitnahme für Reisen ins Ausland nutzen.

  • Schließen Sie entsprechende Reiseversicherungen (Reiserücktritt, Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport) ab, die auch Vorerkrankungen einschließen, und informieren Sie sich über die ärztliche Versorgung vor Ort. Auch der ADAC bietet eine solche Reiseversicherung an.

  • Stellen Sie Klimaanlangen so ein, dass die Temperaturschwankungen nicht zu stark sind, damit es dadurch beispielsweise nicht zu Erkältungen kommt.

  • Lassen Sie in Hotelzimmern das Wasser für zehn Minuten laufen, um mögliche Legionellen in den Wasserleitungen wegzuspülen. Halten Sie sich dabei nicht im selben Raum auf. Legionellen können eine Lungenentzündung hervorrufen.

Fit genug, um zu fliegen?

Passagiere, die an einer chronischen Krankheit leiden oder auf Reisen erkrankt sind, müssen der Fluggesellschaft nachweisen, dass sie fit genug für einen geplanten Flug sind. Das gilt auch nach Verletzungen, Operationen und Krankenhausaufenthalten.

Die behandelnde Ärztin oder der Arzt stellen auf Nachfrage eine Flugtauglichkeitsbescheinigung ("Fit to fly") aus. Manche Airlines bieten dafür digitale Vordrucke an. Für die Beglaubigung durch den Mediziner kann ein Honorar anfallen. Das "Fit to fly"-Attest sollten Reisende mit sich führen und bei Bedarf vorzeigen.

Ob eine "Fit to fly"-Bescheinigung akzeptiert wird, entscheidet zunächst der medizinische Dienst der jeweiligen Airline. Es kann mehrere Tage dauern, bis Sie eine Antwort erhalten. Das letzte Wort haben jedoch die Verantwortlichen im Cockpit: Die Pilotin oder der Pilot kann die Mitnahme von erkrankten Passagieren verweigern.

Schwerwiegende medizinische Probleme oder auch Geräte sowie Hilfsmittel (Rollstuhl, Sauerstoffgerät) sollten Sie vor Reiseantritt bei der Fluggesellschaft melden. Die Bearbeitungszeiten können lang sein. In Einzelfällen können medizinisch ausgebildete Flugbegleiter mit entsprechender Ausrüstung zur Betreuung mitreisen und so einen Flug trotz bestehender Gesundheitsprobleme möglich machen. Ihr Einsatz hängt ebenso wie die Installation von Patientenliegen (Stretcher) vom Ermessen der Fluggesellschaft ab. Eine intensivmedizinische Betreuung kann an Bord eines regulären Linienfluges nicht gewährleistet werden.

Ein Flugverbot für Schwangere besteht in der Regel ab der 36. Schwangerschaftswoche, in manchen Fällen auch früher. Vereinzelt müssen Schwangere bereits ab der 28. Schwangerschaftswoche einen "Fit to fly"-Nachweis gegenüber der Airline erbringen.

Reisen mit Sauerstoffgerät

Egal, ob bei der Lungenerkrankung eine Langzeit-Sauerstofftherapie notwendig ist oder beispielsweise nur für den Flug ein Sauerstoffgerät erforderlich ist, das A und O ist eine frühzeitige Abklärung im Vorfeld. Diese umfasst neben der ärztlichen Untersuchung, Therapieempfehlung und der Berechnung sowie der Bestellung des benötigten Sauerstoffbedarfs für die Reise auch die Kostenklärung mit der Krankenkasse, die Sauerstoffversorgung am Urlaubsort und die Vorgaben des jeweiligen Transportmittels für die Mitnahme bei der An- und Abreise.

Mit Sauerstoffgerät Auto fahren

Mit einem tragbaren Sauerstoffgerät Auto zu fahren, ist in Deutschland erlaubt, auch der Transport von Sauerstoff in Privatfahrzeugen (Gefahrgutverordnung Straße, Anlage A/B Randnummer 2009). Die Mitnahme ist auch für europäische Länder geregelt. Dabei gelten jedoch wichtige Bestimmungen, die unbedingt eingehalten werden müssen.

Mit Sauerstoffgerät fliegen

Auch auf einem Flug kann Sauerstoff bei einer Lungenerkrankung mitgeführt werden. Flüssigsauerstoff ist an Bord verboten. Da es jedoch keine einheitlichen Regelungen der Fluggesellschaften gibt, müssen die Mitführbedingungen immer bei der jeweiligen Fluggesellschaft angefragt werden (mindestens acht Wochen im Voraus). Das kann zu Mehrkosten führen. Auch eine Rücksprache mit Ihrer Krankenversicherung und Ihrem Sauerstoffversorger ist notwendig.

In der Regel benötigen Sie für eine Flugreise mit Sauerstoffgerät eine ärztliche Bescheinigung zur aktuellen Flugtauglichkeit und brauchen eine schriftliche Genehmigung der Fluggesellschaft zur Mitnahme der Sauerstoffversorgung an Bord.

Bei manchen Fluggesellschaften werden mobile Sauerstoffflaschen zum kostenpflichtigen Ausleihen angeboten, bei manchen ist sogar nur dies möglich. Auch hier sind die Berechnung und Mitnahme des Sauerstoffbedarfs plus Reserve entscheidend und müssen lungenfachärztlich geklärt sein. Neben dem Sauerstoff ist ebenso an das Zusatzmaterial wie Akkus oder Ersatzsauerstoffbrillen zu denken.

Fluggesellschaften fordern meist die Zusendung einer aktuellen Bescheinigung über die Flugtauglichkeit etwa zwei Wochen vor Reisebeginn. Was vielen Menschen mit Lungenerkrankung unter Sauerstoffgabe hilft, ist, wenn sie sich rund um den Flug einen Betreuungsdienst am jeweiligen Flughafen bestellen.

Reiserückholung bei Lungenerkrankungen

ADAC Ruecktransport von Teneriffa, Malaga ueber Linz, Hamburg nach Nuernberg am 18.03.2013 fotografiert fuer den ADAC. Flughafen
Bei manchen Lungenerkrankungen ist ein Reiserücktransport nicht mit dem Flugzeug, sondern nur am Boden möglich© ADAC/Gunnar Knechtel

Nicht nur für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen spielt das Thema der Flugtauglichkeit eine Rolle. Auch als gesunde Person kann man im Urlaub krank werden – eine Infektion oder ein Unfall können schnell passieren. Ist die Lunge betroffen, kann dies Auswirkungen auf die Heimreise haben. Das kann zum Beispiel die Rückreise verzögern und einen Krankenrücktransport notwendig machen.

Das ist der Fall, wenn Sie sich am Urlaubsort beispielsweise eine Lungenentzündung (Pneumonie) einhandeln. Hier ist schneller ärztlicher Rat gefragt, da bei einer akuten Infektion keine Flugreisetauglichkeit mehr vorliegt. Wann Fliegen nach der Lungenentzündung wieder möglich ist, entscheidet die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt. Erst wenn die Behandlung anschlägt und sich der Zustand bessert, kann je nach Alter, den möglichen Vorerkrankungen und der Flugdauer grünes Licht für den Heimflug gegeben werden.

Auch wenn es zu einem Pneumothorax kommt, also ein oder beide Lungenflügel in sich zusammenfallen, ist Fliegen nicht möglich. Zu einem Pneumothorax kann es durch bestehende Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma kommen, durch unfallbedingte Verletzungen des Brustkorbs oder durch Tauchen (Lungen-Barotrauma) kommen.

Wann Betroffene wieder eine Flugreise antreten können, selbst in einer speziellen Krankenrücktransport-Maschine, ist vom individuellen Gesundheitszustand abhängig. Hier ist mit einer längeren Genesungszeit von vier bis sechs Wochen zu rechnen, bis die Flugtauglichkeit wieder ärztlich attestiert werden kann.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.