"So etwas habe ich noch nie erlebt!"

Runde Sache: Luís Bagarrão (li.) und sein Kollege Armandío  sind mit ihrem Verkaufswagen am Strand von Cabanas de Tavira unterwegs
Runde Sache: Luís Bagarrão (li.) und sein Kollege Armandío sind mit ihrem Verkaufswagen am Strand von Cabanas de Tavira unterwegs© ADAC/Verena Gaspar

Luís Bagarrão (54) verkauft seit 1980 "Bolinhas de Berlim" am Strand von Cabanas de Tavira an der portugiesischen Algarve-Küste. Noch sind die Strände zwar relativ leer, doch das könnte sich bald ändern, wie Bagarrão im Interview verrät.

Cabanas de Tavira ist ein kleines ehemaliges Fischerdörfchen, gelegen an der Ria Formosa im Osten der Algarve, nahe der spanischen Grenze. Portugiesische und ausländische Touristen kommen nicht nur wegen des kilometerlangen Sandstrandes auf der Ilha de Cabanas hierher, sondern auch wegen der Bolinhas de Berlim. Die in Fett ausgebackenen Hefeteigbällchen ähneln Berlinern und sind eine beliebte Nascherei am Strand. Luís Bagarrão und seine Kollegen laufen täglich von Juni bis September den Sandstrand ab und verkaufen frische Bolinhas, gefüllt mit einer süßen Creme oder Schokolade, das Stück für 1,50 Euro oder nur mit Zucker für 1,30 Euro.

ADAC Redaktion: Herr Bagarrão, wie laufen die Geschäfte in Zeiten von Corona?

Luís Bagarrão: Ich verkaufe seit mehr als 40 Jahren unsere Bolinhas de Berlim, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Wir konnten erst Ende Juni mit dem Verkauf starten, weil wir vorher keine Lizenz bekommen haben. Die Strände sind zwar in Portugal schon seit dem 6. Juni wieder geöffnet, aber die Behörden waren wegen Corona so überlastet, dass es mit der Lizenz einfach ewig dauerte. So entging uns das wichtige Geschäft an den Feiertagen. Im Juni finden nämlich die beliebten "Santos Populares"-Feste zu Ehren der Heiligen Pedro, Antonio und João statt. Dann zieht es die Portugiesen an den Strand. Normalerweise verkaufen meine Kollegen und ich dann gut 1200 Berliner am Tag. Jetzt sind es gerade einmal ein paar Hundert.

Kommen derzeit überhaupt ausländische Touristen?

Also, ich habe nur ganz wenige gesehen. Eben gerade habe ich ein paar Bolinhas an Holländer verkauft. Spanier gibt es kaum, dabei ist die Grenze nicht weit und seit 1. Juli auch wieder offen. Und englische Touristen werden dieses Jahr wahrscheinlich überhaupt keinen Strandurlaub in Portugal machen. Die müssten nämlich nach einem Portugalurlaub bei ihrer Rückkehr nach Großbritannien für zwei Wochen in Quarantäne. Die ausländischen Touristen sind aber für uns gar nicht so entscheidend. Die meisten Bolinhas essen sowieso die Portugiesen, und auf die hoffe ich auch im August.

Glauben Sie noch an eine normale Saison?

Zumindest für die ersten beiden Augustwochen sieht es ziemlich gut aus. Dann machen die Portugiesen traditionell ihren Strandurlaub. Und in diesem Jahr werden sicherlich noch mehr Einheimische an die Algarve kommen. Die Unterkünfte in Cabanas de Tavira sind Anfang August bereits komplett ausgebucht.

Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, sich am Strand mit dem Corona-Virus zu infizieren?

Gut, ich bin da jetzt kein Experte. Aber nach allem, was man liest und hört, ist die Gefahr, sich Corona am Strand einzufangen, recht gering. Hier im Osten der Algarve weht meist ein laues Lüftchen, und die Leute halten sich an die Vorgaben von drei Metern Abstand zwischen den Sonnenschirmen. Bei der kurzen Bootsfahrt zum Strand von Cabanas gilt außerdem Maskenpflicht, und auch wir Bolinhas-Verkäufer tragen natürlich Gesichtsvisiere und haben immer Desinfektionsmittel dabei. Wenn sich alle an die Regeln halten, dürfte eigentlich nichts passieren.

Hier finden Sie Infos zum Urlaub in Portugal und der aktuellen Corona-Lage vor Ort.

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