ADAC Tourismuspräsident Kurt Heinen über die Digitalisierung der ADAC Touristik sowie bewährte und neue Angebote für Camper. ADAC Redaktion: Nach zwei Amtszeiten geben Sie im Mai Ihr Amt als ADAC Tourismuspräsident ab. Woran erinnern Sie sich besonders gern? Kurt Heinen: Ich hatte das Glück, dass ich zu Beginn meiner Amtszeit viele Campingplatz-Betreiber kennenlernen durfte. Wir haben viele Plätze besucht, auf denen ich Freundschaften geschlossen habe. Wir wurden gefragt, ob wir helfen und unterstützen können. So hat uns der Betreiber eines Platzes in Italien, einer der größten in Europa, sein Umbaumodell vorgestellt und wollte wissen, was wir davon halten. Ich habe ein, zwei Änderungen vorgeschlagen, die er dann umgesetzt hat. Der ADAC wird akzeptiert, unsere Meinung ist wichtig – das freut mich sehr. Camping boomt seit Jahren, die Branche meldet immer neue Rekorde. Wie unterstützt der ADAC Camper? Wir sind seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Begleiter für unsere Mitglieder, auch für Camper. Mit unseren Campingführern, die rund 5500 Plätze in Deutschland und in Europa im Detail beschreiben. Ein Angebot, das es in Buchform und digital als App gibt. Bei der Bewertung der Plätze können wir uns auf erfahrene Inspekteure verlassen. Ihre Prüfungen sind ausschlaggebend für die Vergabe von Sternen und die sehr begehrte Auszeichnung als ADAC Superplatz. Welche Rolle spielt im Camping die Digitalisierung? Eine immer größere. Die Suche nach Campingplätzen läuft heute oft digital, das sehen wir am Erfolg von Pincamp. 2020 haben mehr als fünf Millionen Menschen das ADAC Campingportal besucht. Dort finden Sie den Platz Ihrer Wahl. Und können mehr als 2000 Campingplätze in Europa online buchen. Außerdem beantwortet das Portal auf den Ratgeberseiten nahezu alle Fragen von Campern. Neben Campingplätzen gibt es einfach ausgestattete Stellplätze. Hier wünschen sich Camper ein größeres Angebot. Was tut der ADAC dafür? Wir bemühen uns seit Jahren gemeinsam mit anderen Verbänden in einem Arbeitskreis darum, dass es in Deutschland mehr Stellplätze für Reisemobile gibt. Mit Erfolg. Immer mehr Gemeinden und Städte weisen Flächen aus, auf denen Camper in der Regel Strom- und Wasseranschluss finden und ein oder mehrere Nächte sicher stehen können. Der ADAC ist dafür, dass man mit dem Führerschein Klasse B Wohnmobile bis zu 4,25 Tonnen fahren darf. Warum? Mehr Stabilität und Sicherheit sowie eine bessere Ausstattung gehen beim Bau von Reisemobilen immer zu Lasten des Gewichts. Bisher dürfen Inhaber eines Führerscheins Klasse B nur Reisemobile bis 3,5 Tonnen fahren. Wenn das Fahrzeug schwerer ist, brauchen sie einen Lkw-Führerschein. Wir sind dafür, diese Grenze auf 4,25 Tonnen anzuheben. Am besten wäre eine europaweite Lösung – die streben wir an. Wie stellt sich der ADAC auf die Digitalisierung im Tourismus ein? Der ADAC hat schon eine Reihe erfolgreicher Apps für seine Mitglieder entwickelt. Herausheben möchte ich die ADAC Trips-App. In der Testphase haben wir unsere Mitglieder gefragt, was wir noch besser machen können. Am Ende ist eine ausgezeichnete App entstanden, mit der man überall in Europa bestens unterwegs ist. Mit ADAC Trips bekommen Sie Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants, tolle Empfehlungen für Aktivitäten von ADAC Experten und vieles mehr. Und was gibt es sonst noch an digitalem Service? Ganz neu ist der "Corona-Radar" – über eine Schnellabfrage bekommen Sie tagesaktuelle Infos für alle deutschen Landkreise. Auch auf dem Wasser sind wir digital. Auf dem ADAC Skipper-Portal können Sie bald sogar Boote online registrieren. 2021 planen wir noch mehr: Aus ADAC Maps wird eine kombinierte Spritpreis- und Navigations-App. Außerdem kommen eine Gesundheits-App sowie ein Portal, mit dem Flug- und Bahnreisende bei Ausfällen oder Verspätungen Regressansprüche geltend machen können. Sie sehen, wir haben digital schon viel erreicht und noch einiges vor. Noch eine Frage zur Politik: Die Tourismusbranche klagt immer wieder, dass sie in Berlin nicht den Stellenwert habe, den sie verdient. Wie sehen Sie das? Wir setzen uns für eine Aufwertung der Tourismuspolitik im Bundeswirtschaftsministerium und eine bessere Koordination zwischen den mit tourismuspolitischen Fragen befassten Ressorts auf Leitungsebene ein. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass gerade im Tourismus, wo die Zuständigkeiten weit verteilt sind, die politische Koordination bislang nicht ausreicht.